3 minutes

128 21 54
                                    

YOONGI, 17:48, late autumn, seoul.


Hektisch rannte ich die Rolltreppe hinunter.

Außer Atem kam ich am Gleis zum stehen, nur um zu bemerken, dass ich die U-Bahn verpasst hatte.

Fluchend raufte ich mir die Haare und drehte mich hilflos zu den Informationen. Die nächste kam zwanzig nach.
Ich würde es definitiv nicht mehr schaffen.

"Fuck!" Wütend und enttäuscht tritt ich einen leeren Cafe To-Go Becher den Steig vor mir entlang.

Das erste Jobangebot seit Monaten und ich verpasste meine Bahn.

Ich lief zu dem Paar, welches sich gerade gegenseitig Zigaretten anzündete und kratzte mich am Nacken.

"Sorry, habt ihr vielleicht eine für mich?" Die Frau lächelte mitleidig und hielt mir Angefragtes vor die Nase.

Die kleinen Sterne funkten aus dem flackernden Orange, als sie ihr Feuerzeug zum dritten Mal bediente.
Dankend verabschiedete ich mich und ging langsam in den Tunnel zurück, von dem ich gekommen war.

Die Augenbrauen zusammenziehend zog ich ein paar Mal kräftig die giftigen Gase in meine Lunge, mit dunkler Stimmung auf meine schwarzen Stiefel starrend.

Den Kopf hebend konnte ich bereits den Ausgang sehen.
Der Himmel war verdächtig grau geworden, seitdem ich vor gut fünf Minuten hier reinhuschte.

Ich blieb einige Minuten in der schützenden Station stehen, ehe ich auch schon einige Tropfen auf der Straße ausmachen konnte.

Grinsend öffnete ich meine Tasche.
Meine Mutter hatte mir nicht umsonst beigebracht, immer einen Regenschirm einzupacken.

Selbstsicher tastete meine Hand in dieser herum, Papiere und Stifte beiseiteschiebend, bevor meine Augen sich in Realisation weiteten.

Er hatte nicht hereingepasst. Die Unterlagen waren wichtiger gewesen.

Das war jetzt nicht euer verfickter Ernst!

Nichtmal eine Kapuze hatte ich.
Schließlich musste ich den eleganten Mantel für das Vorstellungsgespräch anziehen.
Oh, wie ich mich in diesem Moment verfluchte.

Drei Minuten zu spät war ich gewesen.
Und jetzt stehe ich hier.
Ohne Job, ohne Schirm.

Ein Mädchen in meinem Alter fuhr auf einem Fahrrad vorbei, Gemüse und Blumen in ihrem Korb.
Sie schenkte mir ein breites Lächeln.
Ich versuchte, es so aufrichtig wie möglich zu erwidern.

Und bevor ich es mich versah, prasselte der Regen auch schon stärker auf die Stadt nieder.
Binnen weniger Augenblicke wurde es kalt.
Eiskalt.

Es war offensichtlich, dass der Winter vor der Tür stand.
Ich war hin- und hergerissen, ob ich auf einen Schauer hoffen oder einfach loslaufen sollte.
Es half ja nichts.
Ich packte den Träger meiner Tasche und bog um die Ecke, heraus aus dem Bahnhof.

⊱ ⊰

"Hast du keine scheiß Augen im Kopf oder was?" Brüllte ich los, als ich den Mann anfunkelte, welcher unbeteiligt weiterlief.

"Wichser." Murmelte ich, als ich mich von dem nassen Boden aufrichtete. Eine kleine Hand schloss sich um meinen Ellbogen, mir helfend.

"Bist du okay?" Ich stutzte bei der weichen Stimme, die von dem Jungen ausging.

"Ja, geht schon." Ein paar matschige Blätter von meinem Mantel klopfend, hob ich meinen Blick.
Ein leichtes Grinsen lag auf dem hübschen Gesicht.

Ich nahm mir etwas Zeit, ihn zu betrachten. Mir fielen sofort seine plumpen, leicht rosa Lippen auf.
Die Wangen gerötet, vermutlich von der Kälte, sah er mich an.

"Hast du keinen Regenschirm?" Fragend legte er den Kopf schief, mich von oben bis unten musternd.
Eine angenehme Gänsehaut überzog meinen Körper.

"Nein."

umbrella story ʸᵐ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt