Kurzgeschichten

Familientraditionen

„Jede Familie hat ihre eigene Märchengeschichte, die sich immer wieder wiederholt", Elisabeth strich ihrer Tochter Maggy über den Kopf. „Und unsere hat nun mal kein Happy End. Deine Urgroßmutter, deine Großmutter und auch ich mussten das schon so hinnehmen."

Dicke Tränen kullerten über Maggys Gesicht, zogen nasse Spuren über ihre bereits geröteten Wangen.

„Ich weiß, Schatz", Elisabeth zog ihre Tochter näher zu sich, schenkte ihr tröstende Wärme. „Jede von uns musste das Gleiche durchmachen. Und hat es überlebt. Du wirst sehen, in ein paar Wochen geht es dir schon besser."

Schluchzend schüttelte Maggy den Kopf. „Warum?", brachte sie heraus.

„Das weiß ich nicht", antwortete Elisabeth ehrlich. „Es war einfach schon immer so, und wird auch immer so bleiben. Niemand kann den Lauf der Dinge ändern."

Maggy kuschelte sich tiefer in ihre Decke, erschöpft von den Erlebnissen des Tages. Elisabeth war sich sicher, dass sie schon schlief, doch da erklang die dünne Stimme ihrer Tochter:

„Hast du nie versucht, ihn zu verändern?"

„Doch, Schatz. Jede versucht es. Jede will etwas Besonderes für ihn sein, doch er spielt mir uns, macht uns Versprechen, und lässt und dann doch wieder leer ausgehen. Und jetzt, schlaf gut, Süße."

Einen Kuss auf die Stirn ihrer Tochter geben, stand Elisabeth auf und stellte sich an das Fenster. Sehnsüchtig starrte sie auf die Stadt unter ihr. In Gedanken bei dem Abend, vor 24 Jahren, an dem sich ihr Leben für immer verändert hatte. Seitdem nahm sie das Leben mit anderen Augen wahr. Mit den Augen eines Kindes.

„Hallo, Lissy. Suchst du nach mir?"

Hey;) da ich gerade in einer kreativen Stimmung bin, gleich noch ein Kapitel :) Könnt ihr erraten, um welches „Märchen" es sich handelt, in dem Elisabeth die Hauptrolle gespielt hat? Na, Ideen? ;)