14. Kapitel

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Donnerpfote schlief noch, als plötzlich Stimmen zu ihm durchdrangen. 
,,Psst, schnell!"
,,Warte auf mich!"
,,Komm schon, beeil dich."
,,Nicht so laut!"
Vorsichtig öffnete Donnerpfote seine Augen. Es war noch dunkel, nur ein paar Streifen Mondlicht fielen wie silberne Fäden in den Bau und warf wegen der Blätter des Baus ein Muster auf den Boden. 
Zwei Gestalten schlichen lautlos durch den Bau, an den schlafenden Katzen vorbei und auf den Ausgang zu. 
Donnerpfote blieb regungslos liegen, bis sie nah draußen geschlüpft waren, dann richtete er sich auf und lief ebenfalls auf den Ausgang zu. 
Er war froh, dass er so ein dunkles Fell hatte, so würde er nicht sofort entdeckt werden. 
Als er draußen war umfing ihn die eiskalte Nachtluft und Donnerpfote wagte einen kurzen Blick zu den Sternen. Welche beiden wohl Felsenblüte und Kiespfote gehörten? 
Ein Geräusch riss ihn wieder zurück ins hier und jetzt. Schnell ging der Kater hinter einem Farnbusch in Deckung und schlich sich näher an die drei Gestalten heran, die sich nicht weit vom Bau hingesetzt hatten und sich mit gedämpften Stimmen unterhielten. 
,,Das ist so aufregend! Wo gehen wir hin?", fragte eine Stimme, die Donnerpfote als Strudelpfotes identifizierte. 
Was machte der junge Kater um diese Zeit noch draußen? Er sollte längst schlafen.
Eine zweite Stimme antwortete: ,,Das wirst du noch sehen. Gedulde dich nur noch ein kleines bisschen." Eulenpfote. 
Langsam fügten sich die Bruchstücke, die er mitbekommen hatte, zusammen. Die beiden- und wenn noch mehr Katzen dabei waren, diese auch- wollten sich aus dem Lager schleichen, um dort was auch immer anzustellen. 
Donnerpfote wusste, dass sich das zwar eigentlich nicht gehörte, doch er beschloss den beiden zu folgen; mit einem Blick durch die Hecke hatte er sich versichert, dass die beiden allein waren. 
In diesem Moment nickte Strudelpfote, bevor er Eulenpfote aus dem Lager folgte. 
Schnell folgte der ältere Schüler den beiden, was anhand der bewölkten Nacht und somit dem wenigen Licht sehr gut ging. 
In den Schatten verborgen lief er immer weiter hinter den beiden Schülern her, die schließlich bei einer Kuhle auf dem offenen Feld mit dem hohen Gras ankamen und sich dort hinsetzten.
,,Das ist wunderschön hier, Eulenpfote", miaute Strudelpfote und schnurrte. 
Die SonnenClan- Kätzin nickte bestätigend und richtete ihre faszinierenden, smaragdgrünen Augen auf den SteinClan- Kater. ,,Bist du bereit, Strudelfell?", fragte Eulenpfote dann plötzlich und schaute Strudelpfote ernst an. 
,,Jederzeit, Eulenkralle", antwortete der Schüler und stellte sich ganz gerade hin. Eulenpfote nickte und schnurrte. 
,,Ich habe in unserem Territorium einen Fuchs gerochen! Lass ihn uns suchen gehen!", schlug Eulenpfote vor und Donnerpfote schaute sie schockiert an. Waren die beiden wirklich so mäusehirnig, dass sie es mit einem ausgewachsenen Fuchs aufnehmen wollten? 
Als er allerdings sah, dass die  beiden einfach anfingen, im Kreis herum zu rennen und immer wieder mal nach vorne schnellten, um sich mit ihren weichen Pfoten anzustupsen, schalt er sich selbst für seine Dummheit. Die beiden spielten einfach. Das erklärte auch die Kriegernamen, mit denen sie sich angesprochen hatten. 
Trotzdem war es nicht sehr klug, so eine enge Bindung mit einer Kätzin einzugehen. Er musste dringend mal mit Strudelpfote darüber reden. 
Donnerpfote zuckte zusammen, als Strudelpfote plötzlich auf ihn zu raste und direkt in ihn hinein lief. ,,Donnerpfote?", fragte der junge Schüler verwirrt.  
Na gut, dann konnte er ja auch jetzt schon mit ihm reden. ,,Ja, hallo Strudelpfote. Oder sollte ich lieber Strudelfell sagen?" 
Der kleine Schüler zuckte zusammen, als Donnerpfote den zweiten Satz anmerkte und er senkte schuldbewusst den Kopf. ,,Nein. So nennt nur Eulenkr... Eulenpfote mich."
,,Strudellfell? Ist alles gu-", Eulenpfote stoppte mitten im Satz, als sie Donnerpfote erblickte. 
,,Ihr wisst schon, dass ihr das eigentlich nicht dürft?", stellte Donnerpfote sicher. 
,,Wieso? Wir spielen doch nur", entgegnete Eulenpfote. 
,,Ja, aber ihr seid aus zwei verschiedenen Clans. Ihr solltet euch nicht zu nahe kommen."
Eulenpfote schnaubte. ,,Wir sind Freunde. Dagegen kannst du nichts machen! Komm, Strudelpfote!", wies die Schülerin sie an und lief wieder auf die Mulde zu. 
,,Nein, ihr geht jetzt ins Lager zurück. Oder ich erzähle Rotstern davon", erklärte Donnerpfote und schaute die beiden unschuldig lächelnd an. 
Eulenpfote knurrte und fuhr unentschlossen ihre Krallen ein und aus, bevor sie sich schließlich dazu entschied, zum Lager zurück zu kehren. 
,,Strudelpfote. Blieb kurz bitte noch mal da."
Der graue, kleine Kater blieb stehen und schaute Eulenpfote noch nach, bis sie in dem hohen Gras verschwunden war. 
,,Strudelpfote, du weißt, dass sie aus dem SonnenClan ist. Freundschaften zwischen den Clans werden nur in bestimmtem Maße akzeptiert. In einem Kampf müsstest du dich zwischen ihr und deinem Clan entscheiden. Es ist für euer beides Bestes diese Freundschaft jetzt zu beenden, bevor mehr daraus wird."
Donnerpfote erwartete schon, dass Strudelpfote so wie immer nachgab und einsah, dass er Recht hatte, sich entschuldigte und auf ihn hörte, doch zu seiner Überraschung schüttelte der kleine Kater den Kopf. 
,,Nein. Eulenpfote ist meine Freundin und ich werde unsere Freundschaft nicht beenden nur weil du etwas dagegen hast!", erwiderte der Kater mit einem trotzigen Unterton. 

Donnerpfote schaute ihn entrüstet an. ,,Nicht nur mich stört das, sondern auch den kompletten Clan. Du verstößt gegen das Gesetz der Krieger. Beende es lieber, bevor aus deinen Gefühlen zu viel wird und du nicht mehr aus den Problemen herauskommst!", wiederholte Donnerpfote eindringlicher.

,,Nein, ich kann sie nicht loslassen. Sie gehört zu meinem Leben wie Regenpfote zu deinem", bei der Erwähnung seiner Schwester zuckte Donnerpfote kurz zusammen. ,,Und wenn es von mir verlangt wird, bleibe ich lieber hier!"

,,Du würdest wirklich alles... deinen ganzen Clan, deine Familie, deine Freunde dein altes Leben für diese Schülerin aufgeben?", fragte Donnerpfote, erstaunt von dem jungen Schüler, der entschlossen nickte. 

Donnerpfote nickte langsam, vielleicht hatte er den Schüler ein wenig unterschätzt. ,,Wenn sie dich glücklich macht..."

,,Das macht sie", bestätigte Strudelpfote und ein leichtes Leuchten erschien in seinen Augen. 

Wieder im Lager dachte Donnerpfote noch mal über Strudelpfote und Eulenpfote nach. Die beiden hatten wirklich glücklich gewirkt und Donnerpfote merkte, wie sich ein leichtes Ziehen in seiner Brust bemerkbar machte. 

Regenpfote hatte ihn und Mondschatten abgewiesen, der Rest seiner Familie war tot. In dem Mond der er schon hier war hatte er nur mittrainiert und gejagt. Er hatte außer Mondschatten niemanden mehr. 

Plötzlich fühlte er sich allein und der Mond, den er in der letzten Zeit, in der er ihn hier draußen sah immer treu begleitet hatte, schien ihn auch nur kalt und abweisend sein Licht zuzuschicken. 

Er war schon fast voll. Bald würde wieder eine große Versammlung stattfinden. 

Einsam rollte sich Donnerpfote zusammen und drückte seine Nase in sein Fell. 

Bald war er wieder eingeschlafen. 



Die Geschichte des SteinClans || AbgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt