20.06.1976
CambridgeDER TAG AN DEM CLAIRE LEBLANC SIEBZEHN WURDE, war ein warmer Sonntag Ende Juni. Eine leichte Brise wehte über die umliegenden Ländereien, wog die Blätter der Bäume im Wind und die Vögel trällerten ihre Melodien, harmonierten wie ein renommiertes Streichorchester.
Sie trug ein schwarzes, schulterfreies Sommerkleid - zum Leidwesen ihres Bruders. Seine Augen drohten sie zu erdolchen, als sie sich in die Küche stahl, um ein weiteres Stück Torte zu ergattern.
Der Rasen in ihrem Vorgarten maß exakt drei Zentimeter, das Blumenbeet auf den Millimeter genau bepflanzt und ihre Kleidung - noch nie hatte Raphael ein Frack getragen.
Schon gar nicht bei solch rekordverdächtigen Temperaturen.
Ihr Bruder und sie hatten von kleinauf gelernt, dass Ordnung und Disziplin das wichtigste im Leben waren.
Es wunderte niemanden, dass sie der Sprechende Hut ohne zu zögern nach Ravenclaw geschickt hatte.
Raphael Leblanc kam ganz nach seinem Vater. Rabenschwarzes Haar, braune Augen - die selben Ansichten. Er war in jeglicher Hinsicht konservativ, Goldjunge und selbsterklärter Traum von einem Schwiegersohn.
So wunderte es sie nicht, dass Elijah Leblanc, ihr Vater und Hobby-Choleriker, das luftige Kleid mit Argwohn musterte.
Neben ihm saß Chloé Leblanc, ihre Mutter - Ordnungsfanatikerin und gebürtige Franzosin.
Als sie aus der Küche kam, beladen mit einem Stück Butter-Creme Torte, vernahm sie fremde Stimmen im Garten.
Sie hielt inne, drehte sich langsam um. Achtlos fiel ihre gebräunte Hand neben ihre Hüfte, als sie sich hinter einem Rhododendronbusch versteckte.
Auf Zehenspitzen streckte sie sich nach vorne, hob ihre Hand und schob die Blätter beiseite. Das Stück Torte stellte sie leise auf dem heißen Boden ab.
Mitten im Garten standen vier Personen. Es waren ein Mann, eine Frau und zwei Jungen in ihrem Alter.
Die Frau hatte schwarze Haare, die zu einem strengen Dutt nach hinten gekämmt waren. Auf dem Kopf trug sie einen altertümlichen Hut mit einer schwarzen Brosche. Ihr Kleid ging ihr bis zu den Knien, umhüllte ihre knochige Statur. Sie stand neben Claires Mutter und blickte auf sie herab. Durch ihre Spangenschuhe war sie deutlich größer als Chloé.
Claires Blick fiel auf den mehr als prunkvollen Goldring an ihrer rechten Hand.
Neben ihr stand ein ungefähr zwei Meter großer Mann. Auch er trug einen mehr als dekadenten Ring.
Sie vermutete, dass es sich bei ihm um den Ehemann handelte. Seine Haare waren eben so schwarz wie die seiner Frau. Lediglich einige graue Strähnen ließen sie über sein Alter mutmaßen. Er war älter als dreißig, aber jünger als fünfzig. Falten zierten sein gebräuntes Gesicht. Seine schmalen Lippen waren zu einem kleinen Lächeln verzogen.
Als sie ihren Blick wandern ließ, bemerkte sie, dass er mit ihrem Vater zu sprechen schien.
Die zwei Jungen standen bei Raphael, wobei der kleinere von beiden sich aufmerksam im Garten umsah. Der größere Junge, welcher ebenfalls rabenschwarzes Haar hatte, klopfte ihm auf die rechte Schulter. Anschließend verzog er seine Lippen zu einem breiten Lächeln. Weiße Zähne kamen zum Vorschein.
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𝐌𝐈𝐒𝐂𝐇𝐈𝐄𝐅 𝐌𝐀𝐍𝐀𝐆𝐄𝐃 | Rumtreiber
FantasyAls die zwielichtigen Lestranges an ihrem 17. Geburtstag aufkreuzen, gerät Claire Leblancs' Leben gehörig durcheinander. Nach diesem Abend ist nichts mehr wie es einmal war. Die junge Ravenclaw rebelliert und erlangt - zum Leidwesen ihres Bruders...