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Dösend liege ich in meinem Bett und gebe mich voll und ganz meinen Gedanken von Elijah hin. Die milde Wintersonne scheint durch mein Fenster und verrät mir, dass wir schon spät haben müssen. Auch wenn die Träumereien über Elijah immer die schönsten sind, zwinge ich mich dazu aufzustehen, denn ebenso wie sie schön sind, sind meine Gedanken an ein Leben mit Elijah auch deprimierend, weil davon wohl nie was wahr werden wird.

Ich taste nach meinem Handy und checke die Uhrzeit, es ist bereits nach zehn Uhr und ich bin genervt, dass ich mich dem Ferienschlafrhythmus hingebe. Überrascht ziehe ich meine Augenbrauen zusammen, ich hab eine Nachricht von Elijah. Aufgeregt setze ich mich auf und reibe mir über die Augen, um sicher zu gehen, dass ich mir das gerade nicht einbilde. Aber selbst nachdem ich mittlerweile scharf sehen kann und ziemlich wach bin, ist die Nachricht immer noch auf meinem Display zu sehen. Mit zitternden Fingern öffne ich die Nachricht und versuche meinen beschleunigten Herzschlag zu beruhigen, indem ich einmal tief durchatme. Bringt aber nicht viel, mein Herz schlägt wie verrückt und ich bekomme das Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht.

Elijah: Was machst du heute so?

Die Nachricht hat er vor knapp einer Stunde geschickt und ich bereue es, dass ich jetzt erst wach bin und antworten kann. Ich vertippe mich beim Antworten andauernd, da meine Hände weiterhin vor Aufregung zittern und ich zu hastig tippe. Aber nach etlichen Tippfehlern und der Hilfe von Autokorrektur schaffe ich es einen fehlerfreien Satz zu schreiben, in dem ich mitteile, dass ich heute nichts vorhabe. Noch nie war ich so froh darüber, meinen Tag noch nicht verplant zu haben. Das liegt aber vor allem daran, dass Clara und Gareth heute auch noch mit der Familie feiern, während ich jetzt erstmal Ruhe habe. Gestern war die Familie von meinem Vater bei uns um Weihnachten zu feiern und es war stressig, laut und zum Ende hin auch etwas nervig. Ständig wurden mir unpassende Fragen zum meinem Liebesleben gestellt und ich bereue es keinen Tag so sehr wie diesen, dass ich mich vor der Familie geoutet habe. Warum sollte Elijah denn wissen wollen, was ich heute mache? Sobald ich die Nachricht abgeschickt habe, sperre ich mein Handy und drücke es an meine klopfende Brust. Vielleicht will er sich ja mit mir treffen. Auch wenn ich diesen Gedanken für absolut absurd halte, muss ich dennoch breit grinsen.

Ich stehe auf und zieh mir schnell was über, ehe ich glücklich nach unten in die Küche gehe um mir einen Kakao zu machen. Sobald ich mich mit der dampfenden Tasse an den Küchentisch gesetzt habe, schaue ich wieder auf mein Handy und tatsächlich hat Elijah mir geantwortet.

Elijah: Lust dich mit mir am Hafen zu treffen?

Keine Ahnung, wie oft ich diesen Satz gelesen habe, aber er scheint selbst beim zehnten Mal wie eine utopische Traumvorstellung. Elijah will sich wirklich mit mir treffen. Ob ich jetzt lachen oder weinen soll, ist mir unklar, denn das was gerade passiert ist wohl so unglaublich und so unwahrscheinlich wie eine sprechende Katze. Es hat schon in der Sahara geschneit, die Niagarafälle waren gefroren und trotzdem sind diese Naturereignisse realistischer, als das Elijah sich mit mir treffen wollen würde. Nachdem ich bestimmt fünf Minuten lang nur auf die Nachricht gestarrt habe und meine Schnappatmung wieder unter Kontrolle bekommen habe antworte ich schnell mit einem simplen Ja.

Elijah und ich verabreden uns für ein Uhr am Hafen, warum hat er mir nicht verraten, ich wollte auch nicht Fragen, denn von einer falschen Antwort wollte ich mir nichts kaputt machen lassen. Als ich mein Handy endlich wieder auf Seite lege ist mein Kakao schon kalt. Ich habe kurz überlegt Clara und Gareth über die aktuelle Lage zu informieren und hatte schon eine Nachricht getippt, dann aber wieder gelöscht. Von den keinem der beiden, vor allem nicht von Clara erwarte ich eine angemessene Antwort.

Ich schlürfe nachdenklich meinem kalten Kakao und versuche die Situation noch irgendwie einzuordnen und komme dann zum Schluss, dass Elijah mich wohl doch irgendwo mögen muss, zumindest freundschaftlich. Die Uhr behalte ich dabei verschärft im Blick, nichts aber auch gar nichts wäre heute schlimmer für mich, als zu spät zu dem Treffen zu kommen. Zum Hafen ist es zum Glück nicht weit. Da unser Ort winzig ist, ist auch der Hafen nichts Besonderes, lediglich ein Schiff oder viel mehr Boot legt regelmäßig an und das bringt einen dann auch nur bis zu der anderen Rheinseite. Am Hafen befindet sich ein kleines Café, das zu Sommerzeiten immer gut besucht ist, aber momentan sich wohl in Winterpause befindet. Für unser Treffen, haben wir aber das kleine Gebäude anvisiert. 

Joyeux NoëlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt