*Kapitel 4 - Mein Neuer Mentor*

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„Mama, hör auf damit... bitte...", brachte ich nur krächzend unter der Gewalt der imaginären Hand an meinem Hals zustande und merkte, wie mir der Boden unter den Füßen entkam.

Meine Augen füllten sich zugleich mit Tränen und rollten meine Wangen entlang. Ich hasste es, wenn meine Mutter ihre Spezialität an mir ausübte. Es gab definitiv kein schlimmeres Gefühl, als zu fühlen wie jemand anderes dein Blut und somit auch dein Körper haargenau kontrollierte.

„Du hörst mir jetzt ganz gut zu, du dummes Balg", knurrte sie stattdessen gereizt als Antwort und ich hatte Schwierigkeiten damit gehabt meine Mutter überhaupt an zu sehen.

„Du wirst dort rausgehen und diesen lächerlichen Polizisten irgendeine erfundene Geschichte auftischen. Dann, wenn sie es am wenigsten erahnen, befreist du mich aus dieser Zelle und rennst sofort hier her! Haben wir uns verstanden?".

Ich fing an zu schluchzend und platzierte meine Hände an meinem Hals, der langsam wund wurde. Sie war wütend, das war nicht zu übersehen. Ich wusste doch, dass meine Mutter mir was antuen würde, wieso kam ich überhaupt hier her? Was erhoffte ich mir aus diesem Treffen? Dass sie wieder auf die gute Seite wechseln würde? Sicher nicht.

Denn das war Mei Tanaka, die eine Hälfte des stärksten Schurkenehepaars aus dem ganzen Süden Japans. Und ich war nichts weiteres als ein Fehler in ihrem Leben. Der Fehler von ihr geboren zu werden.

„Das reicht".

So unerwartet wie die Blutbändiger Spezialität meiner Mutter mich traf, so unerwartet verschwand sie auch und ich knallte wortwörtlich auf den Boden der Tatsachen. Ich raffte nach Luft und versuchte meine Luftröhre irgendwie wieder in die Normalität zu versetzen, was mich ganz schön an Kraft kostete und ich schaffte es nicht wieder aufzustehen, weshalb ich einfach am Boden liegen blieb.

Mein Blick flog sofort rauf auf meine Mutter, die plötzlich das Bewusstsein verloren hatte und wieder wie ein lebloser Körper an ihren Ketten hing. Ich sah mich wieder im kleinen Raum um und entdeckte eine schwarzgekleidete Person am Türrahmen. Dahinter standen die Polizisten bewaffnet und mit ängstlichen Blicken auf meine Mutter gerichtet.

Ich starrte allerdings nur in das strenge Gesicht mit den rot leuchtenden Augen und den langen schwarzen Haaren, die hoch von ihm abstanden. Um seinen Hals war ein langer grauer Schal gewickelt, der allerdings nur locker von ihm herabhingen. Unter seinem linken Auge war eine tiefe Narbe abgezeichnet und er trug einen Dreitagebart.

„Woaaaaah, ich habe nicht damit gerechnet, dass die Olle noch immer so viel Kraft hat. Gute Arbeit, Eraserhead!", tauchte allerdings Sharpy erstaunt um die Ecke auf und sah mit großen Augen auf meine Mutter und dann auf meinen Retter, sobald seine roten Augen verschwanden.

-

Mit zittrigen Fingern trank ich aus dem Papierbecher meine heiße Schokolade, die mir eine Polizistin aus dem Kaffeeautomaten hier in der Polizeistation geholt hatte und kniff die Augen zusammen, sobald der heiße Dampf durch meinen Atem an meine Augen kam. Sharpy streichelte mir behutsam über den Rücken und schmollte, als sie mein leeren Gesichtsausdruck sah. Wie lächerlich von mir. Jetzt habe ich noch mehr Beweise dafür geliefert, wie schwach ich doch war.

Wir saßen nun am Empfang und warteten, bis sich alles geregelt hatte. Wir warteten bis Eraserhead, der mich gerettet hatte, zu uns stoßen würde. Denn die letzten 10 Minuten durfte ich mir anhören, wer dieser Held war und weshalb er hier war. Und dazu, wie unglaublich stark und süß er war.

Er hat ganz alleine gegen eine Gruppe Schurken gekämpft, um seine Schüler zu schützen und war dabei beinah draufgegangen, wenn nicht in letzter Minute die Rettung der anderen Helden kam. Daher kam seine Narbe unter dem linken Auge. Er war Lehrer, so viel konnte ich Sharpys Erzählung folgen.

Bevor ich mir allerdings noch mehr Gedanken machen konnte, ging die Tür auf und Eraserhead trat hervor. Er hatte seine Hände in die Hosentaschen gesteckt und lief mit einem langsamen Laufgang auf uns zu.

„Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte er mit seiner kratzigen Stimme und sah auf mir herab, da ich auf einer Bank saß.

Ich nickte stumm und reichte Sharpy den leeren Papierbecher, denn sie ohne Wiederrede in den nächsten Mülleimer beförderte. Jedoch ließ ich den Helden vor mir nicht aus den Augen. Ist er etwa müde? Kriegt er nicht genügend Schlaf? Ist der Job als Held wirklich so anspruchsvoll?

„Ich bin Shota Aizawa und ab heute dein neuer Mentor", nickte er genauso gefühlskalt und drehte sich wieder um.

Er winkte uns hinterher und ich und Sharpy standen auf. Wir folgten ihm auf Schritt und Tritt, wodurch Sharpy ganz schön gesprächig wurde. Ich meine, sie war schon immer laut und sehr redegewandt -zumindest in der kurzen Zeit, in der ich sie näher kennenlernen durfte-, aber noch nie so sehr wie in diesem Moment.

„Also gibt es jetzt eine neue Aufgabe von der Regierung? Was passiert mit der kleinen Schurkentochter?", fragte sie interessiert wahrscheinlich schon zum 15. Mal, verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken und beugte sich vor, um in Aizawas Gesicht blicken zu können, da dieser nur gelangweilt geradeaus sah.

Doch dieser antwortete nicht, denn sobald wir draußen an der frischen Luft waren erblickte ich eine schwarze Limousine und einen Fahrer, der die hintere Tür offenhielt. Ich blieb stehen, genauso wie Aizawa. Er hatte noch seinen Rücken zu mir gedreht und der warme Frühlingswind wehte ihm durch den lockeren Schal. Oder waren das lockere Bandagen?

„Die Regierung hat sich dazu entschieden, sie auf unsere UA zu schicken. Ich soll ihr Mentor sein und sie in meiner Klasse aufnehmen. Sie soll eine Superheldin werden. Entweder das oder sie kommt ins Gefängnis, denn dann bekennt sie sich zu ihren Eltern und wir sehen sie als Schurkin", erzählte Aizawa streng und drehte sich um.

Seine Augen sahen fokussiert auf mich herab und meine Knie fingen an weich zu werden. UA? Davon hatte ich gehört. Es war eine Superhelden Oberschule in der Nähe von Tokyo. Sie kamen oft im Fernsehen vor, da dort nicht nur unglaubliche Helden als Lehrer tätig waren, sondern auch die Schüler unglaubliche Quirks hatten. Nur die Stärksten wurden dort aufgenommen und trainierten um später Superhelden zu werden.

Aber ich war doch keine. Ich bin die Tochter von zwei Schurken, wie um Gottes Willen konnte ich auf eine Superheldenschule gehen?! Aber hatte ich den auch wirklich eine Wahl? Denn nun habe ich die Chance mein Leben so zu leben wie ich will. Nun ja, solange ich danach den Abschluss gemacht habe. Ich kann von niemandem mehr terrorisiert und kontrolliert werden. Und das Beste: Ich komme so weit weg von meinen Eltern wie nur möglich.

MHA - FanFic [From Villaindaughter To Hero]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt