4. Kapitel

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,,Regenjunges! Komm schon! Spiel mit uns!", nörgelte Funkeljunges und schlug nach der Schwanzspitze des älteren Jungen.
,,Nein. Lass mich in Ruhe!", fauchte Regenjunges und legte ihren Schwanz über ihre Nase, um weiter schlafen zu können. Sie lag auf einem flachen Stein vor der Kinderstube und döste vor sich hin.
Teichfeder hatte ihre Jungen vor einem Mond geboren und anfangs fand die graue Kätzin die drei voll niedlich. Bis Funkeljunges ihre Augen aufgemacht hatte. Seitdem war sie ein nervendes Fellbündel auf vier Beinen.
Jetzt lief sie gespielt schmollend zu Teichfeder und beklagte sich.
Regenjunges konnte die bösen Blicke der weißgrauen Kätzin auf sich spüren, doch sie machte sich nichts daraus.
Plötzlich ließ sich eine Katze neben ihr nieder und sie roch Johannisbeerpfotes vertrauten Geruch.
,,Hallo", sagte Regenpfote, ohne die Augen auf zu machen.
,,Hallo", erwiderte Johannisbeerpfote fröhlich.
,,Was machst du hier?", fragte die graue Kätzin und riss ihren Mund zu einem Gähnen auf.
,,Ich wollte dir nur sagen, dass ich mitbekommen habe, dass Brennesselstern euch noch vor Sonnenuntergang zu Schülern machen will!", miaute die Schülerin aufgeregt. ,,Schläfst du dann im Schülerbau neben mir?"
Regenjunges machte die Augen auf und strahlte sie an. ,,Klar!"
Schnell warf sie einen Blick zu dem kleinen Loch in der Wand, durch das stets etwas Tageslicht fiel.
Erschrocken richtete sie sich auf.
,,Sonnenuntergang ist ja schon gleich!"
Hastig unterzog sie sich einer ordentlichen Wäsche, als auch schon Brennesselsterns Stimme durch das Lager hallte und jeden noch so kleinen Winkel ausfüllte.
,,Alle Katzen, die alt genug sind ihre eigene Beute zu machen, sollen sich unter dem Hochfelsen zu einem Clantreffen versammeln!"
Von überall strömten Katzen zu dem größten Stein, ziemlich in der Lagermitte und versammelten sich darunter.
Regenjunges hüpfte aufgeregt zu ihren Geschwistern und Felsenblüte.
,,Es ist an der Zeit, neue Schüler zu ernennen, damit sie ausgebildet werden und unserem Clan als Krieger beiseite stehen und unterstützen können.
Kiesjunges, Donnerjunges und Regenjunges, ihr seid nun sechs Monde alt und damit alt genug, eure Ausbildung zu beginnen! Tretet vor!"
Nervös taten die drei wie ihnen geheißen und stellten sich vor den dunkelbraunen Kater.
,,Donnerjunges, von diesem Moment an, bis du dir deinen Kriegernamen verdient hast, sollst du Donnerpfote heißen. Deine Ausbildung wird Lindenherz
übernehmen. Lindenherz, du bist nun schon viele Monde die zweite Anführerin des SteinClans und hast ihm immer gute Dienste erwiesen. Ich hoffe, das du deine Fähigkeiten an deinen Schüler weiter gibst."
Die sandfarbene Kätzin trat vor und legte ihre Nase an die von Donnerpfote.
,,Ich werde mein Bestes geben", versprach sie.
,,Regenjunges", wandte sich der Anführer nun an sie und es kam der jungen Kätzin so vor, als würden vor Aufregung tausende Ameisen durch ihren Pelz krabbeln.
,,Du bist nun ebenfalls alt genug, deine Ausbildung zu beginnen. Von diesem Moment an sollst du den Namen Regenpfote tragen. Sonnenfluss, du warst ebenfalls erst vor fünf Monden noch ein Schüler. Doch nun bist du bereit, selbst einen auszubilden.
Nimm diese Aufgabe ernst und gib dein Bestes, um Regenpfote zu einer guten Kriegerin zu machen!"
Der goldgelbe Kater trat stolz einen Schritt nach vorne und verkündete, dass er seine Aufgabe sehr ernst nehmen würde, bevor er seine Nase gegen Regenpfotes drückte.
,,Kiesjunges, du hast dich entschieden, Heiler zu werden. Nächsten Halbmond wirst du mit Flussbriese zur Mondwiese gehen und dort offiziell deinen Namen bekommen. Doch bis dahin wirst du den ebenfalls den Namen Kiespfote tragen. Deine Ausbildung wird natürlich Flussbriese übernehmen."
Der graue Kater trat stolz zu der Heilerin und drückte seine Nase gegen ihre.
,,Donnerpfote! Regenpfote! Kiespfote!", rief der Clan und der Jubel hallte von den Wänden vielfach wider.
Von Stolz erfüllt hob Regenpfote den Kopf.
Als der Lärm wieder abgeebbt war, wandte sich Regenpfote an Sonnenfluss.
,,Zeigst du mir jetzt das Territorium?", wollte sie aufgeregt wissen.
,,Es wird bald dunkel. Vielleicht sollten wir das morgen machen", gab Sonnenfluss zu bedenken.
Enttäuscht ließ Regenpfote ihre Schultern sinken.
,,Na gut", meinte sie und machte sich auf den Weg zum Schülerbau.
Dort warteten schon die anderem Schüler und Donnerpfote trat hinter ihr ein.
Johannisbeerpfote lief auf sie zu.
,,Siehst du die kleinen Senken im Boden? Dort kannst du dein Nest bauen. Meines ist das da ganz hinten im Bau!"
Strahlend nickte Regenpfote und folgte Johannisbeerpfote nach draußen, da die rote Kätzin meinte, sie wolle Regenpfote zeigen, wo sie ihr Moos bekam.
Neben dem Schülerbau war ein Loch in der Wand und dort lag viel Moos.
Die graue Kätzin nahm sich ein Maul voll Moos und machte sich auf den Weg in den Schülerbau.
Dort legte sie das grüne weiche Material in die Kuhle neben Johannisbeerpfote und rollte sich in ihrem weichen neuen Nest zusammen.
Kurz vermisste sie die gemütliche Wärme ihrer Mutter und ihrer Geschwister, doch dann schüttelte sie den Gedanken von sich ab.
Sie war jetzt schließlich eine Schülerin!
Dann musste sie gähnen und schnell schlief sie ein.

Morgens wachte Regenpfote schon früh auf.
Aufgeregt sprang sie aus ihrem Nest und lief zum Kriegerbau.
Dort angekommen flüsterte sie:
,,Sonnenfluss! Komm, du wolltest mir heute doch das Territorium zeigen!"
Nachdem Regenpfote noch mehr geredet hatte, erschien endlich der goldgelbe Kater vor ihr.
Er gähnte.
,,Du bist aber ganz schön früh wach. Wir müssen noch auf Lindenherz und Donnerpfote warten."
Ungeduldig trat Regenpfote von einer Pfote auf die andere.
,,Dann hol du Lindenherz, während ich Donnerpfote hole!", quiekte sie ungeduldig.
Sonnenfluss stöhnte.
,,Na gut...", willigte er dann ein und Regenpfote raste in den Bau.
,,Donnerpfote, wach auf!", schrie sie schon von Weitem und blieb dann hüpfend neben dem Nest ihres Bruders stehen.
Dieser gähnte.
,,Was ist denn los?", wollte er wissen.
,,Wir werden das Territorium sehen! Ist das nicht aufregend?"
Sofort war der junge Kater hellwach und rannte hinter Regenpfote nach draußen.
Sie hörte noch Finkenpfote ärgerlich rufen, dass er eigentlich länger hätte schlafen wollen, doch sie schenkte ihm keine Beachtung.
Voller Tatendrang lief sie zurück zum Kriegerbau, wo Lindenherz schon Patrouillen einteilte.
Schlitternd kam sie zum Stehen und rutschte dabei fast in Rauchwolke hinein.
Der graue Kater fauchte: ,,Pass doch auf!", bevor er sich seiner Patrouille anschloss.
Regenpfote warf ihm noch einen bösen Blick hinterher.
,,Gut. Lasst uns los gehen", meinte Sonnenfluss und lief in die Richtung des Lagerausgangs.
Aufgeregt hüpfte Regenpfote ihm nach, Lindenherz und Donnerpfote folgten etwas langsamer, aber in den Augen ihres Bruders konnte sie ihre Freude widergespiegelt sehen.
,,Der Gang, den wir jetzt betreten, ist der Hauptgang. Er ist der größte Gang von allen. Von ihm führen viele andere Gänge weg", erklärte Lindenherz und Regenpfote zog jedes Wort begierig in sich auf.
Lindenherz lief noch ein bisschen weiter, übersprang dabei einen Abzweig und schob sich dann in den zweiten hinein.
Neugierig folgte Regenpfote ihr.
Nun standen sie in einem anderen Gang.
Von der Decke hingen Steine und auch aus dem Boden kämpften sich ein paar empor.
,,Wow! Das sieht so schön aus!", jubelte die kleine graue Kätzin und rannte neben Donnerpfote tiefer in den Gang hinein.
,,Das ist die Flugmausgrotte", fuhr Lindenherz fort.
,,Hier leben ganz viele von den Flugmäusen. Diese jagen wir dann."
Regenpfote nickte und lief weiter und durch den Gang, die Mentoren hinter ihr, Donnerpfote neben ihr.
Am Ende des Ganges teilte er sich in drei Abzweige.
,,Wo müssen wir lang?", wollte Regenpfote aufgeregt von Sonnenfluss wissen.
Der goldene Kater deutete nach links und die beiden jungen Schüler folgten dem Gang.
,,Rechts wäre der Steingang. Durch ihn gelangen wir nach draußen und zur großen Versammlung", erklärte er.
Plötzlich blieb Regenpfote stehen und zog die Luft ein.
Hier roch ihre verblassten Gerüche und schaute ihren Mentor mit leuchtenden Augen an.
,,Das hier ist der Hauptgang, richtig?", fragte sie mit vor Aufregung bebender Stimme.
,,Ganz genau. Du lernst schnell", lobte Sonnenfluss sie.
Donnerpfote verdrehte nur die Augen.
,,Wenn wir jetzt geradeaus gehen, kommen wir in den Flechtengang. Wenn wir diesem folgen, erreichen einen See. Das ist die Stelle, wo Flussbriese ihre Kräuter her nimmt und dort trainieren wir mit euch erste Kampftechniken", fuhr Lindenherz fort, doch Regenpfote war schon in dem Gang verschwunden.
Dieser machte seinem Namen alle Ehre.
Links und rechts, über und sogar unter ihr wanden sich Ranken und Flechten um das Gestein und brachten dem der ganzen Atmosphäre eine entspannte Stimmung.
Donnerpfote, knapp hinter ihr, schien das auch aufzufallen.
,,Das ist so schön!", staunte er.
Die Flechten unter ihren Pfoten dämpfen ihre Schritte und manchmal hingen auch Flechten von der Decke.
Plötzlich tat sich links von Regenpfote ein weiterer Gang auf.
Verunsichert blieb die graue Kätzin stehen und sah sich nach Sonnenfluss um.
,,Weiter geradeaus", wies sie an.
Die Schülerin lief schnell weiter und nach ein paar Herschlägen, konnte sie die Spiegelung von Licht auf Wasser an den Seiten des Tunnels entdecken.
Sie kam sich so vor, als ob sie in einem Tunnel Unterwasser stehen würde.
Donnerpfote war neben sie getreten und bestaunte nun auch den Anblick, der sich ihnen bot.
Lindenherz trat schnurrend neben die Beiden.
,,Ja, das ist der See."

Die Geschichte des SteinClans || AbgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt