Prolog

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Feuer toste. Ein schwarzer Drache glitt pfeilschnell durch die Dunkelheit und verschmolz geradezu mit ihr. Seine blutroten Augen schweiften angriffslustig über die in Flammen gesetzte Burg.

Unter sich konnte er die wilde Schlacht auf Leben und Tod beobachten. Die Grenze zwischen Gut und Böse war deutlich zu erkennen, auch, wenn alle Lebewesen quer durcheinander stromen.

Die dunklen Drachen waren in der Überzahl gegenüber den hellen Drachen und den magischen Wesen. Immer mehr von ihnen stürzten in den Folgen des Kampfes in den angrenzenden Wald ab. Viele brüllten vor Schmerz oder Wut angsteinflössend auf. Doch es sah nicht so aus, als würde der Kampf so schnell enden.

Zufrieden beobachtete der schwarze Drache das Chaos unter ihm und bleckte genüsslich seine riesigen weißen Zähne. Gerade als er in den Kampf eingreifen wollte, rammte ihn etwas in die Seite. Prompt setzte ein stechender Schmerz ein. So wütend, wie er in seinem ganzen Leben noch nicht war, fuhr er fauchend herum.

Sofort entdeckte er seinen Angreifer. Einen riesigen, wunderschönen, weißen Pegasus mit prachtvollen, glänzenden Flügeln. Kampfeslustig sah er zu dem Drachen. In seinen Augen konnte er ein feindseliges Funkeln sehen. So standen sie sich ein paar Augenblicke ruhig gegenüber. Ein Blick voller Hass gegenüber dem anderen. Das ganze Geschehen um sie herum, schien es nicht mehr zu geben. Sie hatten nur Augen und Ohren für den jeweils anderen.

Unter ihnen loderte das Feuer. Es erfüllte die Umgebung mit heißer, stickiger Luft und ließ seine Flammen wild im Wind tanzen. Gierig streckte es sich zum Himmel empor und schien zu versuchen die Rivalen zu verschlingen.

Doch der schwarze Drache hatte mit seiner hitzeresisten Haut kein Problem mit ihm und ignorierte es vollkommen. Allerdings gab ihm das keinerlei Vorteile, da das den Pegasus auch nicht sonderlich interessierte.

Genervt peitschte der schwarze Drache mit seinem messerscharfen Schwanz und schnellte ungeduldig zum Angriff vor. Doch der Pegasus war vorbereitet, vollführte ein elegantes Ausweichmanöver und Griff den überraschten Drachen von hinten an. Fauchend verlor dieser an Höhe, bis er sich im Schlachtfeld der übrigen Rivalen wiederfand. Wütend blickte er sich um und versuchte die Orientierung wieder zu finden.

Doch das, was er sah, war für ihn fürchterlich! Das ganze Geschehen hatte sich gewandelt. Seine Mitstreiter waren plötzlich deutlich in der Unterzahl und wurden immer weiter zurück gedrängt. Sie hatten keine Chance gegen die Anderen zu gewinnen!

Verzweifelt schrie er seine Krieger an tapfer weiter zu kämpfen, wie es sich für einen Drachen seiner Art gehörte. Doch niemand hörte auf ihn. Am Ende war er alleine und wurde von den überlebenden Kämpfern der anderen Seite umzingelt. So trat er brüllend den Rückzug an.

"Ich werde wieder kommen! Verlasst euch drauf!", knurrte er noch durch zusammengebissene Zähne hindurch, bis er in der Dunkelheit nicht mehr zu sehen war.

Auf einmal verblasste das Bild und wurde immer verschwommener, bis schließlich nur noch schwarz zu sehen war.

Eine alte Frau riss die Hände von einer milchig, weißen Glasskugel. Ihre silbrigen Haare vielen ihr glatt über die Schultern. Um sie herum erfüllte der intensive Geruch von Kräutern die Luft. Verzweifelt starrte die Frau mit ihren blassen Augen ins Nichts. Sie sah zwar nichts mehr, doch hören konnte sie gut! „Die Dunkelheit kehrt zurück!", flüsterte eine leise Stimme in ihrem Kopf. „Und nur das Licht kann sie schlagen!"

Die Legende der DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt