Chapter 4

138 24 6
                                    

An: Unbekannter:)

[15:39 Uhr] Manuel: Hey, ich bin's wieder, Manuel. Ich wollte nur kurz Danke sagen. Deine Nachrichten haben mich echt aufgemuntert und mir den nötigen Mut gegeben, mich nicht schon wieder von solchen Idioten unterkriegen zu lassen :)

[15:51 Uhr] Manuel: Es fühlt sich echt toll an.

[15:52 Uhr] Manuel: Sich nicht mehr alles gefallen zu lassen. Als ich heute den überraschten Ausdruck auf Alex' Gesicht gesehen habe. Es hat mir etwas mehr Selbstbewusstsein gegeben.

Etwas zu lange starre ich noch auf meine Nachrichten, darauf hoffend, jeden Moment eine Antwort des Unbekannten zu erhalten. Umso enttäuschter verlässt der Seufzer meinen Mund, als auch nach einer gefühlten Ewigkeit keine neue Mitteilung eintrudelt. Den Blick endlich von dem grell leuchtenden Bildschirm meines Smartphones abwendend, wandern meine erschöpften Augen zu meinem überfüllten Schreibtisch, dessen Holzplatte sich unter der Last meiner unzähligen Schulbücher schon leicht verbiegt.

Um auf andere Gedanken zu kommen, schwinge ich meine Beine über die Bettkante und verlasse meine bis eben noch eingehaltene Position, auf dem Bett zusammengekugelt daliegend und dabei das Handy mit den Händen fest vor dem Gesicht umklammernd. Mit langsamen Schritten durchquere ich mein eigentlich recht kleines Zimmer und trotte schniefend in Richtung Bad. Seit meinem Regenspaziergang heute Morgen rinnt mir ununterbrochen die Nase und ein nerviges Kratzen quält meinen Hals. Dasselbe mit zusätzlich heftigem Wind am Nachmittag zu wiederholen, ist sicherlich keine meiner brilliantesten Ideen gewesen, nur blieb mir nach der Schule nichts anderes übrig. Natürlich hätte ich warten können, in der Hoffnung, das Unwetter würde etwas abschwächen, aber laut den Wetterfröschen wird das in den nächsten Tagen nicht der Fall sein. Für den Bus hatte ich kein Geld dabei und meine Mum war aufgrund ihres Jobs von nun an bis spät abends nicht erreichbar. Folglich ist ein schnelles Joggen nachhause die beste und einzige Lösung gewesen.

Ausgelaugt von den heutigen Ereignissen will ich am liebsten einfach nur ins Bett fallen und einschlafen, was ich leider nicht tun kann. Zu viele Hausaufgaben warten auf mich. Zusätzlich zu alledem habe ich vor einer Stunde eine Nachricht von meiner Mutter erhalten, in der sie mir aufgetragen hat, Abendessen zuzubereiten und danach gegebenenfalls die Küche zu putzen. Von meinem riesigen Stapel an Zetteln und Aufträgen aus der Schule, die ich, aufgrund unseres Umzugs hierher und den somit verpassten Stoff, nachbringen muss, habe ich ihr nichts erzählt und ohne Beschwerden ihren Aufforderungen zugestimmt.

Mit der bevorstehenden Arbeit im Hinterkopf schleppe ich meinen müden Körper durch den Flur und öffne die Badezimmertür, indem ich mich gegen das geschliffene Holz lehne und dabei die Klinke hinunterdrücke. Widerwillig stelle ich mich vor den Spiegel, der über unserem kleinen Waschbecken hängt, und betrachte mit leicht angewiderter Miene mein blasses Spiegelbild.

Mittlerweile sind meine dunkelbraunen Haare, die einen starken Kontrast zu meiner fast schon weißen Haut darstellen, in der wärmenden Luft unseres Hauses getrocknet. Diese müssen wohl eines der wenigen Dinge an meinem Körper sein, die mich nicht ganz so stören. Meine Haare sind zwar für einen Jungen ziemlich lang, doch das gefällt mir irgendwie.

Viel zu schnell wandere ich mit meinem Blick weiter zu meinen giftgrünen Augen, die mich durch die spiegelnde Oberfläche anfunkeln. Ein dunkleres Grün umrandet meine Iris und verleiht ihr etwas mehr Tiefe, wohingegen das strahlend helle Smaragdgrün im Inneren beinahe hervorsticht. Während ich meine Pupille mustere, entsteht das Bild eines wunderschönen braunen Augenpaares in meinem Kopf und sofort wird mir merkwürdig warm ums Herz.

Geschockt von mir selbst schüttele ich hastig meinen Kopf, sodass das Bild schnell verschwindet. Das kann doch nicht mein Ernst sein, schon von den Augen des Bäckereiangestellten zu schwärmen. So notwendig habe ich es nun auch nicht, mich in jedes männliche Wesen mit schönen Augen zu verlieben.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 08, 2020 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Lost Friend [Kürbistumor]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt