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Kapitel Siebzehn – LOVELY

one week later

»Also? Was wolltest du mir so dringend sagen?«, frage ich und setze mich neben Harlyn auf die Couch.

Mittlerweile ist eine weitere Woche vergangen, da María und ich einiges klären mussten.
Inzwischen arbeiten wir in dem Laden, deswegen habe ich Harlyn erst heute zugesagt.

»Es geht um Daniel. Nachdem was im Café ist, bin ich ihm bis abends gefolgt und habe ihn zur Rede gestellt. Wegen dir und mei-... Jedenfalls hat er gedroht dir etwas anzutun und meinte, dass er deine neue Adresse hat und zu dir will.«, meint er und ich sehe in seine Augen.

Diesen Ausdruck, voller Schmerz und Trauer, hatte er auch, als er über seine Schwester geredet hat.

Beziehungsweise als er über sie reden wollte.

»Ich hab' meine Adresse niemandem gegeben.«, antworte ich, um ihn zu beruhigen, spreche seine Schwester diesmal lieber nicht an, doch er schüttelt nur den Kopf.

»Er hat eine Menge Leute, die das rausfinden können. Ich nehme das schon ernst, deswegen bin ich letztens auch so schnell ich konnte hierher.«, redet er weiter und presst seine Lippen fest aufeinander.

»Ich muss ihm zeigen, dass ich keine Angst vor ihm habe. Auch wenn ich es habe... Sonst wird es nur noch schlimmer... Außerdem wäre er doch schon längst hier gewesen, wenn seine Worte stimmen sollten.«, wende ich den Blick wieder ab und er seufzt leise.

»Lovely?«, haucht er leise und ich spüre seine Hand auf meiner, die sich in das Polster krallt.
»Hm?«, sehe ich wieder zu ihm und erneut spüre ich diese Wärme überall in mir.

»Ich sollte dir von meiner Schwester erzählen.«, meint er und ich sehe ihn überfordert an.
»Dann verstehst du, warum ich nicht gut auf Daniel zu sprechen bin.«, sieht er mir tief in die Augen und ich nicke zögernd.

»Als er hierherzog, kam er auf die Schule von meiner Schwester und mir. Er war nett zu jedem in der Schule und so freundeten wir uns einigermaßen an. Bis er... er sagte mir, dass die beiden ein Paar sind. Jedenfalls kam sie eines Tages nach Hause, nachdem sie das Wochenende bei ihm verbracht hatte und ich... habe sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Er hat ihr wehgetan, wie er dir wehgetan hat... Zwei Wochen später war sie weg und ist nicht mehr aufgetaucht. Innerhalb dieser zwei Wochen habe ich alles über ihn recherchiert.«, erzählt er und ich bewege meine Hand unter seiner, um seine besser halten zu können.

Mein Körper lässt sich nicht mehr von meiner Angst kontrollieren, wenn ich bei ihm bin.

Ist das gut oder schlecht?

._._._._.

Gerade als ich ihn zur Tür bringen möchte, klingelt es und wir sehen uns verwirrt an.

Ich, weil ich niemanden erwarte und er wahrscheinlich, weil er sich genau das fragt.

Doch auch Angst mischt sich in unsere Augen.

»Ich weiß, dass du da bist, Lovely! Ich sehe' das Licht durch die verdammte Tür!«, lässt mich die Stimme vor der Tür erstarren und ich bin froh, dass ich immer das Vorhängeschloss einhänge und den Schlüssel stecken lasse.

Harlyn sieht mich nur mit einem Blick an, der so viel wie »Ich hab's dir gesagt.« bedeutet und tritt dann näher an mich, greift langsam nach meiner Hand und zieht mich Richtung Ankleidezimmer, da es am weitesten vom Flur entfernt liegt.

»Wenn wir Glück haben, verschwindet er sofort wieder, weil wir nicht aufmachen werden.«, flüstert er, nachdem er die Tür leise schließt und sieht sich kurz in dem engen Raum um, der voller Klamotten ist.

»So schnell gibt er scheinbar nicht auf. Vielleicht sollte ich die Polizei rufen.«, antworte ich nur überfordert, doch Harlyn schüttelt schnell seinen Kopf.

»Er kontrolliert die Polizei, was denkst du warum meine Schwester nicht gefunden wurde? Er hat ihnen erzählt, dass sie aus freien Stücken verschwunden ist, und die Suche wurde beendet.«, meint er und lässt sich langsam an der Tür zu Boden sinken.

»Tut mir leid, was mit deiner Schwester passiert ist.«, sage ich leise und setze mich neben ihn.
»Warum bist du nur hierhergekommen nach all den Jahren?!«, wird die Stimme lauter und ich kneife meine Augen zusammen.

»Hey, komm' her.«, tippt Harlyn mich an und schon spüre ich seine Brust an meiner Wange, die wieder von seinem Hoodie bedeckt ist.
»Tief ein und ausatmen...«, haucht er beruhigend gegen meine Stirn und setzt dann vorsichtig seine Lippen darauf ab, was mich leise seufzen lässt.

Dieses Gefühl geht nicht weg...

Aber es fühlt sich irgendwie... gut an...

Langsam hebe ich meinen Kopf, öffne meine Augen und bemerke, wie nahe wir uns wirklich sind.

Ich spüre seinen Atem an meinen Lippen, unsere Nasen berühren sich beinahe und das Kribbeln in mir wird immer stärker.

Mit einem Mal habe ich das Verlangen, ihn zu berühren, ihn zu küssen.

Irgendwas stimmt doch nicht mit mir...

Doch scheinbar spürt auch Harlyn dieses Verlangen, denn er kommt langsam noch näher, bis unsere Nasen sich streifen und hält dicht vor meinen Lippen mit meinen inne.

»Ich würde nie etwas machen, ohne dass du es willst... Also wenn du willst, dass ich dich küsse, Lovely, musst du es mir sagen oder selbst tun.«, haucht er und mein Mund wird trocken, da sein Atem sich mit meinem vermischt.

Auf einmal wieder unsicher schlucke ich und will gerade antworten, da ertönt plötzlich die Stimme von Daniel wieder und lässt uns auseinander zucken.

Sofort wird die Intimität zwischen uns unterbrochen, vergessen.

»Tut mir leid, ich dachte eine alte Bekannte von mir wohnt hier.«, sagt er und dann höre ich noch eine Stimme, die ich dem Hausmeister zuordnen kann.
»Da muss ich Sie enttäuschen, ich wohne hier.«, sagt er und ich blinzle verwirrt.

Warum sollte ein mir fast fremder Mann lügen und behaupten hier zu leben?

»Dann muss ich wohl weitersuchen. Naja, einen schönen Abend noch.«, sagt Daniel und ich höre wie versucht wird die Tür zu öffnen.

Langsam stehe ich auf, um nachzusehen, ob Daniel endlich weg ist, da hält Harlyn mich auf und geht voraus.

»Es könnte eine Falle sein, Lovely. Bleib einfach hinter mir.«, sagt er und scheint wie ich unseren Moment in dem kleinen Zimmer zu verdrängen.

Leise bleiben wir vor der Tür stehen und er sieht durch den Spion nach draußen.

»Ms Charles, er ist weg. Keine Sorge, ich bin auf ihrer Seite.«, ertönt erneut die Stimme des älteren Mannes von der anderen Seite der Tür und ich öffne dennoch zögernd das Schloss, ziehe den Schlüssel ebenfalls heraus, sodass sich die Tür öffnen lässt.

Der ältere Mann lächelt mir nur freundlich entgegen und sieht auch Harlyn mit einem Lächeln an.

»Warum haben Sie ihn angelogen, Mr Jenson?«, frage ich und lehne mich gegen den Türrahmen.

»Ich bin eins der wenigen Häuser hier, dass er nicht kaufen konnte. Er weiß nicht, dass es mir gehört, also habe ich mich einfach als Sie ausgegeben. Ich wollte nicht, dass Sie in Schwierigkeiten mit ihm geraten.«, sagt er und sieht dann fragend zu Harlyn.

one and only (on going)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt