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Jisung PoV

Ich wurde eher unfreundlich geweckt, als Minho einen erschrockenen Schrei ausstieß.

"Schrei nicht so. Bin doch nur ich.", nuschelte ich. Das gestrige Geschehen hatte ich in diesem Moment irgendwie noch nicht richtig realisiert.

"Okay, aber ich habe eine Menge Fragen."

"Fang einfach an. Ich beantworte dir alles. Aber erwarte nicht, dass ich mich hier weg bewege. Das gestern waren die schlimmsten sechs Stunden meines Lebens."

"Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: Wie und wann bist hier reingekommen?"

"Hab geklingelt und drei Uhr morgens. Nächste Frage."

"Warum?"

Das war die Frage, die wohl die längste Erklärung brauchte.

"Ich wollte dir erklären, warum ich das gestern getan habe und ich hatte das Gefühl, dass ich damit nicht bis zum Morgen warten konnte. Dabei hab ich ich irgendwie vergessen, dass du ja wahrscheinlich schläfst."

"Dann erklär es mir jetzt."

"Du hörst mir bis zum Ende zu und erklärst mich nicht für verrückt?"

"Ich höre dir zu."

"Okay gut."

Ich holte einmal tief Luft und begann dann zu erzählen.

"Du weißt ja schon, dass ich Alpträume habe. Es ist schlimmer, als du bis jetzt vielleicht dachtest. Ich habe geträumt, wie diese Version von dir, die sich Lino nennt, mit mir schläft. Es lief alles genauso ab, wie bei uns gestern Abend. Er hat sogar das Gleiche gefragt. 'Weißt du eigentlich, wie verrückt du mich machst?' Dann hat er gesagt, dass er niemals aufhören könnte, mich zu quälen. Bis zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, dass ich von dir geträumt hatte, doch als er dann ein Messer an meinen Hals gelegt hat, wusste ich dass du es nicht sein konntest. Er meinte, er liebt es mich leiden zu sehen und als ich begonnen habe, mich zu wehren, hat er mir die Kehle durchgeschnitten.
Als du dann das gesagt hast, was er gesagt hat, ist bei mir eine Sicherung durchgebrannt. Ich hatte so unglaublich viel Angst, Minho. Auch wenn ich wusste, dass du mich nicht umbringen würdest, hatte ich so viel Angst. Es tut mir unendlich leid. Ich liebe dich doch, Minho, aber ich wusste mir gestern einfach nicht zu helfen. Es wird auch nicht wieder passieren. Ich habe Lino umgebracht."

Während meiner Erzählung fanden immer mehr Tränen ihren Weg über mein Gesicht.

Minho strich mir beruhigend über den Rücken und ich kuschelte mich näher an ihn.

"Ich könnte dich niemals verletzen oder umbringen, Sungie. Das weißt du doch. Du brauchst keine Angst zu haben, wenn du bei mir bist. Dafür liebe ich dich viel zu sehr."

"Also... Sind wir wieder zusammen?", schniefte ich. Ich war mir aus irgendeinem Grund unsicher, ob Minho mich überhaupt noch wollte.

"Ja, sind wir. Du denkst doch nicht ernsthaft, dass du mich so schnell loswirst, oder?"

Bei seiner Frage lächelte er, was mich ebenfalls lächeln ließ. Ich fühlte mich so erleichtert, da nun wieder alles gut zu werden schien. Es war ein befreiendes und beflügelndes Gefühl, so wie als hätte jemand alle Lasten von meinen Schultern genommen. Und dieser jemand war Minho.

"Danke, Minho. Für alles."

"Kein Grund zum Danken, Kleiner. Ich bin dir genauso dankbar, weil du mich zu dem gemacht hast, der ich bin, und weil du mir gezeigt hast, dass mich meine Freunde akzeptieren, wie ich bin."

"Dann sind wir ja jetzt quitt."

"Das sind wir."

Er drückte mir einen Kuss auf meinen Haarschopf und ich lächelte. Minho war einfach viel zu perfekt für mich.

Die Tür schwang auf und Minho's Vater erschien im Türrahmen.

"Wir sind für die nächsten paar Stunden weg. Einkaufen, deine Mutter will, dass ich ihr helfe ein Kleid auszusuchen, und wir lassen Jisung einen Schlüssel machen, falls er irgendwann wieder um 3 Uhr nachts rein will. Bis später, ihr zwei. Wenn es ums Kleider kaufen geht, beneide ich euch beide echt um eure Sexualität. Seit froh, dass ihr das nie mitmachen müsst."

"Lee Jaeyoung! Das habe ich gehört.", rief Minho's Mutter durch den Flur und Minho's Vater zuckte kurz zusammen.

"Ich geh dann mal besser. Macht euch einen schönen Vormittag, Jungs."

"Ihr euch auch.", antworteten Minho und ich im Chor, ehe seine Eltern das Haus verließen und wir alleine waren.

"Was machen wir jetzt?", fragte ich.

"Wie wäre es, wenn wir da weiter machen wo wir gestern aufgehört haben? ~", grinste Minho dreckig.

"Ist mir zu viel Sport am Morgen.", erwiderte ich. "Was hältst du davon, wenn wir stattdessen Changlix einen Besuch abstatten und noch frühstücken? Ich hab echt Lust auf einen Snack."

"Bin ich dir nicht Snack genug?"

"Ich hab gesagt Snack und nicht fünf Gänge Menü. Und jetzt lass uns essen."

"Was sagst du dazu, wenn wir in ein Café gehen? Ich hab gerade nicht besonders viel Lust auf Müsli."

"Klingt toll! Nur hab ich nichts zum Anziehen dabei..."

"Du bist um 3 Uhr morgens in T-Shirt und Jogginghose zu mir gegangen? Ji, wir haben Oktober. Es ist doch viel zu kalt."

"Es war nicht so kalt, weil ich eh gelaufen bin. Dabei ist mir ziemlich warm geworden."

"Du bist vollkommen verrückt, Jisung."

"Jap. Verrückt nach dir." Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, den er erwiderte.

"Na los. Schnapp dir was zum Anziehen aus dem Schrank. In der unteren Schublade liegt noch eine Jeans, die mir zu klein ist und bei den Hoodies nimmst du ja sowieso lieber die größeren."

"Ich liebe dich, Minho! Und deine Hoodies." Schnell gab ich ihm noch einen Kuss, kramte dann Hose und Hoodie aus dem Schrank und begann mich umzuziehen, was Minho mir gleich tat.
Dann machten wir uns gemeinsam auf den Weg ins Café, wo wir uns hinsetzen und gemeinsam frühstückten, ehe wir uns auf den Weg zu Changbin machten, der vermutlich noch Besuch von Felix hatte. Ich freute mich schon darauf, zu sehen, wie Felix reagierte, wenn ich ihm erzählte, dass ich es geschafft hatte, Lino zu töten und damit aus meinen Träumen zu verbannen.

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The Owner Of My Dreams || Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt