𖧷 10. Kapitel 𖧷

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» . . . und das war mein Vortrag über Shakespeare!«, endete ich meinen Satz und sackte vor Erleichterung augenblicklich in mir zusammen. Cat applaudierte wild und trommelte auf das Kissen vor ihr.

»Dasch war schpitze!«,nuschelte sie mit vollem Mund und grinste mich breit an.

»Wirklich? Ich dachte ich erleide jeden Augenblick einen Herzinfarkt!«, ich ließ mich neben sie auf mein Bett fallen und starrte zur Decke.

»Nein, nein! Das war super gut! Wenn du das morgen auch so machst, bekommst du sicher eine gute Note.«, versicherte mir Cat und ließ sich mit einem dumpfen 'Uff' auf den Bauch fallen. Wir waren den ganzen Vormittag damit beschäftigt gewesen für meine Präsentation zu üben. Die Präsentation vor der ich schon seit Jahresbeginn Angst hatte. Auch jetzt nach dem Probelauf fühlten sich meine Beine wie Wackelpudding an. Wenn das so weiter ging, würde ich mit Sicherheit eine schlechte Note kassieren und dann wäre ich auch nicht mehr vor Mom's Wutausbrüchen geschützt. Ich seufzte tief.

»Nicht mehr lange und der Sommerball steht an. Und davor schreiben wir noch unzählige Tests. Das macht mich wahnsinnig!«, beklagte ich mich, woraufhin Cat zu lachen begann.

»Du bist ein hoffnungsloser Fall, Ava. Mit ein paar Partys zwischendurch überleben wir das schon.«, sie zwinkerte vielsagend und ich verdrehte die Augen.

»Von Partys hab ich definitiv genug.«, murrte ich leise

Tyran's Geburtstagsparty war ein Reinfall und von Caydons Party wollte ich gar nicht erst anfangen. In beiden Fällen war ich es gewesen, die am Ende wie eine Idiotin dar stand. Bei letzterem war es anscheinend sogar so schlecht gelaufen, dass mir Caydon aus dem Weg ging. Cat schien meine Gedanken gelesen zu haben, denn sie richtete sich auf und sah mich mitfühlend an.

»Das nimmt dich wohl immer noch mit, hm?«, fragte sie mich. Ich zog das Kissen näher an mich ran.

»Ich Frage mich wirklich was sein Problem ist. Ich habe ihn lediglich gefragt wieso er verschwunden ist. Nicht mehr und nicht weniger! Ist das denn zu viel verlangt? Und dann die Aktion neulich? Was sollte das? Wieso taucht er bei mir Zuhause auf? Du weißt wie Mom auf die Carters anzusprechen ist.«

Cat schien sich sichtlich unwohl zu fühlen. Sie rutschte etwas hin und her und sah betreten zu Boden.

»Ich weiß es nicht ...«, murmelte sie. Sie war im Moment auch keine wirkliche Hilfe. Ich musste mit diesen ganzen Fragen und dem großen Rätsel um Caydon wohl alleine fertig werden. Ob ich das auch schaffte wusste ich nicht. Mir schien es fast so, als wüsste ganz Atlanta mehr über Caydon, als ich es tat. Dabei waren wir doch beste Freunde gewesen. Wir hatten uns alles erzählt und nun waren wir uns fremder denn je. Ich stand auf um mich ans Fenster zu setzen. Ein Blick auf die Straße verriet mir, dass ein Gewitter aufzog. Ungewollt glitt mein Blick zu Caydons Fenster. Er schien dort zu sein. Ich konnte Bewegungen wahrnehmen und dann tauchte er auf. Er eilte durchs ganze Zimmer und schien irgendjemanden anzuschreien. Nur kurze Zeit später tauchte auch Mr. Carter, sein Vater auf und eine heiße Diskussion entbrannte.

Cat tauchte neben mir auf.

»Was gibt's denn da zu sehen?«, fragte sie mich und quetschte ihren Kopf neben meinen. Dann fing sie an zu Grinsen. »Ach, so ist das. Du stalkst unseren Schönling also heimlich.«

Ich stieß sie in die Seite.

»Schau mal. Die scheinen sich aber ordentlich in die Haare zu kriegen.«, ich deutete auf das Geschehen. Caydon brüllte seinen Vater regelrecht an. Und auch wenn ich sie nicht hören könnte, wusste ich mit Sicherheit dass dieser Streit gerade am ausarten war. Caydon packte seinen Vater am Kragen und wedelte mit der Hand wild vor dessen Gesicht herum. Cat sah zu mir. In ihrem Blick konnte ich dieselbe Beunruhigung ablesen. Die beiden dort drüben brüllte sich noch eine ganze Weile lang an, bis es Caydons Vater reichte. Er holte mit einer ordentlichen Wucht aus und schlug seinem Sohn mit der Faust ins Gesicht. Ich zuckte stark zusammen und schrack unbewusst zurück. Auch Cat's Augen waren schockiert aufgerissen. Caydon stand nur da, den Kopf zur Seite gedreht. Dann stieß er seinen Vater zur Seite und stürmte aus dem Zimmer. Mr. Carter blieb noch einige Sekunden lang stehen, blickte dann zu und nach oben und zog sofort die Vorhänge zu. Ich starrte zur Haustüre, die kurz darauf aufgerissen wurde. Caydon stürmte nach draußen und stieg ins Auto seines Vaters.

Ich sprang auf.

»Was hast du vor?«, fragte mich Cat.

»Ich fahre hinterher.«, sagte ich entschlossen. Cat hielt mich am Arm zurück.

»Moment mal! Das ist etwas, was uns nichts angeht.«, stammelte sie.

»Aber er ist doch...«, meine beste Freundin schüttelte den Kopf.

»Das ist nicht unsere Sache. Lass ihm seinen Freiraum.«

Ich seufzte resigniert. Ich wollte ihm so gerne folgen und fragen was geschehen ist. Aber Cat hatte vermutlich Recht. Das ging mich nichts an. Ich ließ mich wieder auf mein Bett fallen. Ich wusste nicht, dass Mr. Carter zu solchen Methoden griff. Ein Bild von Caydon schoss mir durch den Kopf. Als Kind hatte er auffällig oft blaue Flecken im Gesicht oder an den Armen. Er hatte mir jedoch immer erzählt, dass er die vom Training hatte. Ich fühlte mich schlecht. Hatte sein Vater ihn schon früher geschlagen?

Cat's Stimme riss mich aus den Gedanken.

»Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Das war ein gewöhnlicher Familienstreit. Die kriegen sich wieder ein.«, sie lächelte mich an und wedelte mit meinem Schulordner vor sich herum. Ich stöhnte genervt auf. Stimmt ja. Meine Präsentation. Leise brummend nahm ich diesen, stand wieder auf und machte mich bereit meinen Vortrag noch einmal durch zu gehen.

»Und Action!«, kicherte Cat. Ich ging wieder auf Position. Doch dieser Streit wollte mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ich würde ihn morgen drauf ansprechen. Ich hoffte inständig, er würde mir endlich die Wahrheit sagen und sich mir anvertrauen. Ganz so wie damals.

His Deadly SinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt