Etwas Zeit zum Denken

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"Soll ich dich nach Hause begleiten?", fragte Light Yagami nach dem Unterricht.
"Nett von dir, aber ich brauch mal etwas Zeit für mich", antwortete ihm Nato und verabschiedete sich rasch.
"Magst du die Kleine jetzt etwa doch?", fragte Ryuk verwirrt.
"Blödsinn", antwortete ihm Light leise, "ich hätte nur gerne gewusst, wo sie wohnt. Auch wenn ich inzwischen nicht mehr glaube, dass sie etwas weiss, kommt sie mir doch etwas eigenartig vor. Ich würde sie eigentlich doch ganz gerne im Auge behalten."

«Gehen Sie aus, L?» fragte Watari als er den jungen Mann an der Zimmertüre sah.
«Ja. Ich werde mich einige Zeit im Park zwei Strassen weiter aufhalten. Vielleicht komme ich dann hinter die Denkweise von Blanc», meinte er und trat aus dem Zimmer. Watari blieb etwas verwundert zurück. Es kam nur sehr selten vor, dass sich L ohne einen handfesten Grund ausser Haus begab. Dieser Blanc machte ihm wohl wirklich zu schaffen.

Zwei Strassen weiter sass ein Mädchen einsam auf einer Bank. Auf ihrem Handy las sie sich die neusten Nachrichten durch. Schon wieder hatte Kira zugeschlagen. Zero besah sich die Liste der Opfer und schreckte bei einem der Namen unwillkürlich zurück. Taiyo Yoru. Sie erinnerte sich gut an ihn. Er hatte 12 Kinder entführt und deren Eltern getötet. Anschliessend hatte er die Kinder misshandelt und auf dem Schwarzmarkt verkauft. Nato und Blanc hatten über Sieben Monate gebraucht, um ihn zu fassen, ohne die Kinder zu gefährden. Als sie ihn endlich schnappen konnten, mussten sie betrübt feststellen, dass eines der Kinder längst enthauptet worden war. Ein kleines Mädchen mit dem Namen Heiwa. Bis Heute, fast vier Jahre nach dem Vorfall, machte sich Zero Vorwürfe. Sie blickte auf Taiyos Bild und spürte schockiert eine gewisse Dankbarkeit Kira gegenüber. Der Richter hatte für diesen Verbrecher nämlich nur wegen Kindesentführung für 5 Jahre hinter Gitter gebracht. Mit dem Mord an Heiwa ist er also trotz Beweise durchgekommen. Zero schüttelte den Kopf. Natürlich hätte er zu Tode verurteilt werden sollen, doch hatte Kira deshalb noch nicht das Recht, seine Selbstjustiz durchzusetzen.

L suchte nach einer leeren Bank. Überall sassen Pärchen oder albernde Teenager. Auf der einzigen Bank die infrage kam sass ein Mädchen mit grauem Haar. Sie hielt ihr Handy fest in der Hand und zitterte ein wenig. Interessiert beobachtete er sie eine Weile. Sie trug Schuluniform, wirkte auf ihn jedoch bereits viel reifer. Keine Lackierten Nägel, keine Schminke und kein Schmuck wie er es sonst von Mädchen in ihrem Alter kannte. Schliesslich schüttelte sie den Kopf, lies ihr Handy sinken und lehnte sich zurück. «Das geht so nicht. Ich muss das auf die Reihe kriegen», hörte L sie murmeln. Er lief auf sie zu und hockte sich wortlos neben das Mädchen. Dieses schlichte Mädchen hatte sein Interesse geweckt.
Zero drehte den Kopf und musterte den jungen Mann eingehend. Er hatte tiefe Augenringe und wirkte generell etwas kränklich. Er hatte eine eigenartige Sitzposition und verfügte über denselben forschenden Blick wie Zero selbst. Sie überlegte kurz dann meinte sie schlicht: «Nato Sagasu»

«Hideki Ryuga», kam nach kurzer Pause die Antwort.
Zero war sich sofort sicher, dass er den Namen des Popstars nur als Decknamen missbrauchte.

«Fliehst du vor der Polizei oder was? Du siehst aus als hättest du seit Monaten weder geschlafen noch ordentlich gegessen. Ich lad dich ein. Sushi?», meinte Nato und lächelte Hideki an.
«Danke, aber das brauchst du nicht. Es ging mir nie besser», erwiderte dieser knapp, «Was hat dich vorhin eigentlich zum Zittern gebracht?»
«Ein Artikel in der Zeitung hat mich an... eine Prüfung erinnert, bei der ich ohne Probleme die volle Punktzahl hätte holen können, jedoch bei der letzten Frage kläglich versagt habe»
"Sowas kenne ich. Am schlimmsten ist aber immer der Moment wenn die Zeit abläuft und selbst die Frage unverständlich erscheint"
"Ja, da ist was dran"
Fast zwei Stunden sassen die beiden anschliessend schweigend nebeneinander und dachten über ihre jeweiligen Rätsel nach ohne zu wissen, dass der jeweils andere gerade beinahe an derselben Frage herumgrübelt. Schliesslich tuteten ihre Handys beinahe gleichzeitig. Beide wussten sogleich wer ihnen geschrieben hatte.
«Eine Frage noch, Hideki. Was geschieht, wenn ein Mörder getötet wird dessen Straffe dem gesamten Volk zu milde war?»
L sah das Mädchen nun wieder forschend an. Dann meinte er: «Der Mörder des Mörders würde wahrscheinlich gefeiert werden. Aber sie sollten nicht vergessen dass diese Art von Selbstjustiz ebenso ein Verbrechen ist wie dasjenige wofür der Mörder ermordet wurde. Ich bin der Meinung das dieser Kira schnellstmöglich aus dem Verkehr gezogen werden sollte»
«Natürlich, ich sehe das nicht anders. Es ist nur so, dass ich eines seiner neusten Opfer kannte. Naja, kennen ist vielleicht übertrieben, aber ich weiss, dass er ein Kind getötet hat. Ich will dieses Gefühl der Schadenfreude nicht, aber...»
L verstand genau was sie meinte. Auch er hatte mit der Zeit solchen Gefühlen aus dem Weg gehen müssen. «Du musst umdenken. Wäre es für diesen Mann nicht eine schlimmere Straffe gewesen hätte man ihn noch länger hinter Gitter gebracht? Kira hat ihn also gewissermassen erlöst»
Nato lächelte ihn dankbar an. In Zero war der alte Ehrgeiz und Gerechtigkeitssinn wiedererwacht. 
"Bist du öfter hier?", fragte sie hoffnungsvoll.
"Eigentlich nicht, aber es wäre durchaus eine Überlegung wert", antwortete L.

Die Beiden verabschiedeten sich. Im Licht der untergehenden Sonne schlugen die zwei Detektive jeweils ihren Weg ein. Zero war dankbar für den kleinen Schubser in die richtige Richtung und L war dankbar für das Lächeln welches ihn nach langem wieder etwas zur Ruhe kommen lies.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 23, 2023 ⏰

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