Kapitel 5

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Han Jisung Point Of View:

"Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden."

Etwas motivierter hebt der Rothaarige seinen Kopf.
"Du meinst, das geht gut?", fragt er zögernd.
"Ich kann es dir leider nicht sagen. Was Hyunjin von dir denkt, weiß ich leider nicht. Aber zu verlieren hast du ja nichts.", erkläre ich lächelnd.
"Du hast wahrscheinlich recht. Wir wissen aber alle, dass ich nicht den Mut habe, ihn anzusprechen.", meint Seungmin und blickt seufzend zu Hyunjin, welcher eine Wasserflasche auf seiner Stirn balanciert und seine Gruppe somit in schallendes Gelächter bringt.
Auch ich blicke in die Runde.
Sie alle sind relativ beliebt. Lisa, Jisoo Changbin, Hyunjin, San, Wooyoung, sie sind die Schüler, vor denen alle Respekt haben. Mit San und Wooyoung bin ich sogar befreundet, sie sind manchmal an meinem Arbeitsplatz im Café.
Was die anderen betrifft, kann ich nichts genaueres sagen.

"Was hast du zu verlieren?", wiederhole ich meine Frage und sehe erwartungsvoll zu dem Jüngeren.
"Du hast ja leicht reden. Du bist ja nicht einmal verliebt.", bemerkt Seungmin etwas demotiviert.

"Was hat das damit zu tun?"

"Dass du nicht weißt, wie es ist, Tag und Nacht an einen Menschen zu denken, in dem Wissen, er würde dich niemals bemerken..."
Gerade will ich meinen Mund öffnen, schließe ihn jedoch gleich wieder, da ich nichts darauf erwidern kann.
Er hat nämlich recht, ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, jemanden zu lieben.

Da uns allen die nun eingetroffene Stille äußerst unangenehm wird, versucht Seungmin das Gesprächsthema zu wechseln: "Und? Arbeitet ihr zwei heute wieder im Café?"
Etwas erschüttert gebe ich von mir: "Ich arbeite Montags nicht."

"Dafür aber ich.", meint Felix nicht so begeistert, da er nicht so gerne im Café tätig ist, wie ich.
Um ehrlich zu sein, bin ich viel lieber dort, als zu Hause. Ich treffe viele neue Leute, schließe Freundschaften, sehe Chan und verdiene sogar ein bisschen etwas dazu. Sogar meine Hausaufgaben mache ich dort, zumindest wenn das Café geschlossen hat.
Wir haben es uns schon zur Tradition gemacht, dass der ältere Australier sowohl mir, als auch Felix bei unseren Hausaufgaben hilft, da dieser den Stoff schon durchgemacht hat.
Und Felix' Noten schießen um ehrlich zu sein nicht so ganz in die Höhe. Dank Chans Hilfe wurde es aber tatsächlich besser.
Ab und zu übernachten wir sogar bei Chan, da dieser alleine wohnt und ihm niemand etwas zu sagen hat. Seine Eltern sind in Australien geblieben.
Da kommt mir mein Leben ja richtig langweilig vor, ich bin ein normaler Schüler mit guten Noten, genug Geld und einer völlig normalen Familie. Während Chan aus Australien kommt, sich die letzten drei Jahre selber finanziell mit einem Café über Wasser gehalten hat und nun im JYP sich vor einiger Zeit als Trainee einschreiben lassen hat. Ein ziemlich bewundernswerter Junge.
Wenn ich alleine an sein Lächeln denke, heitert es mich sofort auf. Er ist wie ein großer Bruder für mich.

"Wenn du willst, kann ich deinen Dienst übernehmen.", meine ich grinsend an Felix gewendet.
Schmollend plustert der Angesprochene seine Wangen auf. "Das würde Chan so und so nicht erlauben."
Nun breche ich wieder in schallendes Gelächter aus.
Auch Seungmin sagt nun: "Ja stimmt, wir alle kennen Chan."
Meistens kommt Seungmin auch auf einen Sprung an meinem geliebten Arbeitsplatz vorbei, daher kennt er Chan ebenfalls.

Die grässlich klingende Schulglocke reißt uns aus dem Gespräch und beendet unser Gelächter.

Lee Minho Point of View:

Erneut trete ich gedankenverloren durch die Straßen Seouls und kicke ab und zu kleine Kieselsteine herum.
Im Gehen meine Zigarette anzündend, starre ich die an mir vorbeilaufenden Menschen an und mache einen kräftigen Zug an der Kippe. Anschließend atme ich den Rauch aus und genieße das schöne aufsteigende Gefühl, da mich das Rauchen in jeder Situation beruhigt.
Das heißt, es gehen mehrere Schachteln am Tag drauf, was auf Dauer zwar kostspielig ist, ich mir aber trotzdem mehrere kaufe. Ohne dieses Zeug ginge es mir bestimmt noch schlechter.
Erneut lasse ich meine Lunge leiden und ziehe an der Kippe. 
Die Menschenmenge rundherum meidet mich und geht einen großen Bogen um mich, was mich schmunzeln lässt.
Ein letztes mal genieße ich noch das sich angenehm ausbreitende Gefühl der Zigarette, ehe ich sie auf den Boden werfe und mit Wucht draufsteige.
Nun wandere ich in eine Seitengasse, die man für gewöhnlich zu meiden versucht, da sich an solchen Orten viele gefährliche Leute herumtreiben, doch da man mich sehr wohl auch dazuzählen kann, ignoriere ich den Fakt, hier auf betrunkene Obdachlose und Schläger zu stoßen.
Die engen, heruntergekommen und schmutzigen Straßen entlang wandernd, versuche ich den ekelhaften Gestank auszublenden, doch selbst das fällt mir schwer.
Um so wenig wie möglich mit dem ganzen Müll in Kontakt zu kommen, stecke ich meine Hände in meine Jackentasche und vergraben mein Gesicht in den Kragen meines langärmligen schwarzen T-Shirts, welches zu meinem Lieblingskleidungsstücken gehört.

Der mittlerweile sehr kalte Wind, lässt meinen ganzen Körper zittern und die gefühlten Minusgrade machen das ganze auch nicht besser.
Obwohl es doch erst Herbst ist, ist es doch viel zu kalt um mit einer Bekleidung, wie ich sie gerade habe, herumzulaufen.
Abgesehen davon brennt die Schürfwunde auf meiner Wange, die ich mir bei einer kleinen Prügelei zugezogen habe.

Schritt für Schritt setze ich einen Fuß vor den anderen und achte nicht auf meine Umgebung.
Als mir auch noch ein um die 40 geschätzter, betrunkener Herr entgegentretet und mit seiner Alkoholflasche herumwedelt, verzeihe ich angeekelt mein Gesicht, da dieser Anblick äußerst armselig ist.
"Ey Jüngschen! Wasch mascht'n du da!", brüllt er in meine Richtung, doch ich ignoriere ihn und gehe so schnell, wie es mir möglich ist an ihm vorbei.
Doch als der Betrunkene mir auch noch zu folgen beginnt, muss ich nur genervt schnauben. Meinen Schritt beschleunigend, versuche ich ausnahmsweise einmal ohne mich in Schwierigkeiten zu bringen, jemanden aus dem Weg zu gehen.

Plötzlich spüre ich seine eiskalte Hand auf meiner Schulter und blicke etwas erschrocken in sein Gesicht, da ich damit nicht gerechnet habe.
Der Gesichtsausdruck des Mannes ist für mich nicht definierbar, was auch dazu führt, dass ich unerwartet eine Faust in mein Gesicht kassiere und nicht die Möglichkeit habe, auszuweichen. Der Schlag ist ziemlich heftig gewesen, was der Grund für meine Bekanntschaft mit dem Boden erklärt, da mich die Wucht viel zu sehr überrascht hat.
Dreckig grinst er mich an.
Ich reibe mir meine Wange und stelle fest, dass ich erneut zu bluten beginne.
Ist ja nichts Neues.
So schnell es mir möglich ist, rapple ich mich wieder auf meine zwei Beine und zahle dem Mann den Schlag mit doppelter Wucht zurück, woraufhin auch er nun am Boden liegt und sich nicht bewegt.
Da mich sein Wohlergehen nicht kümmert, steige ich pfeifend über den am Boden liegenden, armseligen Mann und spucke ihn noch einmal an, um meinen Disrespekt ihm gegenüber zu zeigen.

Ein Tag, wie jeder andere.

The Coffee Of My Life (Minsung Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt