Kapitel 28

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Han Jisung Point Of View:

Ich traue mich nicht einmal zu atmen. Meine Beine bewegen sich kein Stück und ich habe das Gefühl, gleich durchzudrehen.
"Antworte mir, du kleine Missgeburt!", ruft der Junge laut und seinen Schritten nach zu urteilen kommt er auf mich zu.
Ich stehe jedoch immer noch mit dem Rücken zu ihm gewandt und weiß nicht was ich machen soll.
"Du bist wohl nicht so mutig, wenn Lee Know bei dir ist, huh?"
Ich spüre wie sich eine schwere Hand auf meine Schulter legt und ein kräftiger Schmerz durch diese jagt. Der kräftige Druck auf meiner Schulter wird stärker und ich muss hektisch einatmen.
"Sag doch mal was, du keiner Pisser!"
Er dreht mich grob zu sich um und ich blicke in das sadistische Grinsen meines Gegenübers. Sicher kann dieser es kaum erwarten, mir Schmerzen zuzufügen.
Ich schlucke laut und hoffe nur, dass dieser Albtraum so schnell es geht vorbei geht.
Hinter dem Jungen höre ich leises Gelächter, das von seinen Freunden kommt. Sie finden es sicher zum totlachen, mich bald leiden zu sehen.

Plötzlich höre ich ein lautes Klatschen und gleich darauf folgt der Schmerz in meiner Wange.
Der Typ hat mir ins Gesicht geschlagen. Die Stelle, gegen welche seine Hand gedonnert ist, beginnt vor Schmerzen zu kribbeln und es fühlt sich seltsam an. 
"Oh, das tut mir leid. Du hast nur so süße Wangen, da dachte ich mir, dass ich sie mal 'anfasse'." Diese gespielt unschuldig wirkende Stimme regt in mir das Bedürfnis mein Mittagessen wieder hoch zu würgen.
"Was ist denn? Wo ist denn dein Lee Know, der dich beschützt, huh?", fragt mein Gegenüber provokant.
Ich antworte nicht und blicke zu Boden.
Bei der erneuten Erwähnung Minhos Namens ist mir nicht nach Reden.

"Na du hast Eier. Jetzt antwortest du nicht mal, du kleiner Pisser."
Ich gehe nicht auf seinen Befehl ein, stattdessen stelle ich eine zusammenhangslose Frage: "Warum bist du hier? Du wurdest doch von der Polizei festgenommen!"
Das zuckersüße und gespielt unschuldige Lächeln des Jungens vor mir verunsichert mich.
Er nimmt einge meiner Haarstränen in seine Hand und spielt mit ihnen.

"Sagen wir es so, ich habe ziemliches Glück." Das dreckige Grinsen meines rothaarigen Gegenübers macht mir nur noch mehr Angst.
"Und was ist mit dir? Du musstet doch eine Weile im Krankenhaus verbringen. Geht es dir mittlerweile wieder besser?" Sein zuckersüßer Tonfall lässt seine Leute lachen.

Als der Schläger jedoch merkt, dass ich nicht gewillt bin, auf seine Frage zu antworten, verfestigt er plötzlich seinen Griff um meine Haare und reißt an ihnen, sodass ich dem Druck vor Schmerzen nachgeben muss und mich bücke. Anschließend umfasst mein Gegenüber meinen gesamten Haarschopf und zieht meinen Kopf wieder nach oben sodass ich meinen Kopf weit in den Nacken werfen muss. Schmerzerfüllt zische ich auf und höre im Hintergrund das Gekicher der Leute des Jungens.
"Was willst du von mir? Ich habe dir doch nichts getan!", bringe ich zwischen zusammengebissenen Zähnen ächzend hervor. "Du hast mich Lee Know entkommen lassen und mich zur Polizei gebracht.", erklärt der Rothaarige schulterzuckend.
"Ich habe nur meinen Freund beschützt!", rufe ich verzweifelt und versuche mich vergebens aus dem Griff zu befreien.
"Hätte ich dich losgelassen, hättest du Min- Lee Know wehgetan! Das wollte ich nicht!", füge ich noch hinzu, woraufhin sich unerwartet eine Stille breit macht, doch schließlich schaut mich der Schläger nur abwertend an. "Is mir doch egal. Der Typ gehört doch eh tot."
Den letzten Satz höre ich wie in Zeitlupe. Es ist so, als würde die ganze Welt plötzlich langsamer werden. Und da erkenne ich die wahre Bedeutung dieser Worte. Tot? Jemand soll es verdient haben tot zu sein? Wer hat das zu entscheiden? Man selbst nimmt das leben in die Hand, nicht irgendwelche Schläger, die über einen Menschen wie Minho urteilen dürfen. Ich merke wie meine Augen sich mit mehr Flüssigkeit füllen und sich einzelne Tränen ihren Weg bannen.
"Nein das stimmt nicht.", flüstere ich leise. Der rothaarige Psycho beginnt zu Grinsen, während sich sein Griff um mein Haar verstärkt.
"Was heust du jetzt so blöd rum. Um dieses Schwein trauert doch sowieso keiner." Erneut muss ich aufzischen, was meine Tränen nur noch verstärkt.
"Du kennst Lee Know doch gar nicht! Wieso willst du jetzt schon entscheiden können, ob er tot gehört! Egal wie sehr man eine Person auch hasst, in jedem Menschen steckt etwas gutes! Jeder Mensch verdient es zu leben und eigene Entscheidungen zu treffen! Selbst Lee Know! Deine Freunde! Ich! Und auch du! Über keinen von uns darfst du so eine Entscheidung treffen! Genauso wie niemand anderer auf dieser Welt! Und genau deshalb hast du nicht das das Recht über Lee Knows Leben zu entscheiden!", halte ich meine etwas zu dramatische Rede. Ich habe Angst, was jetzt geschieht, doch es ist mir wichtig gewesen, das auszusprechen. 

Plötzlich zieht mein Gegenüber erneut kräftig an meinen Haaren und beginnt krankhaft zu lachen: "Habt ihr das gehört?" Er wendet sich an seine Freunde, die mit ihm beim Lachen einsteigen.
"Kleiner! Wie naiv bist du!?" Brutal schmeißt er mich auf den Boden, woraufhin ich leise aufwimmere.
"In welcher Welt lebst du bitte!?"
Der Rothaarige fasst sich mit der Hand ins Gesicht und lacht in diese. "Das hier ist doch kein Kinderbuch oder ein Musical! Es ist doch jedem scheiß egal, wie die Welt funktioniert!"
Er kniet sich zu mir auf den Boden und betrachtet mich mitleidig.
"Sie dich doch mal um!"
Mein Gegenüber greift wieder nach meinen Haaren und zwingt mich, aufzusehen. Anschließend deutet er in die schmutzige und verdreckte leere Gasse, wärend ich immer noch auf dem Boden liege.
"Die Welt is eh am Arsch. Außerdem wird dein Lee Know so und so zu leiden haben. Wir sind nicht die einzigen, die es auf diesen Spasten abgesehen haben."
Ich muss schlucken.
"Also hör auf solche lauten Töne zu spucken und finde erstmal heraus, wer Lee Know wirklich ist!"
Die Worte klingen wie verrücktes Geschrei und schüchtern mich noch mehr ein.
Plötzlich steht der Schläger auf und möchte gerade mit seinem Fuß ausholen, um mir in den Bauch zu treten. Schnell lege ich jedoch eine Arme um diesen, um den Tritt abzuwehren.
Doch die Schmerzen bleiben mir erstaunlicher Weise auch so erspart, denn etwas anderes scheint die Aufmerksamkeit der gesamten Gruppe auf sich gezogen haben.
Ich sehe wie der Junge vor mir plötzlich zu grinsen beginnt und freudig ruft: "Na sieh mal, wen wir da haben!"
Auch ich schaue nun gerade aus und als ich erkenne, wer dort steht bekomme ich Tränen in den Augen.
Einer der hübschesten und atemberaubendsten Jungen steht in völlig zerfetzter, kaputten Kleidung in mitten einer gefährlichen Gasse uns gegenüber. Blut rinnt seine Stirn hinunter und er atmet schwer, was aufgrund der Kälte gut zu erkennen ist. Es ist so, als wäre er gerannt.
"Lee Know!"
Der Angesprochene bleibt regungslos stehen und man kann die Wut und das Feuer in seinen Augen gut erkennen.
Anschließend ruft er wütend zu dem immer noch grinsenden Schläger:
"Tritt weg von Jisung! Sofort!"
Der Brünette wendet kurz den Blick von seinem Gegner ab und fängt dann meinen. Automatisch entspannen sich Minhos Gesichtszüge. Warm und beruhigend lächelt er mir zu, ehe er sich wieder konzentriert.

"Und was wenn nicht?", provoziert der Rothaarige und hockt sich erneut zu mir nach unten, um mich bei den Haaren zu packen.
Ich zische leise.
Minho ballt bei dem Spektakel seine Fäusten zusammen und beginnt vor Wut zu zittern.
"Dann bringe ich dich um, Taeyong."

The Coffee Of My Life (Minsung Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt