Dream, Fly and Dance

Kapitel 1: Erschöpfung

,,Spitze... Spannung." ruft die strenge Stimme meines Trainers. Schwer atmend versuche ich meine Position zu halten. Schweis läuft mir die Strin herunter.
,, Gut." nickt der Mann. Mein Tanzpartner reicht mir die Wasserflasche. Ich blicke in den Spiegel an der Wand. Der schwarze Body liegt eng an. Die weiße Strumpfhose ist feucht und klebt unangenehm. Meine Spitzenschuhe drücken unangenehm. Ich kann mir meine Füße schon richtig vorstellen. Meine langen braunen Haare sind zu einem strengen Dutt gebunden. Meine Haut ist blass und ich bin einfach etwas dünn.
,, Es sah wirklich gut aus." bekräftigt Lorenzo mit iltainischen Akzent.
,, Aber nicht gut genung." keuche ich und trinke einen Schluck Wasser. Wir beide beobachten Valentina. Immer wieder frage ich mich warum ich das tue? Ballett. Es fühlt sich an wie fliegen und sieht so leicht aus. Aber dahinter steckt sehr viel Arbeit und belastet den Körper extrem. Deshalb lieben wir es.
Heute ist mal wieder ein klassischer Montag. Jeder ist träge und die Stimmung ist auch dementsprechend. Lorenzo ist erster Solist am Theater Bielefeld. Er sieht noch erschöpfter aus als ich.
,, War die Nacht zu kurz?" frage ich nach und stelle mich anders hin.
,, Oh ja. Federico ist krank und Paolo hat schlecht geschlafen. Antonia ist genervt." stönt er und kreist die Schultern. Die Gelenke knacken und er stellt sich an die Wand.
,, Mittagspause. " verkündet unser Chef. Erschöpft schleppe ich mich zur Umkleide. Ich öffne den Spint um mein Mittagessen herraus zu holen. An der Tür habe ich Fotos geklebt. Von allen meinen Stationen. Von meiner Ausbildung und Schulzeit an der Palucca Schule in Dresden, das Bolschoi oder Hamburg. Alles ohne Familie. Ich bin einsam und wünsche mir nichts mehr als einen Mann. Aber will mich schon? Eine Frau die 1.68 m groß ist und nur 50 kg wiegt. Das Leben macht mich einsam. Ich nehme die Gabel und stecke mir ein Stück Brokolie in den Mund. Meine Beine habe ich angewinkelt.  Valentina setzt sich zu mir.
,, Wie geht es dir?" die junge Spanierin lächelt höflich.
,, Gut und dir?"
,, Ebenfalls. Darf ich dich um einen gefallen bitten?" sie klimmpert mit ihren langen Wimpern.
,, Na klar." lache ich und esse weiterhin mein Gemüse.
,, Also. Meine beste Freundin hat ein Haus in Bünde gekauft. Sie feiert nächsten Samstag die Einweihungsfeier und ich darf jemanden mit nehmen. Da dachte ich an dich."
,, Wenn es für deine Freundin okay ist."
,, Na klar. Also ist das ein Ja?" quickt die schwarzhaarige.
,, Ja." ich hebe die Hand und stelle die Sachen zurück in den Spind.
,, Dann hole ich dich am Samstag um 18.00 Uhr ab." lächelt sie und verschwindet aus der Umkleide. Ich nehme meine Tasche und gehe wieder in den Tanzsaal. Die letzten 4 Stunden Training vor mir. Wir üben seit ein paar Wochen für Romeo und Julia. Demnächst werden die Rollen bekannt gegeben. Aber erstmal ist wieder Technik angesagt. Einer der anstrengsten Teil meines Jobs. Ich trinke noch ein Schluck Wasser. Die nächsten Stunden verbringe ich damit, mich zu strecken, zu springen und auf der Spitze zu tanzen.
Endlich ist das Training vorbei. Als erstes löse ich meinen Dutt. Das unangenehme ziehen an meinem Hinterkopf lässt nach. Ich löse die Knoten aus meinem Spitzenschuh. Meine Füße tun einfach nur weh. Blasen, Druckstellen und v
Verkrümmungen. Schnell zwänge ich mich in meine Jeans und ein Tshirt. Ich verabschiede mich von meinen Kollegen. Das Wetter ist traumhaft schön. Völlig in Gedanken laufe ich Richtung Auto. Ich merke nur das ich in jemanden hinein laufe. Erschrocken lasse ich mein Tasche fallen. Meine Hände krallen sich in den Kragen eines Shirts. Zwei Arme umschließen meine Taile und ich werde so vor einem Sturz bewahrt. Ich blicke in zwei warme große Augen. Ein Mann steht vor mir. Er hat einen kleinen Bart am Kinn und leichte Falten liegen um seine Auge. Ein paar blonde Strähnen hängen aus der Kappe. Diese ist schwarz und ein C prangt darauf. Der unbekannte ist ein Stück größer als ich.
,, Ähm Entschuldige Sie bitte ich war in Gedanken." entschuldigend blicke ich ihn an.
,, Kein Problem." seine Stimme ist freundlich und er wirkt mehr als nur nett.
,, Na dann." ich hebe meine Tasche auf und löse mich aus seinen Armen. Sofort habe ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Komisch. Ich laufe ein Stück und drehe mich noch einmal um. Er schaut mir nach und ich schenke ihm ein freudiges Lächeln. Schnell fahre ich nun nach Hause. Die Wohnung ist leer und niemand ist da der sich freut mich zu sehen. Ausgenommen sind dabei meine beiden Kater. Ein rothaariger namens Garfield und ein schwarzhaariger namens Kafka. Beide liegen schlafend in ihrer Kuschelecke. Ich öffne die Tasche und werfe meine Klamotten in die Waschmaschine. Sofort folgen frische in die Tasche. Ich hätte diesem Mann nach seiner Nummer fragen sollen. Immer wieder schwirren mir seine Augen durch das Gedächtnis. Auch während meines täglichen Rituals einen Tee zu trinken. Diese 30 Minuten sind nur für mich. Runter kommen, durchatmen und den Stress vergessen. Nebenbei läuft eine Netflixserie und ich liege auf dem Sofa. Bevor die Erschöpfung siegen kann, stehe ich auf, um zu kochen. Abends gibt es  Kohlydrate. Oft Reis mit Fleisch oder Fisch und Gemüse. Nebenbei mache ich mir mein Mittagessen für morgen. Ein bunter Salat und ein wenig Hünchenbrust. Viele denken immer, dass Balletttänzer zu wenig essen. Das Gegenteil ist ehr der Fall. Ich esse unglaublich viel und reichhaltig. Aber durch die Arbeit und das intensive Training wiege ich so wenig. Oft habe ich das Gefühl, mich besser mit Lebensmitteln auszukennen als andere. Während ich esse, fällt mir der Mann von vorhin wieder ein. Wer er wohl ist ? Ob er eine Frau und Kinder hat? Eins steht  definitiv fest.  Ich muss wissen er ist. Koste es was es wolle. Müde hüpfe ich nun unter die Dusche und dann ins Bett. Doch diese braunen Augen lassen mich einfach nicht mehr los. Gerne würde ich wissen wie er ohne eine Kappe aussieht. Genau so hübsch wie mit Kappe. Die Müdigkeit trifft meinen Körper und ich hoffe, dass mein Muskelkater nicht ganz so schlimm sein wird.

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