Ich höre meine Musik und summe vor mich hin, als mich wieder dieses bekannte Gefühl von heute Morgen überkommt. Ich werde verfolgt, oder zumindest glaube ich das. Als ich nach hinten schaue, sehe ich ihn wieder. Der graue Sportwagen fährt wieder langsam hinter mir her...
Er ist wieder da. Der graue Sportwagen. Kann es Zufall sein? Nein. Es kann kein Zufall sein. Schon den ganzen Tag habe ich das Gefühl beobachtet zu werden. Und mein Gefühl trügt/täuscht mich meistens nicht. Aber warum sollte jemand mich verfolgen? Ich verstehe es nicht. Ohne es zu bemerken werde ich schneller. Meine Atmung ist unregelmäßig. Meine Gedanken spielen verrückt. Ich suche wie wild nach einer Erklärung warum ich verfolgt werden sollte. Ich verstecke mich in einer Gasse, um mich zu beruhigen. Hier ist niemand und die Luft ist etwas kühler. Ich lehne mich an die Wand und versuche meine Atmung wieder in den Griff zu bekommen, um so schnell wie möglich wieder nach Hause zu gehen. Ich kann mich nicht an das letzte Mal erinnern, an dem ich so schnell wieder nach Hause wollte, seit Helena gestorben ist. Ich nehme mein Handy aus der Tasche: 15:03 Uhr. Die Schule ist seit 20 Minuten vorbei. Normalerweise brauche ich immer nur 10 Minuten bis nach Hause. Ich stecke mein Handy wieder weg. Mittlerweile ist meine Atmung wieder einigermaßen normal, jedoch ist meine Angst immer noch da.
Ich verlasse langsam die dunkle Gasse und schaue auf die Straße. Ich kann das Auto nirgends sehen. Vielleicht ist er ja wieder weggefahren und lässt mich jetzt in Ruhe. Ich gehe den Rest des Weges so schnell wie möglich und schaue immer wieder um mich herum um sicher zu sein, dass mich auch wirklich niemand mehr verfolgt.
Als ich endlich zu Hause angekommen bin ziehe ich meine Schuhe aus und gehe hoch in mein Zimmer. Ich erledige sofort meine Hausaufgaben, damit ich diese nicht später noch machen muss. Um mich etwas zu motivieren höre ich dabei Musik. Als ich fast fertig bin, höre ich wie die Haustür ins Schloss fällt. Mein "Vater" ist wieder zu Hause. Sofort mache ich die Musik aus und mich überkommt ein ungutes Gefühl. Ich schaue auf die Uhr und bemerke, dass es schon acht Uhr ist. Draußen wird es schon fast dunkel. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass es schon so spät geworden ist.
Nach einigen Minuten, in denen ich meine Hausaufgaben fertig geschrieben habe, ruft Nick nach mir. Ein Schauer läuft mir über den Rücken als ich seine Stimme höre. Ich bekomme Gänsehaut am ganzen Körper und bete, dass er mir heute nichts tut. Ich öffne meine Zimmertür und begebe mich langsam ins Wohnzimmer. Er sitzt wie üblich auf dem Sessel mit einer Flasche Bier in der Hand. Als er mich bemerkt fängt er an zu reden.
"Wir haben kein Bier mehr im Haus.", nuschelt er. Zuerst redet er leise vor sich hin, sodass ich mich bemühen muss, um ihn zu verstehen. Auf einmal wird er jedoch sehr laut und schreit mich an: "Wir haben kein Bier mehr im Haus! Wie kann das sein? Was hast du wieder gemacht." Er steht leicht schwankend auf und funkelt mich wütend an. Sein Blick jagt mir Angst ein.
"Nichts... i-.. Ich habe nichts getan...", stottere ich vor mich hin. Meine Stimme zittert, doch ich kann es nicht ändern.
"Lügnerin", schreit er und wirft seine leere Flasche nach mir. Zu meinem Glück verfehlt er mich. Die Flasche prallt hinter mir an die Wand. Ich zucke stark zusammen und sehe nur noch wie ein Haufen Scherben zu Boden fällt. Nick schaut mich immer noch wütend an.
"Geh und kauf neues!", befiehlt er. Eigentlich möchte ich heute nicht mehr aus dem Haus. Es ist mittlerweile schon dunkel und mir kommt der graue Sportswagen und das unheimliche Gefühl beobachtet zu werden von heute Mittag wieder in den Kopf. Alles in mir strebt sich dagegen jetzt das Haus zu verlassen, doch ich habe viel zu große Angst vor Nick, um ihm zu widersprechen.
Nick greift nach seiner Brieftasche und reicht mir einen zwanzig-euro Schein.
"Das müsste reichen.", nuschelt er wieder und lässt sich nach hinten in seinen Sessel fallen. "Beeil dich! Und vergiss ja nicht nachher die Scherben wegzuräumen!"
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Sola
Storie d'amoreValentina Garcia ist ein 17-jähriges Mädchen. Seit sie denken kann ist sie alleine. Ihre Eltern sind spurlos verschwunden als sie drei war, Geschwister hat sie keine und Freunde auch nicht. Mittlerweile lebt sie bei ihrer dritten Adoptivfamilie. Dor...