2. Zeit für ein ganz neues Leben, huh?

5 0 0
                                    


Meine Augen hatten sich immer noch nicht an die Helligkeit gewöhnt, so wie es schien.
Zumindest schmerzten sie. Vielleicht war auch allerdings das Pochen hinter meiner Stirn Schuld an diesem Zustand. Als sich meine Sicht jedoch aufklarte, blickte ich mich um. Es war offensichtlich, dass wir unter der Erde waren.
Ein Blick nach oben zeigte mir nur tiefe Schwärze, wobei der steinerne, höhlenartige Raum, der zum Teil mit pseudofuturistisch wirkenden plastikverkleideten Wänden gestützt wurde, von hellen Schweinwerfern beleuchtet war – die Art, die man auf einer Baustelle erwartete und die einen sofort blendeten, wenn man es auch nur wagte, in deren Richtung zu schauen. Nicht unbedingt in einer nukleargesicherten Verwahrungsanlage für Überlebende eines moralisch zweifelbehafteten Atomkrieges. Eine Treppe führte auf eine kleine, gerüstähnliche Plattform, wobei sich hinter der Plattform wohl der eigentliche Eingang zum Vault befand, wie verkleidete Wände und ein langer Gang, den ich erahnen konnte, mir zumindest versicherten.

Nur flüchtig schielte ich aus den Augenwinkeln hoch zu meinem Mann, der mir einen besorgten Blick zuwarf. Ich lächelte, auch wenn es sich falsch und wie angetackert anfühlte, als hätte man es aus einer dieser lästigen Werbeplakate geschnitten und über meinen Mund geklebt. Zusätzlich hob ich die Augenbrauen.
Eine stumme Antwort - ‚Alles ist Bestens.'.
Wirklich überzeugt schien Nate nicht zu sein, so wie ich seine Mimik deutete – die Mundwinkel herabgefallen, die Augenbrauen zusammengezogen - , doch rückte sein Blick von mir ab, als eine Stimme zu sprechen begann.

„Willkommen im Vault 111. Wir bedauern den Umstand, unter dem ihr euch hier einfinden musstet, doch hoffen wir auf eure Kooperation für ein besseres Leben nach den ... derzeitigen Zuständen."
Eine Frau in einem blauen Anzug trat vor und stellte sich an das Geländer der Plattform, – offenbar die Sprecherin. Einen Moment musterte ich den Aufzug etwas ungläubig – ich hatte etwas anderes erwartet als ein Ganzkörperkondom, eher eine Art Weltraumanzug, vielleicht? – doch wurde ich sofort zurück in die Wirklichkeit geholt, als sich die kleine Meute an Überlebenden in Bewegung setzte – manche hastig, manche langsam, wie gelähmt, als hätte ihr Verstand noch nicht ganz erfasst, was passiert war. Ich konnte es ihnen nicht verübeln.

Auch Nate setzte sich in Bewegung, Shaun feste an sich drückend. Ich bemerkte gar nicht, wie mein Arm sich reflexartig hob, meine Hand packte sein Hemd und hielt ihn fest. Ein überrascht wirkender Blick aus braunen Augen traf mich, als Nathan nach hinten blickte, ehe selbiger warm wurde, fast weich. Er trat einen Schritt zurück und ich klammerte mich an seinen Arm, nicht allzu fest, doch so, dass ich mir sicher sein konnte, dass er nicht verloren ginge. Meine Beine zitterten dennoch auf unerklärliche Weise wie Espenlaub, als ich langsam einen Schritt nach dem anderen nach vorne setzte. Ein paar der Wachmänner warfen sich kritische Blicke zu, wie ich aus den Augenwinkeln bemerkte, und einer schien kurz davor, seinen Posten verlassen, um mich wahrscheinlich in den eigentlichen Vault wenn nötig schleppen zu müssen, doch die scheinbare Aufseherin des Vaults hob gebieterisch die Hand, als sie die aggressive Gestik bemerkte.

„Ist alles in Ordnung, Miss?", sprach sie freundlich, aufrichtig besorgt klingend. Mein Magen knotete sich zusammen und erneut war da dieses Sträuben, doch ich nickte nur und versuchte mich an einem Lächeln. Eines, das wohl noch schlechter ausfiel als das, was ich Nate schenkte.
„Ja..Es..war nur so plötzlich.", log ich und ich bemerkte, wie sich die Mimik der Aufseherin veränderte.
Skepsis huschte wie ein Schatten über das runde Gesicht, dann lächelte sie jedoch wieder. „Seien Sie unbesorgt. Hier werden Sie von den Besten verso..-"
Mein Verstand erfasste nicht mehr den Rest des Satzes.

Ein Blitz zuckte vor meinen Augen auf, einen Moment verschwamm meine Sicht und schließlich wurde es mir vor den Augen schwarz. Wirres Stimmgewirr schallte mir an mein Ohr, als käme es aus weiter Ferne.
Bilder blitzten auf. Helle Deckenlampen. Ein OP-Licht.   "Hier werden Sie von den Besten versorgt..", klingelte an meine Ohren, die Stimme wirkte merkwürdig verzerrt. Tief. Nahezu monströs. Ich spürte etwas Festes um meine Handgelenke, um meine Fußgelenke, ja, selbst um den Bauch geschnallt. Ledergurte?

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 14, 2020 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Commonwealth BluesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt