Ein lautes Klopfen riss mich aus meinem Schlaf, doch auch nur der Gedanke aufzustehen lies mich meine Decke noch ein Stückchen näher an mich ziehen und mich noch tiefer in meinen Polster kuscheln. Doch noch bevor ich die Chance dazu hatte erneut ins Land der Träume zu gelangen wurde meine Türe aufgerissen und etwas sehr schweres, und vor allem lautes, schmiss sich auf mich.
"Aufsteh'n! Die Sonne scheint und außerdem ist das Frühstück gleich fertig.", schrie mir meine kleine Schwester ins Ohr."Oh man Maddy, lass mich schlafen.", ertönte meine verschlafene Stimme. Gleichzeitig versuchte ich sie von meinem Bett zu stoßen, was mir nicht gelang, da sie sich noch schwerer machte, als sie war. Geschlagen zog ich meine Decke über den Kopf und versuchte sie einfach zu ignorieren.
"Mom hat aber gesagt, dass ich dich aufwecken soll, sonst werden die Pancakes kalt. Und du kennst Mom, wenn sie etwas sagt, gibt's keine Wiederrede." Nachdem sie ihren Satz zu Ende gesagt hatte und ich realisierte, was sie da eigentlich gerade gesagt hatte, zog ich die Decke vom Kopf und setzte mich schnell auf. Durch die schnelle Bewegung wurde Maddy fast von mir runter geschmissen, doch sie glich alles aus. "Es gibt Pancakes?"Anstatt mir zu antworten grinste mich das Mädchen mit den braunen Wellen, die sie von unserer Mutter hatte, einfach nur an und stand auf. "Wenn du noch länger liegen bleibst wird es keine mehr geben.", sagte sie, während sie mein Zimmer verlies. Wie vom Blitz getroffen sprang ich aus meinem Bett und eilte in die Küche, wo meine Mom gerade die letzte Partie Teig in die Pfanne gab. Noch bevor ich ihr einen guten Morgen wünschte schnappte ich mir einen noch warmen Pancake vom Stapel und biss genüsslich ab.
"Elena, hättest du nicht noch warten können bis die letzten auch noch fertig sind?" " Sorry Mom, aber ich muss ja kosten, ob sie eh nicht vergiftet sind.", um glaubwürdiger rüber zu kommen biss ich erneut ab. "Nein, sie sind nicht vergiftet. Die schmecken einfach nur unglaublich gut.", sagte ich während ich genüsslich noch einen Bissen machte und zufrieden grinste. Meine Mom konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und schüttelte amüsiert den Kopf.
"Da du uns alle vor einer Vergiftung gerettet hast, kannst du nun deinen Geschwistern beim Tisch decken helfen.", um ihre Aussage zu verstärken, deutete sie mit dem Pfannenwender Richtung Wohnzimmer.
Nicht ganz einverstanden nahm ich dennoch die Teller in die Hand und ging ins Wohnzimmer, was auch gleichzeitig unser Esszimmer war, da wir in unserer Küche keinen Platz hatten. Maddy war gerade dabei den Orangensaft auf den Tisch zu stellen und Josh das letzte Glas.
"Uh, Dornröschen ist auch schon erwacht.", begrüßte mich mein Bruder, welchen ich einfach nur genervt anlächelte und anschließend meine Augen verdrehte. "Das hab ich gesehen.", sagte mein Bruder warnend, da er es überhaupt nicht leiden konnte, wenn jemand seine Augen verdrehte, aber ich machte es zeitweise gerne, um ihn zu provozieren und/oder einfach aus reiner Gewohnheit.Kaum hatte ich die Teller platziert kam auch schon unsere Mom und stellte den Teller mit den dampfenden, warmen Pancakes in die Mitte des Tisches. "Isst Dad nicht mit uns?", fragend schaute ich meine Mutter an, da mir aufgefallen war, dass um ein Service zu wenig gedeckt wurde. Ohne gleich zu antworten setzte sie sich hin und deutete, dass wir ebenfalls Platz nehmen sollen. "Er musste schon früh raus. Es gibt irgendwelche Probleme auf der Baustelle, daher haben sie ihn angerufen und gefragt, ob er kurzfristig einspringen kann."
Josh konnte sich das Schnaufen nicht verkneifen und fragte, ob sie da nicht jemand anderes hätten fragen können, immerhin gab es genügend Mitarbeiter, die keine Kinder hatten. "Du kennst deinen Vater Josh. Er kann einfach nicht nein sagen. Außerdem ist es doch nicht so tragisch, dass er heute mal nicht mit uns gemeinsam frühstückt.", antwortete unsere Mutter sanft mit einem warmen Lächeln.
"Dennoch finde ich es scheiße vom Chef, dass er immer Dad darum bittet wenn jemand einspringen soll." "Na ja, dafür bekommt Dad aber auch mehr bezahlt. Es gibt immer Vor und Nachteile." meldete ich mich nun zu Wort. "Da hast du recht und nun esst endlich, sonst werden die Pancakes kalt."
***
Nachdem wir mit dem Frühstücken fertig waren und wir den Tisch abgeräumt hatten ging ich wieder in mein Zimmer, um mich in mein Bett zu werfen. Ich liebe mein Bett. Es fängt mich immer auf, wenn ich erschöpft und müde bin oder wenn ich mich einfach ohne speziellen Grund hinlege.
Kaum lag ich auf meinem Bett griff ich nach meinem Handy, um zu schauen, ob ich eine Nachricht oder so bekommen habe, was aber nicht der Fall war, daher beschloss ich einfach meine Gitarre, welche neben meinem Bett stand, zu nehmen und darauf zu spielen. Für mich war das Spielen wie Balsam für die Seele. Jedes Mal wenn meine Finger über die Seiten strichen vergas ich alles um mich herum, dann gab es nur noch mich und die Musik. Es war, als würde ich in einem anderen Universum sein. Nichts und Niemand konnte mir etwas anhaben und es war mir möglich all meine Emotionen, welche ich nicht in Worte fassen konnte, widerzuspiegeln.
Kaum hatte ich die erste Seite von "River flows in you" gespielt wurde zum zweiten Mal an diesem Tag meine Zimmertüre aufgerissen. Der einzige Unterschied war, dass dieses Mal nicht Maddy sondern Josh in der Türe stand und dieser ein ernstes Gesicht machte. Er sah mich einfach mit seinen blauen Augen an und ohne meiner Erlaubnis kam er rein und schloss die Türe hinter sich. Ich sah ihn eindringlich an und um ihn zu signalisieren, dass er reden soll legte ich meinen Kopf leicht schief.
Mein Bruder aber fuhr sich einfach nur durch sein hellbraunes Haar und setzte sich in den Sitzsack, welcher am anderen Ende des Zimmers in einer Ecke stand. Die ganze Situation kam mir komisch vor. Josh kam zwar ab und zu zu mir um über irgendwelche Sachen, die ihn beschäftigten zu reden, aber da sagte er immer gleich im Vorfeld, dass er reden möchte. Dieses Mal schwieg er und das machte mich echt stutzig. Da er noch immer nichts sagte verlor ich meine Geduld und fragte ihn was los sei, da es etwas Wichtiges sein muss, dass er einfach so hereinkam und nichts sagte. "Ich glaube da stimmt etwas nicht mit Mom und Dad".
Bei seinen Worten legte sich meine Stirn in Falten und um ehrlich zu sein wusste ich nicht genau was er meinte. Ich meine ja, es kam immer wieder zu Streitereien zwischen den beiden, aber jetzt mal im Ernst, welche Eltern streiten sich nicht? "Was soll denn mit den beiden sein?" Nun war er derjenige, der fragend die Stirn in Falten legte. "Ist dir nicht aufgefallen, dass Dad komischer Weise immer mehr Dienste am Wochenende annimmt, oder dass er abends erst irgendwann daherkommt und dann auch nur noch in Gedanken ist? Er redet nicht einmal mehr mit unserer Mutter. Jedes Mal wenn Mom ihn etwas fragt gibt er schnippische Antworten und er kommt nicht zum Essen", er unterbrach sich selbst und sah mir in die Augen, ehe er weiter sprach:" Ich könnte noch so einige Sachen aufzählen" Ich wusste auf was er hinaus wollte, aber ich wollte es einfach nicht glauben. Mom und Dad haben sich bis jetzt immer wieder vertragen und zusammen eine Lösung gefunden.
Ganz langsam löste ich den festen Griff von meiner Gitarre. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich sie wie einen Rettungsring umklammert hatte, als wäre sie das einzige, was mich vor dem Ertrinken bewahren könnte, aber was soll ich sagen, sie war wie ein Fels in der Brandung für mich. Nachdem ich sie neben mich gelegt hatte rutschte ich ans Fußende des Bettes, lies meine Beine runter hängen, schob meine Hände unter meine Oberschenkel, hob meinen Blick und sah meinem großen Bruder in die Augen. "Was weißt du Josh?"
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Never say Never
Teen FictionElena Morgen scheint ein perfektes Leben in Minnesota zu haben, doch ein Schicksalsschlag verändert alles. Sie muss eine wichtige Entscheidung treffen, die ihr Leben wohlmöglich für immer verändern wird. Dann begegnet sich auch noch einen attraktiv...