"Hat er mit dir gesprochen?" Eine feminine Stimme war zu hören. Neben mir stand Lynx Black, sah zu mir rüber und musterte mich skeptisch, während ich damit beschäftigt war, demonstrativ gen der unberührten Wasserfläche zu starren. Erst nach einer Weile hob ich die Stimme: "Ja."
Lynx seufzte. "Und?", in ihrem Tonfall schwang Hoffnung mit, doch sie war düster. Hoffnung war Licht, nicht dunkel wie der Name unserer Familie. So etwas wie Hoffnung gab es in den Kreisen der Blacks nicht. Es gab Fakten.
"Was und?"
"Was wirst du tun?"
"Das weißt du, Lynx."
"Und trotzdem heiße ich es nicht gut."
"Du kennst seine Erwartungen. Ich bleibe bei meinem Entschluss.", ohne jeglichen Anflug von Emotionen erhob ich mich, wandte mich von ihr ab und ging den anfangs sandigen Weg hinauf. Von Sand zu Gras, von Gras zu Erde, von Erde zu Stein. Abgestumpft. Am Anfangs noch so unsicher, so feinfühlig und zärtlich - Sand. Dann folgte der erste Kratzer, es begann zu kitzeln, dich zu streichelnd - Gras. Die ersten Niederlagen folgten, die weiße Weste wurde schmutzig, verdreckt - Erde. Und schlussendlich fiel all die Last auf deinem Rücken zusammen und begrub dich unter sich - Stein. Das war der Lebensweg eines jeden. Doch wie schnell man selbst zu Stein wurde, das konnte man nicht entscheiden.Mit ungemein monotonem Gesichtsausdruck öffnete ich die Tür zum Schlafsaal, betrachtete kurz die bereits im Bett liegenden Silhouetten. So friedlich, man könnte fast meinen, es herrschte Harmonie. Vielleicht gab es sie ja wirklich, wenigstens für ein paar Stunden. Den Blick gen Decke gerichtet schloss ich die Augen, die Ruhe genießend, bis ich in eben dieser Position einnickte und irgendwann in einem tiefen Schlaf fiel.
Ruckartig setzte ich mich auf, als das nervtötende Geräusch eines Weckers zu hören war und - oh, wenn Blicke töten könnten... - starrte Lucius an. Der jüngere entzog sich eingeschüchtert meinem Blick, worauf ich knurrig aufstand mich, nun wo ich sowieso wach war, umzog und fertig machte. Der neutrale Gesichtsausdruck von gestern Abend war wie weggeblasen von einer grimmigen Mimik, die sich den ganzen Tag über nicht verändern sollte. Erst als Luna das ganze Frühstück damit verbracht hatte, mich zu bekehren, legte sich diese Boshaftigkeit etwas, was vermutlich anderweitig nicht gut ausgegangen wäre im Anbetracht des Faktes, dass die ersten beiden Stunden Verteidigung gegen die dunklen Künste waren. Welch Ironie.
Porter betrat mit fünf Minuten Verspätung den Raum, sortierte noch währenddessen die Blätter und ließ die Bücher hart auf das Pult fallen. Und jemanden wie ihn sollte man ernst nehmen? Ich kannte Porter gut genug und wusste, dass er immerhin als Zauberer etwas taugte, doch seine Leistung als Lehrer übertraf selbst die von Hagrid kaum. Kopfschüttelnd erledigte ich die Aufgaben, bis er gegen Mitte der Stunde begann, tatsächlich praktische Arbeit zu machen, was mich nur erneut feststellen ließ, wie unfassbar untalentiert Hufflepuffs waren. Nutzlose Primaten. Als wäre es das einfachste der Welt, folgte ich den altbekannten Anweisungen und schickte den Irrwicht wieder zurück in die Kiste, Wiederholungsunterricht. Porter schien selbst nicht wirklich zu wissen, was er mit uns machen sollte und dementsprechend motiviert die Klasse.
Einige Zeit später beendete er den Unterricht, indem er sich vom Pult erhob, knapp die Hausaufgaben an die noch unbenutzte Tafel schrieb - allerdings nicht mit Kreide, sondern mit seinem Zauberstab. Kopfschüttelnd erhob ich mich und verließ ohne einen Blick zurück den Raum.In den nächsten Tagen musste ich wohl oder übel lernen, mich mit Porter zu arrangieren. Merlin sei Dank, dass er mich die meiste Zeit in Ruhe ließ und wir somit nicht großartig miteinander konfrontiert worden, abgesehen vom Unterricht. Meinen Spaß sollte ich allerdings bei etwas bekommen, wo ich es am wenigsten erwartet hätte.
Ausdruckslos ließ ich mich neben Lynx auf einem der Stühle nieder, die um einen langen Tafeltisch gestellt waren. Nach und nach füllten sich die Plätze mit bekannten Gesichtern, die zum Kopfende gerichtet waren. Aus dem Augenwinkel musterte ich den Dunklen Lord, während sein Blick über seine Anhänger schweifte, bis sich auch der letzte - Porter - niederließ. Das Licht des Mondes fiel durch die Fenster und beschien matt den gekerbten Tisch. Eine gläserne Stille herrschte, doch kaum länger als wenige Augenblicke, bevor sich seine Stimme im Raum ausbreitete: "Wie ich sehe, bist du zurück, Alain." Der Angesprochene nickte resignierend. "Und bist du dir deinen Aufgaben auch weiterhin bewusst?", sein Tonfall war scharf, nahezu durchbohrend, während Porter den Blick devot neigte. "Natürlich, Dunkler Lord." Die Augen von ihm wendend, fixierte er nun mich, was ich neutral erwiderte. "Asterion...", seine Stimme war nachdenklich, während Nagini sich über seine Schulter schlängelte und zu mir sah. "Sag mir, bist du in der Lage, deinen Auftrag zu erfüllen?", ein erneut scharfer Blick seinerseits traf mich, ließ mich jedoch unbeeindruckt zu ihm sehen. »Es ist mir bereits einmal gelungen.«, antwortete ich ihm, worauf Nagini den Kopf hob und langsam in meine Richtung kam, sich um meinen Hals schlängelnd und mich genauestens betrachtend. »Geh zurück zu deinem Herrn.«, wies ich sie an, ihr mit den Augen folgend, bis sie wieder auf der Schulter des Lords lag. Sein Blick war zufrieden, doch etwas anderes lag darin - Skepsis. Es missfiel ihm.
"Asterion!" Müde vernahm ich eine feminine Stimme neben mir, während ich langsam die Augen öffnete. Neben mir stand Luna, die mich vorwurfsvoll ansah. "Es gibt gleich schon Abendessen.", erklärte sie mit einem Blick durch das Fenster. "Was suchst du überhaupt hier?", murmelte ich leise, bevor ich mich aufsetzte. "Was soll ich denn sonst machen, wenn du dich nicht blicken lässt?", meinte Luna, die Arme verschränkend. "Ich komm' gleich. Gib' mir einen Moment.", entgegnete ich nur leicht genervt und stand auf, worauf sie kopfschüttelnd den Raum verließ. Gedanklich noch bei dem vergangenen nächtlichen Treffen, richtete ich mein Hemd und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Ich hatte zutun.
Während des Essens saß ich, wortkarg wie eh und je, neben Luna und fokussierte mich auf eine einzelne Person, die bereits vor einigen Jahren ihren Platz am Lehrertisch gefunden hatte. Ich kannte ihn noch aus seiner Schülerzeit, wenn auch nur ein Jahr lang. Vier Jahre waren seitdem vergangen und er hatte hier als Lehrer angefangen, unterrichtete Verwandlung. Wenn man nicht seinen Namen kannte, würde man ihn definitiv nicht mit einem Reinblut assoziieren, geschweige denn mit einer der Familien der Unantastbaren Achtundzwanzig. Nusakan Gaunt, ein langbeiniger, schmaler, aber talentierter Zauberer mit einer Obsession für Zigaretten, gehörte zweifelsohne zu der etwas extravaganten Art von Reinblütern, nämlich der, die wir nicht als ein Reinblut ansehen würden. Er war seltsam, distanzierte sich weit von den Ideologien seiner Familie und pflegte stattdessen seinen "guten" Ruf als Lehrer. Das war allerdings nicht das einzige, was ihn für mich relevant machte. Gaunt war derjenige, der mir im Weg stand, meiner Aufgabe nachzukommen.
"Du starrst, Asterion.", bemerkte Luna mit einer hochgezogenen Augenbraue, während sie an ihrem Kürbissaft nippte. Kopfschüttend wandte ich mich ab und gab ein knappes Murren von mir. "Ich zähle jetzt schon zwei Lehrer, die ich nicht gebrauchen kann. Als wäre Gaunt nicht schon genug gewesen. Aber Porter...", murmelte ich knurrend, die Arme auf dem Tisch abstützend und den Kopf in den Nacken legend.
Ich brauchte ein Konzept.
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Lächel' doch einmal, Black.
FanfictionAsterion Black ist all das, was man von einem Reinblut seiner Zeit erwartet. Talentiert, arrogant, treu, ein Todesser und vor allem eines: verbittert. Der in einen Unbrechbaren Schwur eingeschworene Alain Porter macht ihm im Sommer 1966 einen gewalt...