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"Wo ist Nolan?!" fauche ich die Sekretärin mit den langen, blonden Locken an, kurz nachdem ich beschlossen habe, dass ich einfach nicht nur still in meinem Zimmer sitzen kann.
"Bitte Ava, beruhige dich erstmal. Welchen Nolan meinst du überhaupt. Du musst mir seinen vollen Namen geben, dass ich ihn im System finden kann." meint sie ganz ruhig. Scheiße. Was ist sein ganzer Name?
"Ich weiß ihn nicht. Aber ... aber er hat eine Krankheit die C ... COPD heißt. Ja, genau. Und er wurde vorhin von Ärzten weggeführt, da er keine Luft mehr bekam."
Die Sekretärin murmelt irgendwas und tippt mit ihren langen roten Fingernägeln auf die Tasten, während ich ungeduldig und aufgeregt warte.
"Und? " will ich schließlich wissen.
Sie schaut mich abschätzend an und antwortet dann.
"Raum 707."
Ich nicke schnell dankbar, bevor ich schon zum Fahrstuhl los flitze.
Es dauert eine halbe Ewigkeit bis der Lift da ist, aber nachdem sich endlich die Türen öffnen stürze ich rein und drück hektisch den Knopf für die 5. Etage.
Nach einer kurzen Weile öffnet sich auch schon wieder der Lift und ich stürme los zum Zimmer.
Vor der Tür vom Raum 707 bremse ich ab, klopfe ganz kurz und reiße daraufhin gleich die Tür auf.
Das erste was ich sehe ist ein erschrockener Nolan, der mit einer Atemmaske im Krankenbett liegt.
Oh mein Gott. Langsam, ganz langsam gehe ich auf ihn zu und setze ein Fuß vor den anderen.
"Ava" bringt er durch die Atemmaske hervor, legt sie aber dann ab.
"Nolan, geht es dir gut? Was ist passiert"
"Alles gut. Das ... sowas passiert öfter."
Als er das sagt zuckt er dabei unschuldig die Schultern.
"Wollen wir vielleicht kurz frische Luft schnappen?" fragt er vorsichtig.
"Ja klar, sehr gerne."

Wir liegen wieder oben auf der Terrasse in meiner allgeliebten Ecke.
Nolan und ich haben uns Zeit gelassen hier rauf zu kommen, denn ich wollte nicht dass er sich gleich überfordert und wieder keine Luft bekommt. Und ich konnte es in Nolans Gesicht sehen, dass er dankbar dafür war. Aber es war ihm auch etwas unangenehm.
Jetzt liegen wir nebeneinander auf unseren Rücken und schauen in den Himmel ohne ein Wort zu sagen. Irgendwann nimmt er dann meine Hand in seine.
Ich weiß nicht wie ich reagieren soll und gar was ich gerade fühle.
Doch eines ist klar, Nolan braucht das gerade. Und deswegen drücke ich kurz seine Hand und halte sie dann.
Nach einer Zeit wird uns die Stille zu langweilig und wir reden über Gott und die Welt. Dabei kommen wir auch auf Nolans Krankheit.
Er erzählt mir dann mehr über sie und auch das sie tödlich sein kann.
Diese Nachricht bricht mein Herz in Stücke, aber ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Ob es mir wirklich gelingt ist die andere Frage.
Wir reden noch ein wenig über andere Themen und beschließen dann zur Cafteria zu gehen.
Auf dem Weg dorthin bin ich komplett in meinen Gedanken versunken, bis mich Nolan aus meinen Gedanken reißt.
"Hey, diese gelbe Tür da habe ich noch nie gesehen."
Tatsächlich, dort war ein gelbe Tür mit einem <NICHT BETRETEN> Schild, die mir auch noch nie aufgefallen ist.
"Komm mal."
Nolan nimmt mein Arm und zerrt mich zur Tür hin.
"Nolan! Da dürfen wir nicht rein!"
"Ach komm schon. Lass mich einmal im Leben etwas Spannendes und Verbotenes tun." sagt er lässig und grinst dabei.
Oh man. Er schaut einmal nach links und nach rechts, danach öffnet er langsam und vorsichtig die Tür.
Wir gucken beide rein. Es ist ein enger Raum, dass so um die 4 Quadratmeter umfasst und worin eine Menge unnützliches Zeug ist.
Plötzlich hören wir Ärzte die lachend miteinander sprechen. Und wenn ich mich nicht irre, höre ich gerade Liam! Ach du Scheiße!
Nolan packt sofort meinen Arm und zieht mich in den kleinen Raum. Danach schließt er schnell die Tür. Wir beide beobachten durch einen Schlitz in der Tür, wie Liam und ein anderer älterer Arzt durch den Flur zur Cafeteria schlendern.
"Das war richtig knapp. Wenn mein Bruder mich gesehen hätte, wäre ich jetzt tot." gebe ich erleichtert von mir und atme einmal tief aus.
Als ich aufsehe, schaue ich dirket in Nolans dunklen Augen.
Unsere Gesichter sind nur noch Millimeter voneinander entfernt. Wir sind uns so nah, dass ich seinen Atem einatme.
Ich widme meine ganze Aufmerksamkeit seinem kantigem Gesicht, seinen dunkelbraunen Haaren und seinem Parfüm, dass er jedes Mal trägt.
Es riecht ... so männlich. Jetzt gibt es überhaupt keinen Abstand mehr zwischen uns.
"Ava, ich werde jetzt gleich etwas sehr Unvernünftiges tun."
Ich schmelze dahin als ich ihm wieder in die Augen schaue und das Glühen sehe. Währenddessen legt er seine eine Hand auf meine Hüfte und die andere schiebt er unter mein Kinn und hebt es an.
Und dann küsst er mich.
Es ist ein behutsamer, vorsichtiger, unsicherer und doch intensiver Kuss.
Ich bekomme am ganzen Körper Gänsehaut. Und wenn ich ganzer Körper sage, dann meine ich auch ganzer Körper.
Nolan stützt mich und drückt uns beide gegen die nächste Wand. Es fallen ein paar Eimer um, doch es scheint ihn nicht ansatzweise zu stören.
Ich wollte mich von ihm losmachen, aber daraufhin küsst er mich nur stürmischer und fester. Und dann versinke ich komplett in seinen Kuss, schlinge meine Arme um seinen Hals und drücke meine Lippen auf seine.
Es fallen immer weitere Eimer runter, aber dass ist uns egal. Der Kuss wird mit jeder Sekunde wilder und unvorsichtiger.
Und dann löst Nolan plötzlich seine Lippen von mir und ein Moment später fliegt die Tür auf.
Auf einmal steht da eine kleine alte Putzfrau und schaut uns mit entsetzten Gesicht an.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 28, 2020 ⏰

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