Habschi

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Shorty, wie ich ihn liebevoll nannte, oder auch Basti Boy, und ich waren nun schon seit fast 3 Monaten das glücklichste Paar Wiens. Ich würde sogar wagen zu behaupten wir seien das glücklichste Paar im ganzen Ösiland. Noch hatten wir zwar nicht vollständig auf die Corona Regeln g'schissn und gemeinsam einen romantische Flitterwochen auf den Malediven verbracht, aber seit ich in seinem Penthouse eingezogen war fühlte sich sowieso jeder Tag wie Urlaub an.

Die Drag Bar vermisste ich nur manchmal, lieber trat ich privat für meinen Kanzler auf. Gestern hatte er mir mit einem Grinsen im Gesicht verkündet, dass es kaum noch Coronafälle im Land der Hämmer und Dome gab, was er auch noch am selben Tag in einer Pressekonferenz verlautbarte. Folglich würden nun auch Gaststätten wieder öffnen und das Leben würde weitergehen. Lange hatte ich auf die Öffnung gewartet, denn dann war es endlich wieder socially acceptable sich draußen mit anderen Leuten zu treffen und seit ich damals mit gebrochenem Herzen mit Kurti telefoniert hatte, ließ mein bester Freund mich nicht mehr in Ruhe.
"Heast, stell ma endlich den Bundesbasti vor!"
"Wos is jetzt mit dem Shorty?!"
"Zeig ma jetzt den Bastl!"
"Wonn kon I den Bundesdaddy treffen?"
Ich verstand seine Aufregung natürlich, also reservierte ich noch am selben Tag der neuen Corona-Updates einen Tisch in Kurtis und meinem Lieblings-Hipster-Saftladen. Wir waren oft dort gewesen, bevor wir unser Genderstudies-Studium abgebrochen hatten.

"Na geil, I gfrei mi scho so dein Habschi endlich kennanzlernan, Alex! Is jo jetzt a amoi zeit gwordn" teilte mir Kurt telefonisch mit, als ich ihm die Neuigkeiten bezüglich der Reservierung mitteilte. "I mi a, des wird scho leiwand" "mia segn uns, tschau" - "tschau"

"Du Alex, I bin a bissl nervös muss ich ehrlich sagen" gestand mir Basti, als wir uns schließlich im Aufzug nach unten begaben, auf dem Weg zu unserem Treffen. "Wos is, wenn a mi ned mog?" - "Na geh, da Kurti? Der konn kana Fliege was zu Leide tun"
Ich sah meinem Freund beruhigend in die Augen, doch er wirkte nicht überzeugt. "Politisch gesehen bist du vielleicht nicht unbedingt sein Favorit, aber des is kana in Österreich und er wird schnell erkennen was für ein toller Mensch du doch bist! Ich hab ihm doch schon so viel von dir erzählt, das Eis wird sofort gebrochen sein!" Das schien Shorty nun noch ein wenig aufgebaut zu haben. Der Aufzug kam unten an, ich hakte mich bei ihm unter und wir spazierten aus dem wunderschönen Haus.

Natürlich, wie es sich als Bundeskanzler und sein first They/Them gehört waren wir überpünktlich und somit lange vor Kurt, welcher immer eher zum zu spät Kommen neigte, da. Ich empfahl Basti den Karotte-Ingwer-Smoothie, selbst wählte ich den Waldbeeren-Mix und Kurti bestellte ich schon mal seinen Favoriten, den Trauben-Birme-Drink. Als Basti nervös begann an seinem Smoothie zu schlürfen, betrat schließlich Kurt, früher als erwartet, den Laden.

"Seawas es oide Heisa!", rief er aus und bewegte sich mit ausgebreiteten Armen auf uns zu. Ich konnte mich, trotz des Wissens, dass Umarmungen fucking ILLEGAL waren, nicht davor zurückhalten meinen besten Freund endlich wieder in die Arme zu schließen. Kurzi hingegen wich politisch korrekt wie immer aus.

"Entschuldigen Sie, Mr. Kurt, ich kann nur als Bundeskanzler dieses Landes nicht bei illegalen Aktivitäten gesehen werden, ich hoffe Sie verstehen", sprudelte es aus ihm heraus.
"Owa sicha, des wird no nochgholt, wenn ma wieder doaf!", entgegnete Kurt zwinkernd. "Alex hat dir sicha scho von mir dazöht, owa I sogs zur Sicherheit trotzdem no amoi, I bin da Kurti und es gfreit mich Sie kennenzlernan"
"Die Freude ist ganz meinerseits, ich habe schon viel Gutes von dir gehört", antwortete Shorty freundlich. Ich war so stolz auf ihn, er hielt sich gut.

Kurti entdeckte das Getränk, welches wir bereits für ihn bestellt hatten und er setzte sich entzückt auf einen Sessel an unserem reservierten Tisch und begann zu trinken.
"und, erzählts ma, wie woa die Quarantäne so?"
Shorty und ich warfen uns vielsagende Blicke zu. "Joa... Aushaltbar", antwortete ich verschmitzt. Basti schaute beschämt, aber insgeheim auch belustigt auf die Seite, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte.

"Mir war scho fad", gab Kurti zu bedenken "so ganz ohne mein Bestie"
"Mach dir keine zu großen Sorgen, des Sars™ ist in der Ex-Donauminarchie fürs erste eingedämmt und ich möchte dir Alex nicht weiter vorenthalten", tröstete ihn Basti, welcher inzwischen wieder die Fassung zurückgewonnen hatte (little did he know, dass es im Herbst eh wieder wie gewohnt losging, anyways...).

Die Plauderei hielt sich noch für eine Weile, jedoch wurden wir nachdem wir unsere Saftbecher schon längst geleert hatten freundlich von der Barista darauf hingewiesen, dass der Laden demnächst schließe. "Oisdann...", setzte Kurti an. Ich wusste, gleich kam eine kleine Ankündigung "Wollma noch was saufen gehen? ... I man wos richtigs"
"Puh, also ich denke in der netten Gesellschaft kann ich nicht nein sagen", gab Shorty zurück und wir machten uns sogleich auf den Weg.

Zwei Stunden später und der Alkohol floss auf der Donauinsel. Es wirkte fast als hätte Basti vergessen, dass er eine sehr wichtige Persönlichkeit im Land der Berge war. Wir hatten uns zu ein paar Feiernden gesellt, welche eine der Feuerschalen auf dem Areal okkupiert hatten und zu zu waren, um sich lange über die Anwesenheit des Bundeskanzlers zu wundern.
Bier trinkend und Ofn heizend sangen wir ums Lagerfeuer sitzend zu Liedern wie Ring of Fire oder Wonderwall während die Abendbriese uns sanft die Haare ums Gesicht wehte. Ein langhaariger, sportlich aussehender salzburgerisch-Stämmiger zupfte die Saiten auf der Gitarre und stimmte langsam Leaving, on a Jetplane an, während mein Freund und ich uns romantisch aneinanderschmiegten. Kurti hatte anfangs neben uns gesessen, war jetzt jedoch zu einem hübschen Mädel ein paar Plätze weiter übergelaufen.

"Ich liebe es, dass ich mit dir solche Momente wieder erleben darf", flüsterte Basti. "Mit dir fühle ich mich normal, sonst hätte ich mich niemals getraut mit fremden Hawaran auf der Donauinsel zu feiern" Mein Herz klopfte aufgeregt, es war so süß von ihm, dass er mir solche Gefühle offenlegte. "Ich glaube das hier ist einer der schönsten und freisten Abende, die ich seit Beginn meiner Politikkarriere erleben durfte", sagte er und küsste mich auf die Wange während ich verliebt kicherte. "Leider muss jedoch alles Schöne irgendwann ein Ende haben, morgen habe ich viel für die nächste Pressekonferenz vorzubereiten", erklärte er in traurigem Ton. "Heißt das du möchtest schon gehen?", fragte ich ungläubig, doch ich wusste, dass er es ernst meinte. Als verantwortungsvoller Politiker vernachlässigte Shorty seinen Job niemals.

Wir rappelten uns also auf und verabschiedeten uns in die Runde, bevor wir zu Kurti gingen. "Danke für das Angebot mich noch heimzubringen, aber ich glaube, ich schlafe heut wo anders", flüsterte er uns zwinkernd zu. Ich war besorgt, dass er bereits ein paar Bier zu viel gehabt hatte, doch das Mädchen mit dem er sich unterhalten hatte hatte unsere Konversation mitbekommen und zeigte nur einen Daumen nach oben um zu signalisieren, dass alles im grünen Bereich war. Gerade als Basti und ich uns wegdrehten, um zur Ubahn zu marschieren zupfte Kurt mich am Ärmel und ich bückte mich noch einmal zu ihm herunter.
"Fesch is er und meinen Segen habts ihr", zischte er nickend wie ein stolzer bester Freund es eben tat.

Hand in Hand spazierten der Kanzler und ich bei Mondschein hinfort, zurück zu unserem Penthouse.

Shorty Boi | Sebastian Kurz ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt