Der Tee war vollkommen in Vergessenheit geraten, das aufgewärmte Wasser war erkaltet und befand sich noch im Wasserkocher, als mich die ersten Sonnenstrahlen, welche durch mein Schlafzimmerfenster fielen, sanft weckten. Ich spürte etwas Warmes an meinem rechten Arm, doch war noch zu tramhapert um es zu hinterfragen. Ich blinzelte und hielt mir die Hand vor die Augen, warum hatte ich denn die Vorhänge nicht zugezogen? Mein Blick streifte durch den Raum und als mir schließlich die zerschnudelte Männerkleidung, welche am Boden lag, auffiel, kehrte ich vollständig in die Realität zurück.Es war also doch kein wirrer Fiebertraum gewesen. Langsam drehte ich meinen Kopf nach rechts, zu der Stelle an der ich etwas Warmes spürte und erblickte was, oder vielmehr wen ich erwartet hatte. Der Bundeskanzler, welcher nun noch schlafend mit unordentlichen Haaren neben mir lag, war also letzte Nacht wirklich mit in meine Wohnung gekommen. Das war jedoch nicht alles gewesen was zwischen uns passiert war, sonst wäre er wohl nicht in meinem Bett gelandet.
Ich erinnerte mich an die Ereignisse, welche nur vor wenigen Stunden stattgefunden hatten. War das alles wirklich real gewesen? Ich konnte meinen eigenen Erinnerungen kaum glauben. Sebastian hatte das Portrait entdeckt, doch er war mehr beeindruckt als abgestoßen und wir erklärten einander unsere Liebe. Wir waren uns immer näher gekommen und hatten uns schließlich leidenschaftlich geküsst, doch bei diesem einen Busserl war es nicht geblieben. Die Sehnsucht nacheinander, die wir trotz unserer regelmäßigen Treffen aufgrund der Distanz dennoch gespürt hatten, war nicht mehr auszuhalten gewesen und wir vernaschten einander wie zwei Touristen eine Schnitte Sachertorte in einem traditionellen Altwiener Kaffeehaus. Deliziös.
Solange Shorty noch schlief, konnte ich mich als GastgeberIn nützlich machen und ein deftiges Frühstück richten, weswegen ich mich schließlich überwand meinen warmen weichen Platz an Bastis Seite zu verlassen und in die Küche zu gehen. Erst als ich die Decke hob, registrierte ich, dass ich nackt war und Shorty wohl ebenfalls. Obwohl er mich nicht sehen konnte, lief ich rot an und warf mir schnell etwas lockeres über, das auf einem Gewandstapel auf einem normalerweise leeren Schaukelstuhl lag. Für meinen Gast suchte ich frische oversitzed genderneutrale Kleidung aus meinem Schrank, welche ihm passen sollte, da er etwas größer war als ich. Dann verließ ich den Raum leise und schlich mich in die Küche.
Ich leerte das kalte Teewasser weg und entschied mich anstattdessen einen starken Kaffee zu machen. Zum Glück hatte ich genug Meinl-Pulver lagernd, sodass ich mit meinen geübten Händen rasch zwei Tassen dampfende, schwarze Flüssigkeit herbeizauberte.
Während ich noch damit beschäftigt war zwei Spiegeleier herauszubraten, hörte ich bereits Geräusche aus dem Schlafzimmer dringen, die darauf hindeuteten, dass Basti aufgewacht sein muss. Ich musste mir eingestehen, dass ich Angst hatte, dass es nun peinlich zwischen uns beiden sein könnte, aber da wir uns doch vor der letzten Nacht so gut verstanden hatten, hoffte ich, dass es weiterhin so bleiben würde.Ich servierte die Spiegeleier auf zwei verschiedenen Tellern, schnitt ein paar Scheiben Brot ab und stellte das Essen, zusammen mit Butter, Käse und Aufstrich auf den Esstisch, als sich die Schlafzimmertür langsam öffnete.
Heraus trat ein völlig zerzauster Shorty in meinem Gewand und mit noch halb geschlossenen Augen. So informell hatte ich den Bundeskanzler noch nie gesehen, er sah in dem Zustand richtig süß aus!Ich riss meinen Blick von ihm und sagte schließlich: "Guten Morgen, ich habe uns Frühstück vorbereitet, mit extra starkem Kaffe!"
Ich zog einen Stuhl nach hinten und bedeutete Sebastian sich zu setzen, was er auch dankend tat. Ich nahm gegenüber von ihm Platz.Während wir unseren Kaffee schlürften, setzte er schließlich ein Gespräch an: "Danke, dass... Danke, dass du mich letzte Nacht beheimatet hast" sagte er und kurz meinte ich ein leichtes Zucken im seinem Auge vernommen zu haben, als hätte er zwinkern wollen, es sich dann aber doch anders überlegt. Ich wusste nicht, ob ich näher auf die heißen Geschehnisse von letzter Nacht eingehen sollte, daher entschloss ich mich zu einer ungefähr gleichwertigen Antwort, die das Thema aber in die richtige Richtung lenken sollte.
"Immer gerne doch, ich hätte ja den Bundeskanzler nicht einfach so draußen im Regen stehen lassen können", erklärte ich "vor allem nicht, wenn er so unfassbar gutaussehend ist", fügte ich noch hinzu und er errötete leicht. Ich kicherte verstohlen und er entgegnete meinen kläglichen Flirtversuch.
"Bei so einer feschen Person wie dir würde ich doch gerne jeden Tag wieder kommen"
Ich war verblüfft über seine Antwort und schaute ihm tief in die Augen. "Findest du mich optisch wirklich so anziehend?" Ich musste mein Ego stärken, nachdem meine letzte Ex mir allerlei Gemeinheiten entgegen geworfen hatte.
"Geh, ich bin do ned schasaugad! Ich hab noch nie wen mit so schönen grünen Augen gesehen, Alex!", rief Shorty, empört über meine Zweifel, aus.Mein Herz pochte und ich fühlte den Drang, mein Gegenüber in meine Arme zu schließen. Er war einfach zu perfekt, ich musste ihn behalten!
Ich legte mein Besteck links und rechts von meinem Teller ab, rückte mit dem Sessel nach hinten, stand auf und ging zu ihm auf die andere Seite des Tisches. Basti erwartete bereits was ich tun würde und rückte seinerseits nach hinten und streckte seine Arme nach mir aus.
Wir umklammerten uns voller Liebe. Ich nahm auf seinem Schoß Platz und wir begannen erneut, einander zu küssen. Ich schmeckte den Kaffe, den er soeben getrunken hatte und spürte den weichen Stoff meines Leiberls, das er trug, unter meinen Händen.
Er strich meine Kurven entlang und strich mein Haar aus meinem Gesicht, während wir noch immer nicht voneinander abließen.Als der Moment schließlich vorbei war, lehnte ich mich zu seinem Ohr und flüsterte: "Das kann gerne so bleiben" Ich lächelte ihn an, doch er erwiderte es nicht. Sanft schob er mich von seinem Schoß und ich erhob mich enttäuscht. Hatte ich etwas Falsches gemacht? Diese Andeutung auf eine mögliche gemeinsame Zukunft etwa zu früh gemacht?
"Was ist los?", fragte ich nun besorgt.
"Ich fürchte ich muss gehen", antwortete Shorty nur knapp und ging in Richtung meines Schlafzimmers, um seine Sachen zu holen.
Was war nur in ihn gefahren? Warum war er plötzlich so abweisend?
Verloren blieb ich neben dem Esstisch stehen und als der Kanzler wieder, mit seinem Gewand über dem Arm, im Raum auftauchte, murmelte er bloß "Ich habe heute leider noch viel Arbeit zu erledigen"
Stumm sah ich ihm dabei zu, wie er seine Schuhe anzog und seinen Mantel überwarf und mit den Worten "Danke für deine Gastfreundschaft, dein Gewand lasse ich dir noch zukommen" die Haustür öffnete und verschwand.Ich wusste einfach nicht, wie ich reagieren sollte, nicht einmal Tränen wollten in Folge dieser kalten Zurückweisung fließen. War ich wirklich zu direkt gewesen und hatte ihn zu sehr überrascht? Er sagte doch, er war verliebt, doch hatte er vielleicht gelogen? Wenn nicht darüber, dass er mich liebt, vielleicht über die Beziehung zu seiner Ex-Freundin... Womöglich hatte er auch wirklich nur Arbeit zu erledigen, aber wieso war er dann so abweisend gewesen?
Ich konnte mir Sebastians Verhalten nicht erklären und war auch zu frustriert, um es weiter zu versuchen.Den Rest des Tages verbrachte ich in verwirrtem Zustand auf meiner Couch und obwohl ich tagsüber versuchte, mich mit Serien abzulenken, überwältigte mich schließlich doch die Trauer und ich weinte mich in den Schlaf. Ich hatte so große Hoffnungen, doch sie alle wurden mit einem Mal zerstört.
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Shorty Boi | Sebastian Kurz ff
Romance[Pls don't sue me] Was machen wir in der Quarantäne? Richtig - Shorty Fanfics schreiben. Folge Alex, einer non-binary Person, wie sier sich langsam in unseren Bundeskanzler verliebt, ihn jedoch als unerreichbar sieht, bis das scheinbar Unmögliche p...