*Kapitel 5 - Tschüss Altes Zuhause*

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Mit viel Mühe stopfte ich all meine Klamotten aus meinem Kleiderschrank in den Koffer, den mir Aizawa gegeben hatte. Ich packte meine Zeichenblöcke und meine Stifte in die vorderste Tasche und pfiff mir erschöpft eine lose silberne Haarsträhne aus dem Gesicht, sobald ich meinen vollen Koffer betrachtete. Mein Handy musste ich direkt bei meinem neuen Sensei abgeben, da ich noch nicht sicher genug war um eins wieder benutzen zu dürfen. Nun ja, ich habe da sowieso nur Musik daraus gehört...

Nachdem ich das Angebot, eine Superheldin zu werden, annahm, musste ich mich von Sharpy verabschieden, da sie nicht mit mir nach Musutafu kommen durfte. Die Stadt, wo UA liegt. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich diese schusselige Heldin nicht vermissen würde. Es klingt komisch, aber ich hatte das Gefühl, das wir Freunde waren, auch wenn es ihr Job war auf mich aufzupassen. Sie war die Einzige, mit der ich so richtig geredet habe und ich war gerne bei ihr. Fühlt es sich so an Freunde zu haben? So akzeptiert und als eigenständige Person betrachtet zu werden?

Sharpy verlor sogar die ein oder andere Träne bei unserem Abschied –wenn nicht auch etwas übertrieben- und nachdem sie mir fest versprochen hatte, dass wir uns wiedersehen werden, stieg ich mit Aizawa in die Limousine und fuhr mit ihm zu meiner alten Wohnung. Diese hatte sich kaum verändert. Abgesehen von den eingeschlagenen Fenstern, den vielen Absperrbänden der Polizei und dem bereits trocknenden Blut von meinem Vater auf dem Fußbodenflur war hier noch alles wie vor dem Angriff. Aizawa-sensei erlaubte mir meine persönlichen Sachen zu packen, da wir mit einem Privatjet in Kürze nach Musutafu fliegen werden. In mein neues Zuhause.

Zudem gab er mir die Möglichkeit mich noch einmal hiervon zu verabschieden. Ich betrachtete mein kleines Zimmer, die Aussicht aus meinem Fenster und der Geruch von Kirschblütenbäume. Ah, meine Räucherstäbchen muss ich auch noch einpacken! Ich setzte mich auf die Bettkante meines Bettes hin, nachdem ich dies tat und sah auf meine Sneaker runter. Dass ich ein unwohles Gefühl im Magen hatte, konnte ich nicht verleugnen. Ich werde hier zwar offensichtlich für die UA gezwungen, dahinzugehen, aber ob ich da angenommen werde, konnte mir keiner sagen. Ob ich von den Schülern angenommen werde... Bestimmt hat es sich schon lange über die Runde gesprochen, dass eine Schurkentochter auf eine Heldenschule geht.

„Bist du soweit?", tauchte plötzlich die Stimme von Aizawa-sensei auf und sein Kopf spähte durch den kleinen Türspalt.

Aus Reflex quiekte ich laut auf und packte mich selbst an der Brust. Als ich jedoch realisierte, dass es nur mein neuer Mentor war, entspannte sich mein Herzschlag wieder und ich richtete mich auf. Ich sollte nicht so sehr in Gedanken vertieft sein.

„Ich schätze schon. Außer meinen Klamotten habe ich nicht viel", murmelte ich schüchtern und sah peinlich berührt auf meinen Koffer.

Dabei hatte ich gar nicht so unrecht. Selbst als ich noch jünger war, gaben mir meine Eltern nicht viele Spielzeuge, was jedes normale Mädchen gehabt hätte und so entwickelte ich mich so einer kreativlosen Persönlichkeit, die es bestimmt schwer haben wird, neue Freunde zu finden. Vorausgesehen ich darf mir neue Freunde suchen...

„Das macht nichts. Du bekommst alle nötigen Schulsachen von der UA zugestellt", erwiderte Aizawa-sensei mit monotoner Stimme und hob meinen Koffer auf.

Er lief hinaus und ich drehte mich nochmal zu meinem Zimmer um. Das war's jetzt also... Tschüss altes Zuhause. Dies war mein Zufluchtsort. Jetzt habe ich keins mehr und muss mich der Realität stellen: Dass mein Leben ab heute der Regierung gehört. Ich seufzte enttäuscht und tapste mit schnellen Schritten meinem Lehrer hinterher.

Als wir an dem riesigen Blutfleck meines Vaters vorbeiliefen, musste ich stoppen und sah mit großen Augen genauer hin. Mir hat keiner gesagt, dass mein Vater überlebt hätte. Soweit ich von meiner Mutter wusste, wurden sie von ihren Kameraden hintergangen und die Wunde meines Vaters kam von den anderen Schurken. Ob mein Vater allerdings noch lebt und bei bester Gesundheit war, wurde nie spezifisch genannt.

Da Sharpy allerdings gesagt hatte, dass ich meine beiden Eltern wiedersehen durfte, bekam ich die Hoffnung, dass mein Schöpfer noch immer leben tat. Aber wieso hoffte ich darauf? Er tat mir nie was Gutes und hat mich immer nur wie Dreck behandelt. Wieso also wollte ich, dass er überlebt?

„Aizawa-sensei?", sagte ich wieder mit lauter Stimme und mein Lehrer blieb stehen und drehte sich zu mir um.

„L-Lebt mein Vater noch? Darf... ich ihn auch noch sehen, bevor wir abreisen?".

Ich hob mein Blick und mich traf der eiserne Gesichtsausdruck meines Lehrers bis ins Knochenmark. Auch er sah schließlich auf den gigantischen Blutfleck, der mittlerweile schon lange angetrocknet war und seufzte angestrengt.

„Es hat dich fast das eigene Leben gekostet deine Mutter zu sehen und nun willst du dein Glück bei deinem Vater versuchen?", fragte er spöttisch und zog die Augenbrauen zusammen.

War es falsch, dass ein Kind die Zuneigung zu ihren Eltern spüren tat? War es etwa nun falsch dies gefragt zu haben? Hat Aizawa-sensei nun ein schlechtes Bild von mir? Ich blieb stumm und wusste nicht was ich sagen sollte, um die Situation nicht noch mehr zu verschlechtern. Schließlich hörte ich ihn irgendwas murmeln und als ich aufsah, hat er sich bereits von mir weggedreht und steuerte auf die Wohnungstür zu.

„Deinen Vater darfst du nicht sehen. Nun komm. Der Flieger wartet".

Hm, also lebt er doch noch.

MHA - FanFic [From Villaindaughter To Hero]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt