1 ~ But everything's feeling different now ~

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*Drei Jahre später*

Bis heute dachten die meisten, dass er der Vater der Mädchen und des einen Jungen wäre. Es hat sich nicht viel verändert und doch ist alles anders. Die Familie Tomlinson hatte wieder Zuwachs bekommen. Aber auch Verluste erlitten.

Der mittlerweile 27-Jährige Junge, lebte nicht mehr in der schicken Gegend von damals. Aber er war froh das er eine halbwegs gut gelegene Wohnung für sich und seine Geschwister gefunden.

Louis, der in einer Backstube sein Geld verdiente, wollte seinen Schwestern immer noch eine schöne Kindheit schenken. Aber vor allem die 17-Jährige Lotti machte es ihm nicht leicht. Ständig kam sie zu spät nach Hause, verbrachte die Nächte bei irgendwelchen Leuten, die sie nicht kannte. Fizzy dagegen versuchte mit ihren 15 Jahren schon alles, um ihrem Bruder zu helfen. Sogar Babysitten oder Gassigehen ging sie, nur um etwas Geld dazu zu verdienen.

Da saß der braunhaarige Junge also auf der alten Couch und überlegte wie er das Geld zusammenkratzen konnte, um den Zwillingen Daisy und Phoebe ihr lang ersehntes Puppenspiel zum Geburtstag kaufen zu können. Außerdem brauchte Fizzy unbedingt neue Schuhe. Auch wenn das Mädchen es abstritt, um ihrem Bruder nicht zur Last zufallen, wusste er, dass sie nicht mehr lange mit den abgewetzten Stiefeln herumlaufen kann. Sie aufzuheben, bis die Zwillinge reinpassten, wie er es sonst immer machte, kam nicht mehr in Frage.

Der schon fast magere Junge erhob sich langsam von der Couch und ging in das kleine Zimmer, in dem die jüngsten der Familie friedlich schliefen. Vorsichtig, um Ernest und Doris ja nicht zu wecken, hebt er die beiden nacheinander aus ihren Betten und legt sie in die Babyschalen. Er war froh, dass seine Chefin, eine liebenswerte alte Frau, Verständnis mit ihm hatte und es erlaubte, wenn Louis seine Geschwister mit zur Arbeit brachte. Mit einem Lächeln nahm sie die beiden immer entgegen und passte auf sie auf, während ihr Bruder hinter der Theke stand und das Gebäck verkaufte und sie die Büroarbeit erledigte.

Mit der alten Umhängetasche aus Leder, die ihre Mutter für ihren Erstgeboren benutzt hatte, macht sich Louis auf den Weg zur Arbeit.

Lottie kam die Nacht mal wieder nicht nach Hause, dementsprechend wenig Schlaf hatte er gefunden. Fizzy war mit den älteren Zwillingen in die Schule gegangen. Das 15-Jährige Mädchen nahm ihre jüngeren Geschwister täglich mit zur Schule. Louis freute sich darüber, aber musste immer daran denken, dass er dem braunhaarigen Mädchen, die Kindheit wegnahm.

Ein Auto konnten sich die Tomlinsons nicht leisten, also fuhr er jeden Morgen mit dem Bus zur Arbeit. Wie jeden Tag, bekam er ein paar komische Blicke zugeworfen, als er mit den schlafenden Kindern einstieg. Er hatte sich daran gewöhnt. Er wusste, dass er nicht die neusten Klamotten trug und sein Pulli ein Loch am Kragen hatte. Eine Jacke für den Winter besaß er nicht. Sie wäre zu teuer gewesen, das Geld hatte er lieber für seine Geschwister ausgegeben, damit sie draußen nicht froren.

Vier Haltestellen später steigt er aus dem immer voller werdenden Bus aus und läuft den Rest zu der Bäckerei. Durch den Hintereingang betritt er die warme Stube und zog den einjährigen Kindern erstmal die warmen Sachen aus. Das rothaarige Mädchen war mittlerweile wach und schaut ihren Bruder mit großen Augen an. Sachte nimmt er das Mädchen auf den Arm und gibt ihr ein Kuss auf ihre Lockenpracht. Auch Ernest, den er ebenfalls auf seinen Arm nimmt, macht jetzt seine Augen auf.

Louis liebt seine Geschwister, auch wenn sie ihm viel Arbeit bereiten, würde er sie nie hergeben. Wenn einer von ihnen lächelt, ist es für ihn Grund genug die Mutter und Vaterrolle zu übernehmen und wenigstens zu versuchen den Kindern ein möglichst normales Leben zu ermöglichen.

In dem dicken Pulli, den er trägt, wird es ihm langsam zu warm. Er setzt die beiden auf der Decke ab, die immer in der Ecke für die beiden da liegt und zieht sich den ehemals beigen Pulli aus. Auch das noch relativ neue T-Shirt streift er sich von seinem Körper und zieht sich das weiße Polo-Shirt an, welches zur Arbeitsuniform gehört. Auch Hose und Schuhe wechselt er, bevor er in das Büro seiner Chefin geht und seine beiden Engel bei ihr abgibt.

Als der Braunhaarige also hinter der Theke steht, die zu großen Plastikhandschuhe an, kommt der erste Kunde in die Stube.

Zur gleichen Zeit, fünf Stunden entfernt, schlägt ein brauner Lockenkopf seine Augen auf. Ihm ist bewusst, dass sein nächster Halt, die Stadt ist, die er nie wieder betreten wollte. Aber sein bester Freund hat ihn zu seiner Hochzeit eingeladen und der Lockenkopf ist der Meinung, dass er da anwesend sein muss. Zumal er doch der Trauzeuge ist. Seine drei Freunde hatte er zuletzt über die Skype Konferenz gesehen, die sie wöchentlich veranstalteten.

Der junge Mann freute sich, seine Freunde wieder zu sehen. Langsam setzte er sich auf und schaut durch das Dachfenster, welches er gestern nicht mehr geschlossen hatte, nach draußen. Ohne sich irgendwie frisch zumachen oder seine Schlafklamotten loszuwerden, bindet sich der Lockenkopf nur einen provisorischen Dutt und setzt sich hinters Steuer seines Wagens. Der weiße Sprinter ist seit nun schon über drei Jahren sein Zuhause.

Und auch wenn sich Harry ab und zu ein festes Zuhause wünschte, fühlt er sich so wohl, wie er lebt. An keinen Ort gebunden. Harry hat alles, was er für den Moment braucht. Ein Dach über dem Kopf, auch wenn es nur ein Autodach ist, Essen, Trinken, Freunde und nicht zu vergessen den weißen Hund auf dem Beifahrersitz sitzt.

Der weiße Hund war das Einzige, was er vor drei Jahren mitgenommen hatte. Alles andere liegt immer noch in dem Haus, welches jetzt unbewohnt ist. Der große Hund, vor dem schon so mancher ehrfürchtig zurückgewichen war, streckt seinen Kopf aus dem Fenster, während sein Herrchen sich strikt an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 50km/h hält.

Too Young (L.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt