Es regnete.
Die schweren Tropfen prasselten laut auf den staubigen Boden und sprenkelten ihn rasch dunkel. Mingyu konnte beinahe hören, wie die Natur aufatmete und sich dem kühlen Nass entgegenreckte.
Der wunderbare Geruch von Sommerregen erfüllte seine Sinne und wäre er nicht in Eile, hätte er sicher wie die durstigen Pflanzen seinen Kopf in den Nacken gelegt und die Tropfen auf seinem Gesicht abperlen lassen.
Doch er war mittlerweile in ernsthaftem Zeitdruck und als ein Donner den Himmel über ihm aufschüttelte, beschleunigte er seine Schritte erneut, nicht besonders angetan von dem Gedanken von einem Blitz getroffen zu werden, der dem Donner unvermeidlich nachfolgen würde.Er war auf dem Weg zum Café seiner Tante. Heute Morgen hatte seine Mutter ihm offenbart, dass diese ihn brauche um auszuhelfen, da ihre eigentliche Mitarbeiterin im Urlaub sei. Lediglich die Aussicht auf etwas zusätzliches Geld hatte Mingyu dazu bewegt zuzustimmen. Seine Tante war ein sehr gesprächsbedürftiger Mensch und brachte Mingyu jedes Mal wenn er in ihrem Café aushalf auf den neuesten Stand des Klatsch und Tratsch der Stadt, ob er es nun hören wollte oder nicht.
Doch zunächst hatte er sich direkt nach einem kurzen Frühstück an seinen Schreibtisch gesetzt und die grobe Idee für ein Buch zu Papier gebracht, die während der letzten drei Tage seit seinem Besuch in dem kleinen Antiquitätenladen in seinem Kopf eine immer klarere Form angenommen hatte.
Wonwoo war nachdem er das Glas weggebracht hatte nicht noch einmal zu Mingyu in den Ladenraum gekommen. Er hatte lediglich den offenen Türrahmen passiert und Mingyu ein letztes Lächeln über die Schulter zugeworfen, bevor er aus seinem Sichtfeld verschwand und Mingyu seine gleichmäßigen Schritte auf einer Holztreppe vernahm. Der Braunhaarige hatte noch ein paar Sekunden wie in Trance auf den gelben Türrahmen gestarrt, dessen Farbe an einigen Stellen abblätterte und hatte an diesem Tag gar nicht schnell genug nach Hause kommen können, um all die Bilder aus seinem Kopf durch die geradezu fieberhaft geführte Bleistiftspitze in Worten und kleinen Skizzen aufs Papier zu bringen.
Seine Gedichte für den Moment vergessen, war er glücklich gewesen aus dem Hamsterrad seiner Schreibblockade entkommen zu sein.So hatte er auch am heutigen Morgen über seine Blätter gebeugt vollkommen die Zeit vergessen und war mit der kritischen Nachfrage seiner Mutter, ob er sich denn nicht schon längst auf den Weg hätte machen müssen, wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen, hatte ein paar Blätter und seinen Bleistift gegriffen und war aus der Haustür hinausgeflogen.
Besagte Blätter hatte er nun unter sein weites T-Shirt geschoben und presste sie schützend an seinen Körper um sie vor dem Regen abzuschirmen.
Als er die gestreifte Markise des Cafés seiner Tante erblickte setzte er zu einem letzten Sprint an und fiel wortwörtlich mit der Tür ins Haus, bevor er keuchend im Eingangsbereich zum Stehen kam und seine nassen braunen Haare aus der Stirn strich."Kim Mingyu!"
Er seufzte und blickte zu seiner Tante, die hinter der Theke stand und scharf auf ihre feine Armbanduhr blickte.
"Eine halbe Stunde zu spät und klitschnass. Du hast Glück, dass du mein Neffe bist. Geh schnell nach hinten und zieh dich um, ich mach dir einen Milchshake."Ein erleichtertes Lächeln fand auf Mingyus Gesicht Platz und er beeilte sich in der kleinen Umkleide aus seinem nassen T-Shirt heraus und mit klammer Haut in das weiße Arbeitshemd und die Schürze hineinzukommen. Er klippte sein kleines Namensschild an, dass seine Tante ihm nach seiner ersten Aushilfsschicht angefertigt hatte und griff dann nach seinen Blättern und dem Stift, während er durch die schwingenden Türen zurück ins Café trat. Er zog leicht die Augenbrauen zusammen, als sich ein Tropfen aus seinen Haaren löste und inmitten seiner Ausführungen das Papier verdunkelte und leicht aufquellen ließ. Hinter der Theke angekommen griff er also nach einem sauberen Küchenhandtuch und rubbelte es einmal über seinen Kopf, um die gröbste Nässe zu entfernen.
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Early Summer - meanie
FanfictionWomöglich war es Mingyus Neugierigkeit geschuldet, eventuell auch Wonwoos Großvater, der Wonwoo anwies dem braunhaarigen Jungen im Laden einen Eistee anzubieten. Vielleicht war es Zufall, dass sie sich kennenlernten, doch Mingyu glaubte nicht an den...