Als Paul wieder zurückkommt, kauere ich am Küchentisch und habe schon fast meinen Verstand verloren. Ich springe auf, als ich höre, wie die Tür sich öffnet- die Tür meines Hauses, die Tür meines Gefängnisses!
"Marie?", ruft er, als ob er sich vergewissern will, dass ich noch da bin. Natürlich bin ich noch da, du Psychopath!! Du hast mich EINGESPERRT!
Ich bin durchs ganze Haus gerannt. Es gab noch eine andere Tür, die nach draußen in den Garten geführt hätte, aber auch die war abgesperrt und die Fenster im Erdgeschoss ließen sich nur kippen, nicht öffnen. Im ersten Stock zwar schon, aber... ich wollte nicht nach 4 Monaten Krankenhausaufenthalt aus dem Fenster springen und mir irgendwas brechen. Und ausserdem habe ich versucht, irgendeine rationale Erklärung dafür zu finden, statt panisch zu flüchten.
Mir ist zwar nichts eingefallen- aber ich hoffe, Paul hat etwas vorzubringen. Ich hoffe es- für uns beide.
"Warum hast du das gemacht?", schreie ich ihn an, die Panik quillt in mir hoch- und ich fange an zu weinen, als er mir gegenübersteht. Wie er so über mir aufragt- groß und athletisch und mit undurchschaubarer Miene... da fühle ich keine richtige Wut mehr, sondern eher soetwas wie... Angst.
Jetzt habe ich Angst vor meinem Mann. Vor meinem Mann, der sich doch so liebevoll um mich gekümmert hat...
Ich weiß nicht mehr, was ich denken oder fühlen soll. Es war so unheimlich, allein in diesem Horrorhaus eingesperrt zu sein, mit dem verbotenen Zimmer und all den unbarmherzigen, verschlossenen Türen...!
Paul hat mir das angetan. Paul... jetzt habe ich noch mehr das Gefühl, ihn nicht zu kennen- denn der Paul aus meinen Erinnerungen hätte mich niemals durch so eine Hölle gehen lassen.
Ich fürchte mich... und ich bin so verflucht abhängig von ihm... Er... er scheint der einzige in meinem Leben zu sein. Ich erinnere mich an Kollegen und an Freunde von früher, an meine Eltern und meinen Bruder, aber... Es gab natürlich Besuche von meinen Eltern im Krankenhaus, nachdem ich wieder aufgewacht bin, aber sie waren so distanziert, so blass, fühlten sich so unwohl. Erst dachte ich, es würde nur daran liegen, dass sie Paul nicht mögen (was ich zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht verstehen konnte), aber... Vielleicht ist es mehr als das.
Hat Paul mich etwa mehr und mehr isoliert? Ich habe ihn geheiratet, habe für ihn meinen Job hingeworfen, bin seine artige, kleine Hausfrau geworden... Habe ich etwa auch meine sozialen Kontakte für ihn gekappt?
Bin ich jetzt ganz allein auf der Welt- und habe nur noch ihn?
Die Tränen strömen über meine Wangen und ich habe solche Panik, dass ich kaum atmen kann.
Eine Wucht erfasst mich und ich schreie vor Schreck auf- aber es ist nur Paul, der mich in eine beruhigende Umarmung hüllt.
In seinen Armen habe ich mich immer so beschützt gefühlt aber jetzt-...
Kann ich ihm trauen? Kann ich ihm trauen, diesem Mann, der mich einsperrt? Kann ich ihm trauen, diesem Mann mit dem Psychokiller-Zimmer?
Ich kralle meine Finger in sein Hemd- ich will bei ihm sein und zugleich will ich unbedingt fort von ihm.
So zerrissen.
"Es ist alles gut... bitte beruhige dich.", säuselt er sanft. Seine Stimme jagt mir nur noch mehr Angst ein- aber dann konzentriere ich mich auf seinen Körper, auf seine Arme, seine Hände... Er zittert, während er mich umarmt, sein Herz schlägt schnell... Jetzt fühle ich wieder seine aufrichtige Sorge um mich und schöpfe Hoffnung.
Nun gut-... ich will ihm zuhören. Ich will hören, was er dazu zu sagen hat.
Verheult blicke ich zu ihm auf. "...Warum hast du mich eingesperrt?"
Er streicht durch mein blondes Haar und seine Augen füllen sich mit Schmerz. Er... wollte es gar nicht tun, oder? Er war gezwungen.
"Es tut mir Leid, dass du Angst bekommen hast...", flüstert er. "...Ich habe das alles nur getan, um dich zu schützen. Die Ärzte haben mir das geraten. Sie meinten, du könntest noch verwirrt und desorientiert sein, deshalb solltest du dich fürs Erste nur im Haus aufhalten."
"Wirklich...? A-aber warum... warum hast du mir das nicht einfach gesagt?"
"Ich wollte nicht, dass du dich bevormundet fühlst... Ich dachte, du hättest genug damit zu tun, dich im Haus umzusehen, ich dachte, du würdest gar nicht auf die Idee kommen, hinauszulaufen. Es... es tut mir Leid, wirklich."
"Ich... wollte nur ein bisschen frische Luft schnappen und mich etwas bewegen und-... ich konnte nicht raus...!", schildere ich noch einmal mein persönliches Grauen von heute Mittag.
"Bald wird wieder alles normal werden.", sagt er und küsst meine Stirn, hält mich ganz fest in seinen Armen. "Das verspreche ich dir."
Ich weiß nicht, wie er das versprechen will. Und seine Definition von 'normal' scheint ganz anders zu sein als meine.
Er will, dass ich den ganzen Tag das Haus hüte und darauf warte, dass er heimkommt... Aber ich möchte wieder arbeiten gehen... vielleicht ist es zu früh, darüber nachzudenken, aber bald werde ich mich damit auseinandersetzen müssen. Und ich befürchte, dass das zu heftigen Diskussionen mit Paul führen könnte.
Ich bin immer noch sauer, wegen der Einsperr-Geschichte und auch wegen vielen anderen Dingen. Aber ich weiß, ich darf mich nicht so aufregen, ich muss ruhig bleiben. Ich darf auch meinen Körper nicht so sehr belasten. Vorhin, als ich so in Panik geriet, drehte mein Kreislauf richtig durch, ich wäre fast umgefallen.
Ich versuche mich damit abzufinden, dass Paul das bestimmt nur gut gemeint hat. Dass er einfach verwirrt ist und selbst nicht recht weiß, wie er mit der ganzen Situation umgehen soll. Schließlich gibt es kein Handbuch dafür- "Wie führe ich meine Frau zurück ins Leben, nachdem sie im Koma lag und unsere ganze Ehe vergessen hat?"
Er muss sehr viel Geduld und Nachsicht mit mir haben- und ich mit ihm ebenso.
Noch immer liege ich in seinen Armen und sauge seine zuversichtliche, optimistische Körperwärme auf wie ein Schwamm.
Alles wird gut werden. Alles wird gut werden. Ich schließe die Augen.
"Es ist bestimmt noch sehr schwer für dich... die neue Umgebung, meine Nähe...", sagt Paul leise. "Ich war... bestimmt nicht so verständnisvoll wie ich es hätte sein können. Auch ich war ausgelaugt... Dein Aufenthalt im Krankenhaus hat mich meine Nerven gekostet, ich wollte einfach nur, dass du zu mir zurückkommst. Und sogar jetzt ist dieser Albtraum-... noch nicht ganz durchgestanden. Wir müssen wieder zueinander finden. Was hältst du davon, wenn wir... uns heute Abend Zeit dafür nehmen? Wir gehen es langsam an- Schritt für Schritt."
"Was... was genau würde dir denn vorschweben?", frage ich zurückhaltend, aber ein Teil von mir, der verliebte Teil ist schon ganz Feuer und Flamme.
"Du und ich... eine Flasche Wein... Wir könnten Essen vom Italiener bestellen."
"So wie früher?", frage ich begeistert. Alte Erinnerungen in mir werden wachgerüttelt. Er gibt mir einen Anknüpfpunkt, ein Sprungbrett, damit wir auf eine gemeinsame Ebene kommen können und uns endlich wieder verstehen.
'Essen vom Italiener'. Klingt so, als würden wir uns ausgefallene, aufwendige Nudelgerichte und Antipasti-Platten ins Haus bestellen, am besten noch mit dem passenden edel-schnörkeligen Kerzenleuchter für ein Candle-Light-Dinner. Aber in Wahrheit machen wir einfach nur das, was wir früher immer gemacht haben. Wir lassen uns fettige Pizza liefern, lümmeln auf dem Sofa herum und trinken Wein. Früher haben wir dazu noch ferngesehen, aber heute ist es wohl besser, wenn wir miteinander reden. Anfangs fühle ich mich komisch dabei- aber der Rotwein lockert meine Zunge und sogar Paul wird ein wenig gelassener. Ein bisschen so wie früher.
Ich erkenne langsam die Entwicklung, die Paul durchgemacht hat. Im tiefsten Inneren war er schon immer ein trockener, ernster Kerl. Als ich ihn damals im Club kennenlernte, war er gesprächig vom Alkohol und als wir uns dann regelmäßig nach Mitternacht trafen, war er erst aufgeregt und albern vor Vorfreude und nach dem Sex dann weich wie Wachs in meinen Händen. Aber... das sind emotionale Ausnahmezustände. Das ist nicht das wahre Leben, wie es immer sein kann und wird. Es kann nicht jeden Tag leidenschaftliche Feuerwerke oder tiefschürfende Gespräche geben. Und es kann auch nicht jeden Tag einen witzigen, gut aufgelegten Paul geben.
Ich denke, an vielen Tagen werde ich einen mürrischen, etwas schweigsamen, aber liebenswerten Ehemann haben. Einen Ehemann, der mir in Katastrophen aller Art sofort zur Seite steht- wie mir mein Unfall gezeigt hat. Und das ist es doch, was wirklich zählt, oder?
Dass ich mich einfach auf ihn verlassen kann. Mein Vertrauen zu ihm wächst wieder, nach dem herben Rückschlag heute Mittag. Und dann taucht heute mit dem Rotwein und unserem alten Pizza-Ritual auch noch mein süßer, verschmitzter Paul von früher auf.
Wir reden viel über damals. Und wir reden viel über meine Zeit im Krankenhaus nach dem Aufwachen und über das Hier und Jetzt.
Nur über die 3 Jahre und 4 Monate große Lücke reden wir nicht. Einerseits bin ich froh darüber, denn dadurch fühle ich mich geborgen und auf sicherem Terrain- andererseits ist es vielleicht Realitätsflucht, nicht darüber zu reden.
Irgendwann werden wir uns damit auseinandersetzen müssen. Irgendwann wird er mir alles erklären müssen, alles, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Ich würde gerne wissen, wie er mir den Antrag gemacht hat. Wie unsere Hochzeit war... unsere Flitterwochen... Wann und wie wir uns dazu entschieden haben, das Haus zu kaufen- wie genau es dazu kam, dass ich meinen Job gekündigt habe...
So viele Dinge.
Trotzdem- für den heutigen Abend will ich es so lassen, wie es ist. Die Harmonie von früher ist wieder da...
Ich erinnere mich an unsere sexschweißgetränkten Laken, unsere nackten Körper, ganz unschuldig und warm aneinanderklebend... Unsere Gespräche über Gott und die Welt, seine beiläufig streichelnden, forschenden Hände.
"Die Pizza war ziemlich gut.", bemerkt Paul und rückt näher an mich heran. "...Allerdings nicht ganz so gut wie bei unserem alten Lieferdienst." Er zwinkert mir zu- wow, jetzt ist er ja plötzlich richtig verspielt geworden!
Ich lache und kuschele mich in seine Armbeuge.
"Ich wusste es.", sagt er plötzlich und ich weiß nicht, was er meint. Ich schaue hoch zu ihm und seine braunen Augen schimmern liebevoll zu mir herab wie tröstliche Sterne am finsteren Nachthimmel. "Ich wusste schon damals, dass ich dich heiraten würde."
"Ist das dein Ernst?" Ich verschlucke mich fast an meinem Lachen. "...Aber wir haben doch nur... Schweinkram gemacht, gefuttert und ferngesehen."
Er sieht mich an und seine Hand gleitet an meine, er steckt seine Finger in die Zwischenräume meiner Finger. "...Mit dir habe ich eine Leichtigkeit gefühlt. Etwas ganz und gar Natürliches. Es hat gepasst, verstehst du? Es hat einfach gepasst."
Diese Schmeichelei, dieses kleine Liebesgeständnis macht mir ganz weiche Knie- aber ich weiß nicht so richtig, ob ich es erwidern kann.
Ob ich damals schon daran gedacht habe, ihn zu heiraten? ...Bestimmt nicht. Damals war ich noch viel zu unreif, viel zu sehr gefangen in meiner eigenen Welt. Aber Paul ist ein praktisch veranlagter Mann. Es kann gut sein, dass er anders darüber gedacht hat.
Er hat gesehen, dass ich mit meinem Frohsinn seine dunklen Seiten zügeln kann. Dass meine emotionale Art seine kühlen Phasen aufbrechen kann. Dass wir uns perfekt ergänzen.
Paul wusste einfach, was er brauchte. Eine Frau wie mich.
Und dann, im Verlauf der Beziehung habe ich wohl erkannt, dass ich einen Mann wie ihn brauche.
Er fragt mich nicht, was ich dazu denke. Er beugt sich einfach nur zu mir herab und küsst mich. So zärtlich... Eines an ihm hat sich bestimmt nicht verändert- er ist noch immer ein so toller Liebhaber. Seine Küsse... Ich habe nie etwas besseres schmecken dürfen.
"Ich liebe dich.", flüstert er. "...Ich will dich mit meinen Worten nicht überfordern und ich verlange auch nicht von dir, dass du das heute schon erwiderst, aber...Ich musste es dir sagen..."
Er umarmt mich und wieder erahne ich die Verzweiflung der letzten Monate durch seinen zitternden Körper. "Du hast mir so gefehlt, Marie..."
Es fällt ihm nicht leicht das zu sagen, denn seine Stimme vibriert auch voller Unsicherheit und Schmerz.
Was er wohl für eine Hölle durchmachen musste... Nicht wissend, ob ich je wieder aufwache...
Dieses Mal bin ich es, die ihm Trost spendet. Aber diese Gegenseitigkeit ist ja nur berechtigt und gesund. Wir sind ein Team. Unterstützen uns gegenseitig. Ich schlinge die Arme um ihn. "Ich liebe dich auch, Paul...! Dafür brauche ich keine Bedenkzeit, das weiß ich einfach. Du hast dich so toll um alles gekümmert... Du warst so tapfer..." Ich streichle seine Brust. "Alles wird wieder gut. Bald wird alles wieder wie früher."
Das ist etwas, das wir uns gegenseitig wieder und wieder erzählen- obwohl wir nicht wissen, ob es stimmt. Aber wir beide hoffen es so, so sehr, das spüre ich an unserer Anspannung.
Er sieht mich an, seine Augen zucken umher. Er scheint meine Liebesbekundung nicht recht einordnen zu können. Ich sehe hell leuchtende, funkensprühende Freude in seinen Augen- aber sie ist überschattet von etwas anderem. Ein Schleier liegt darüber.
Ist das... Erschöpfung? Aber es sieht finsterer und unheilvoller aus als das...
"Marie..." Seine Hand gleitet an meine Wange. Und dann hinab an meinen Hals. Er streichelt mich, aber... sein Daumen legt sich über meinen Kehlkopf und für eine Sekunde fühle ich mich bedroht, eingesperrt und fast geht die Panik wieder los. Aber dann gleitet die Hand hinab.
Er berührt meine Brust und starrt mich dabei an. "Schlaf mit mir...", fordert er leise.
Einerseits habe ich mit sowas gerechnet, wozu sonst sollte ein Date mit feinstem italienischen Essen und großartigem Rotwein führen? Ich habe mir auch extra hübsche Unterwäsche angezogen, aber... trotzdem kommt es plötzlich wie aus dem Nichts für mich.
Einfach so, fast schon ein Befehl von Pauls Lippen.
Ich lasse es geschehen, schaue vorsichtig, wohin die Reise geht. Er streichelt mich, neigt sich zu mir, küsst mich und meinen Oberkörper. Heute morgen haben wir schon miteinander geschlafen... aber dieses Mal ist es anders. Aufwendiger. Leidenschaftlicher? Ich weiß nicht...
Es macht mir ein bisschen Angst.
Er hievt mich auf seinen Schoß, zieht seine Hose herab und meinen Slip beiseite, sodass ich ihn in mir aufnehmen kann, während ich auf ihm sitze. Ich verschränke meine Arme in seinem Nacken und wir sehen uns an. Aber... es ist wie ein Starrwettbewerb.
Seine Augen wirken jetzt plötzlich wieder so kalt- verflucht, was ist denn da bloß los?!
Ich fühle mich, als hätte er zwei Persönlichkeiten... ständig wechseln sie und ich muss von Wut und Verwirrung zu Liebe und Verständnis wechseln...!
Ich halte mich an ihm fest und betrachte sein Gesicht, während ich mich prüfend auf- und abbewege. Sein heißer Atem trifft meine Haut, streift meine Lippen und ich öffne sie. Ich küsse ihn- hauptsächlich, damit wir einander nicht mehr so quälend in die Augen sehen müssen.
Je fester ich ihn an mich presse, desto besser fühle ich mich dann doch wieder mit ihm, mit seiner Nähe, seiner Wärme...
Seine Hände sind erst an meinem Rücken, dann an meinem Hintern. Er krallt sich hinein und presst mich härter auf seinen Schoß herab, stöhnt gegen meinen Mund.
Zu einem Teil gefällt es mir, meinen Mann in Ekstase zu versetzen, natürlich tut es das- doch ein kleiner Teil von mir, der noch immer verängstigt in die Ecke gedrängt ist, sorgt dafür, dass ich mir vorkomme, als würde ich mit meinen Hüftbewegungen eine Bedrohung niederkämpfen.
Machen wir gerade Liebe? Oder ficke ich ihn? Lerne ich unsere gemeinsame, vernetzte Sexualität wieder kennen? Oder... beschwichtige ich einen unberechenbaren Mann mit meinem Körper?
Alles zugleich, wie mir scheint.
"Paul..." Ich flüstere mit heiserer Stimme seinen Namen, weil ich will, dass auch er etwas zu mir sagt, irgendetwas- am liebsten etwas zärtliches, damit ich mich wieder sicher fühlen kann.
Aber für eine lange Zeit schweigt er und bewegt sich nur in meinem Rhythmus mit, stößt etwas tiefer in mich. Aber als ich schon ganz verschwitzt und verkrampft bin, berührt er meinen Bauch und sieht mich an.
"Lass mich in dir kommen...", murmelt er und seine Augen wirken besessen.
"Ich-..." Erst jetzt fällt mir auf, dass wir heute morgen nicht verhütet haben und ich kriege einen leichten Schock. Ich bin so dämlich...! Ich habe überhaupt nicht nachgedacht... Aber ich bin es so gewohnt, ohne Kondom mit Paul zu schlafen, ich habe ganz früh damit begonnen, die Pille zu nehmen, als wir angefangen haben, uns zu treffen. Doch das mit der Pille ist ja jetzt völlig durcheinander geraten...
"Hältst du das für klug?", flüstere ich verwirrt. Wir müssen doch erst unser ganzes Leben neu ordnen! Er kann jetzt nicht ernsthaft über Kinder nachdenken.
Er starrt mich an. Und er hält mich eisern auf seinem Schoß fest. "Du schuldest mir das...", zischt er und ich kriege noch einen Schock.
Wie bitte...?
Was soll das denn bedeuten?!
Ich will entsetzt abbrechen, doch er kommt mir zuvor. Er lässt mich los und schiebt mich abrupt von sich herunter. Ich kauere auf dem Sofa und starre ihn an.
Er starrt ins Nichts. Er schnaubt. Und im Bruchteil einer Sekunde, bevor er sich wegdreht und mich da einfach sitzen lässt, sehe ich, wie seine Augen feucht werden.
Was um alles in der Welt ist bloß los?
Ich schulde es ihm...? Ich schulde ihm Sex, ich schulde ihm die Erfüllung all seiner schmutzigen Fantasien- weshalb? Weil ich so lange weg war, weil er sich um mich kümmern musste, weil es ihn viel Geduld und Zeit gekostet hat...?
Auch mir steigen Tränen in die Augen. Ich dachte, er wäre... mein liebender Ehemann... mein Unterstützer, der das alles auf sich nimmt, weil er mich liebt. Aber was sollte das eben bedeuten?
Gibt es... doch keine Liebe...?
Verlangt er... gewisse Gegenleistungen?
Sitze ich doch im Käfig?
Allein mit einem gefährlichen Mann, der mich zu seinem Eigentum machen will... Allein mit einem Mann, der hier hinter sorgsam verriegelten Türen irgendwelche Dinge treibt, von denen ich nichts wissen darf.
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Der Raum
Mystery / ThrillerMarie erwacht nach 4 Monaten aus dem Koma, die letzten 3 Jahre ihres Lebens hat sie völlig vergessen. Ihr Mann, Paul, an den sie sich kaum erinnert, führt sie behutsam zurück ins Leben- doch etwas an ihm ist seltsam. Er verbietet ihr, einen bestimmt...