*Kapitel 7 - Schlecht Geträumt*

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Ich rannte immer weiter. Ich hielt nicht an und bei Gott sah ich nicht einmal nach hinten. Ich wusste, dass meine Eltern mir direkt auf den Fersen waren. Selbst als mir der Atem knapp wurde und sich ein unangenehmer Schmerz in meinem Unterleib breitmachte, kam ich nicht einmal auf den Gedanken aufzuhören von meinen Schöpfern wegzulaufen.

„Komm her, Miststück!", hörte ich die fuchsteufelswilde Stimme meiner Mutter und meine Nackenhaare stellten sich auf.

Sie war wirklich wütend, keine Zweifel. Doch ich musste es weiter versuchen. Versuchen vor ihnen zu entkommen.

„Du gehörst zu uns. Nicht zu den Helden. Wir haben dich geschaffen, damit du in unsere Fußstapfen treten kannst. Also hör auf vor deinem Schicksal wegzulaufen!", ertönte die wütende Stimme meines Vaters und die Schritte hinter mir wurden lauter und deutlicher.

„Nein!", brüllte ich als Antwort und Tränen rannten mir meine Wangen entlang. Mein Hals schmerzte, wie auch meine Beine und immer mehr hatte ich das Gefühl, dass ich es erst überhaupt nicht schaffen würde, vor ihnen zu entkommen.

„Denkst du wirklich, sie werden dich akzeptieren? Eine Schurkentochter? Nicht in hundert Jahren", rief meine Mutter wieder und jemand zog mich an meinen Haaren zurück.

Automatisch sackte ich ein und fing an lauter zu schluchzen. Es war als wären meine Haare in Feuer ausgebrochen und brannten nun an meiner Kopfhaut. Die Dunkelheit umschlang mich langsam und ich wurde immer kleiner und gebrechlicher. Schwächer.

„Sie werden dich niemals akzeptieren".

Schweißgebadet wachte ich von meinem Schlaf auf und richtete mich kerzengerade hin. Hektisch atmete ich ein und aus und fuhr mir durch die silbernen Haare. Der Mondschein war das Einzige, was den Raum erhellen tat und langsam kam auch die Ruhe wieder zurück. Ich habe nur schlecht geträumt. Mein Gesicht war nass. Wahrscheinlich hatte ich wie im Schlaf, als auch wirklich geweint. Das war nun wirklich ein schlechter Albtraum, wenn ich schon weinend daraus aufwachen tat.

Ich seufzte und erkannte, dass selbst mein Atem zittrig war. Hatte ich nun solche Angst vor meinem ersten Schultag, dass ich selbst von meinen Eltern träume? Ich sah auf die digitale Nachttischuhr, die mir in roten Ziffern die Uhrzeit nannte: 3:35 Uhr.

Nicht mehr lange und ich stehe in einem neuen Klassenzimmer mit neugierigen und wahrscheinlich auch verhassten Gesichtern. Nun war ich mir sogar ziemlich sicher, dass ich nicht gut bei meinen Mitschülern ankommen werde, selbst wenn ich ihnen zeigen würde, dass ich ganz anders war als meine Eltern. Im Grunde genommen das komplette Gegenteil.

Da ich mich nicht mehr zurück ins Bett legen und den Versuch einer ruhigen Nacht folgen wollte, stand ich von meinem Bett auf und lief mit zittrigen Beinen an das Schiebefenster. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie ich in eines der Schulbücher über Mathematik geblättert habe und draußen auf dem Flur Schritte wie auch Stimmen hörte.

„Danke, Momo-san für deine Hilfe in Mathe. Ectoplasm-sensei kann ziemlich streng mit den Hausaufgaben sein", ertönte die helle Stimme von einem Mädchen und ein Kichern eines anderen erklang gleich daraufhin.

„Das stimmt. Aber Übung macht den Meister. Zeig mal deine Notizen von Literatur. Vielleicht kann ich dir da auch noch helfen", antwortete diese Stimme freundlich zurück und ein erschöpftes Stöhnen drang von dem ersten Mädchen hervor.

„Ohhh man, Cementoss-sensei gibt aber einem auch keine Ruhe", antwortete sie genervt und beide Mädchen verschwanden kichernd in dem Raum neben mir.

Zumindest hatte es sich so angehört. Mein Herz hatte da bis zum Hals geschlagen und für einen Moment sah ich nur schwarz. Das waren zwei Mädchen aus meiner Klasse und die erste Mädchenstimme war womöglich Jirou.

Ich öffnete mein Schiebefenster und ließ die kalte Luftbrise durch meine Haare wehen. Es war sehr windig in dieser Nacht. Der Mond stand in seiner vollen Pracht und lieferte den Lebewesen in der Natur die einzige Lichtquelle in der Nacht.

Nachdem es wieder ruhig im Zimmer war, war ich panisch auf und abgelaufen. Ich kämpfte mit dem Gedanken, dass ich einfach rübergehen könnte und mich vorstellen sollte. Dann konnte ich wenigstens einen ersten Eindruck von meiner Zimmernachbarin haben. Doch dann erinnerte ich mich daran, wie Aizawa-sensei mir strengstens untersagt hat, dieses Zimmer zu verlassen und mit meinen Mitschülern in Kontakt zu treten. So war dieser Plan gestrichen und ich verbrachte den Rest des Tages damit, irgendwie mit den Schulbücher klarzukommen.

Hin und wieder hörte ich Schritte oder andere merkwürdige Geräusche auf dem Flur, doch ich ignorierte sie und vertiefte mich immer mehr in die Bücher.

Da es mir langsam doch kalt wurde, schloss ich das Fenster und setzte mich auf den Schreibtischstuhl hin. Ich war nicht mehr müde, da ich von Minute zu Minute immer mehr realisierte, dass ich bald vor meinen Klassenkameraden stehen und mich vorstellen würde. Bei diesem Gedanken wurde mir ganz flau im Magen und ich rollte mich auf meinem Stuhl zusammen. Eine Träne kullerte meine Wange entlang und ich biss mir wütend auf die Lippe.

Erbärmlich wie ich Angst vor der Meinung anderer Leute habe.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 24, 2020 ⏰

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MHA - FanFic [From Villaindaughter To Hero]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt