hooded plane boy

31

"Schwing dich einfach rüber und halt dich an mir fest."

"Das sagst du so leicht, während du schon sicher draufsitzt und den festen Lenker zum festhalten hast", grummelte ich und näherte mich dem Motorrad.

Ich hatte keinen Respekt vor der Geschwindigkeit oder ähnlichem. Nur vor dem Tod.

Unsicher fasste ich die Maschine an und atmete tief durch bevor ich Schwung nahm und mich hinter ihn fallen ließ.

"Gott im Himmel", schnaufte ich und rückte ein kleines Stück zurück, da ich viel zu nah an Lakota saß. Huch.

Doch dieser lachte nur leise und sah über seine Schulter zu mir. "Der Helm steht dir."

Ich zog nur meine Augenbrauen zusammen. "Das sagst du nur, damit ich mich wenigstens ein bisschen besser fühle."

Er verdrehte lächelnd seine Augen. "Dann glaub' mir eben nicht."

Leicht kopfschüttelnd drehte er sich wieder nach vorne, weshalb ich mich vollkommen darauf konzentrierte sicher zu sitzen. Und während ich das so tat spürte ich erst im letzten Moment, dass Lakota seine Hände an meine Beine gelegt hatte, weshalb ich heftig zusammenzuckte und fast ein Quietschen meinen Mund verlassen hätte.

Mein Herz klopfte viel zu panisch schnell, dafür, dass er nur seine Hände an meine Beine gelegt hatte.

Und bis ich vorher begriff, warum er das tat, hatte er mich an meinen Beinen zu sich gezogen, was ich erst dann begriff, als ich press an ihm saß.

"Alles okay? Hab' ich dir wehgetan?"

War ich so sehr zusammengezuckt? Man, das musste ich unter Kontrolle kriegen. Das konnte man ja wohl von mir nach drei Jahren erwarten.

"Eh, nein, alles gut." Ich rang mir die bestklingenste Stimmlage ab und legte meine Hände ganz zögerlich um seinen Bauch, jedoch so, dass sie sich nicht berührten. Ich wollte ihn ja nicht erdrücken. Außerdem war Nähe gerade sowieso nicht so mein Ding.

Aber Lakota schien das nicht zu stören, denn er nahm meine Hände und ließ sie sich vor seinem Bauch berühren, sodass ich nur schwer einatmen konnte und es über mich ergehen ließ.

"Sicher das alles okay ist? Ich kann dich auch wieder reinbringen."

Der Fakt, dass er mich reinbringen würde und mich nicht einfach nur von seinem Motorrad runtersteigen ließ und wegfahren würde sobald ich bei der Tür war, ließ gewisse Wärme in mir aufkommen, was mich leicht verwunderte.

Aber ich ignorierte dies und nickte nur. "Alles gut. Wir können los."

Ungewollt verschränkte ich meine Finger ineinander, um noch mehr halt zu bekommen, was Lakota leicht lachen ließ.

"Gewöhn dich dran. Wir werden das noch oft genug machen."

—

Mit zitternden Beinen stand ich auf dem Asphalt und grinste über beide Ohren, als ich Lakota meinen - beziehungsweise seinen Helm
in die Hand gab und meine Haare kurz danach richtete.

Es hatte sich so unglaublich angefühlt. Adrenalin ist durch meinen ganzen Körper geschossen und hatte mich fühlen lassen als würde ich fliegen. Noch nie hatte ich sowas gespürt, es war einfach der Wahnsinn. Und es hatte mich plötzlich so glücklich gemacht, dass ich mich gar nicht mehr um die Party sorgte. Auch meine zitternden Beine machten mir nichts aus, solange das Adrenalin immer noch durch meinen Körper schoss.

Mein Grinsen war schon nicht mehr zu toppen und ich glaubte fast, dass ich Muskelkater in den Mundwinkeln bekam, da ich noch nie so glücklich gegrinst hatte.

"So schlimm war es doch gar nicht", meinte Lakota, der mich wahrscheinlich schon als Grinsekatze sah und steckte seine Hände in seine Taschen, als er nicht weiter als einen Meter vor mir stehen blieb, während er auf mich herab sah.

"Ich könnte es direkt nochmal machen", gab ich zu und verspürte dabei solche Euphorie, dass ich fast kotzen könnte.

Das war ja viel besser als Achterbahn fahren. Und das war ja schon der reinste und tollste Adrenalinschub.

"Dann steig auf." Lakota sah mich lächelnd an und zeigte hinter sich auf seine Maschine, bevor er sich ein wenig von mir wegbewegte und den Helm wieder in die Hand nahm, welchen er gerade weggelegt hatte.

Hold on.

Ich sah ihn nur stutzig an und wusste nicht was ich sagen sollte. Meinte er das ernst?

"Warte, meinst du das ernst?", fragte ich nach und ließ meine Mundwinkel zu einem leichten, jedoch überglücklichen Lächeln sinken.

"Klar." Lakota hob den Helm an und stülpte ihn mir ohne Probleme über den Kopf, was mich leicht zum Lachen brachte.

"Warum nicht?", stellte er eine Frage, welche man normalerweise nicht beantwortete, während er behutsam meinen Helm schloss, um mich nicht zu verletzten, weshalb meine Haut kribbelte, die er berührte.

Jedoch gab es da ein paar Gründe. "Wolltest du nicht auf die Party? Und Cyper wartet doch auf dich."

Lakota winkte nur ab. "Cyper denkt immer noch, dass ich dich abhole. Dann dauert das eben noch ein wenig." Er zwinkerte mir zu, schloss seinen Helm, den er währenddessen aufgesetzt hatte und klappte das Glas zu.

Total fasziniert tat ich es ihm gleich und kam wieder zögernd näher.

"Komm schon, das wird toll. Ich kann dir ganz Manhattan zeigen. Ich hab' die ganze Nacht Zeit."
Das widersprach sich ein klein wenig, denn eigentlich dachte ich, dass wir das Haus wirklich nochmal betraten oder das Huddy Cyper wenigstens Bescheid sagte.

Aber gut.

Lakota machte eine einladende Bewegung und redete mit solch einer sanften und überzeugenden Stimme, dass ich mich tatsächlich -diesmal ein wenig geübter- hinter ihn schwang.

Das hätte ich in meinem ganzen Leben nie von mir erwartet. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass mein Ich aus der Vergangenheit es gemacht hätte. Meine Angst hätte mich durch und durch gestoppt.

Auch vorhin wäre ich fast geflüchtet, jedoch hatte mich Lakota überzeugt. Und der Fakt, dass ich nicht jeden Tag so leben konnte wie in der Vergangenheit. Ich hatte mir geschworen darüber hinwegzukommen und genau das tat ich jetzt und hier.

Ich wusste nicht, wie es dazu kam und wie mein Körper es so plötzlich geschafft und mein Verstand es erlaubt hatte, aber ich wusste, dass ich es nicht bereute.

Und das war erst der Anfang.

Irgendwas in mir schrie, dass Lakota bis zum Ende dabei sein würde.

A/N:

5K? Broooo🥺
Thank y'all so much i-