4 ~Too Young~

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Jahre vergehen, ohne dass sich Menschen ändern, oder aber auch Jahre vergehen und Menschen sind nicht wieder zu erkennen. Louis wusste, dass der Mann vor seiner Wohnungstür definitiv zu der ersten Gruppe gehören muss.

Er war froh, dass die vier Mädchen in der Schule waren und nicht mitbekommen konnten was sich in ihrer Wohnung abspielt. Und Ernest und Doris sind zu jung, um es zu verstehen. Die beiden spielen friedlich auf der Decke im Wohnzimmer.

Doch der Mann, dessen Haare schon grau wurden, kümmert sich nicht darum und rennt die beiden Kinder fast um, als er in die Wohnung gestürmt kommt. Er hatte sich definitiv nicht geändert, das wusste Louis. Er wusste auch was der Mann wollte. Er knallt einen Zeitungsartikel auf den, zugegeben, sehr wackeligen, Tisch.

Der Wuschelkopf erkannte sofort die zwei Mädchen auf dem Bild. Er bereute es jetzt zu tiefts, damals bei der Anmeldung seine Unterschrift auf das Papier gesetzt zu haben, das erlaubte Bilder der beiden zu veröffentlichen. Aber woher sollte der junge Mann damals wissen, dass es ihm heute so in den Rücken fällt. War er doch noch zu jung, um alle Konsequenzen zu sehen.

Böse guckt er den Mann an, bevor er die beiden Kinder, die jetzt mit großen, ängstlichen Augen zu ihnen schauen, auf den Arm nimmt und in ihre Betten stellt, welches er schnell zum Laufstall umfunktioniert. Die Tür schließt er hinter sich, bewusst dass die beiden trotzdem alles mitbekommen werden, zu dünn sind die Wände.

Bis jetzt hatte noch keiner der beiden ein Ton gesprochen, dies ändert sich schlagartig, als der Mann die Gage für den Auftritt seiner Zwillinge einfordert und Louis nur der Mund aufklappt. Im war klar, dass sein Besuch nichts Gutes heißen konnte, aber er weiß auch, dass er den Mann nicht ohne das Geld aus der Wohnung bekommen würde. Auch wenn es keine Gage gab.

Der junge Mann versuchte es dem Älteren zu erklären, ungeachtet der Tatsache, dass er weiß, dass es dem Vater der ersten Zwillinge egal war. Dies und das die Mädchen in einer viertel Stunde kommen sollten, bringt den Wuschelkopf dazu, hinter sich in die Kafeedose zu greifen und das Geld, welches er für das Geburtstagsgeschenk der beiden gespart hatte, dem Mann auszuhändigen, bevor er zu der Tür zeigt und dem Mann beim gehen zu sieht.

Mit Tränen in den Augen lässt Louis sich auf die alte Couch sinken, bekommt dabei nicht mit, dass sein Handy klingelt. Als er dann die Tür hört, wischt er sich über sein Gesicht, um die Spuren seiner Trauer zu verstecken.

“LouLou.“

Die Zwillinge kommen auf ihn zugestürmt und umarmen ihn, nehmen dabei aber nicht wahr, dass das Lächeln auf seinen Lippen nicht echt ist. Lediglich Fizzy, die nicht wie Lottie, sofort in das Zimmer gestürmt ist, welches sich die vier Mädchen teilen müssen, bemerkt das etwas mit ihrem Bruder nicht stimmt.

Enttäuscht lässt der Lockenkopf sein Handy sinken. Sein Versuch den Blauäugigen zu erreichen hat fehlgeschlagen. Dabei hatten sie sich doch gut verstanden, dachte Harry zumindest. Aber weder auf seine Nachricht, noch auf seinen Anruf hat er eine Antwort bekommen.

Kurzfristig entscheidet sich Harry einfach zu ihm zu fahren. Sein weißer Rüde steht schon schwanzwedelnd an der Tür und freut sich auf den Ausflug. Der Hund, schon seit er bei Harry ist, liebt es Auto zu fahren und eine Leine braucht er nicht, wieso auch. Selbst ein Hundeprofi, den er auf seiner Reise getroffen hatte, war erstaunt wie dick das Band zwischen Mensch und Hund bei den beiden ist. Nichts würde den Rüden dazu bringen nicht auf sein Herrchen zu hören.

Die Fahrt dauert nicht lange und doch hat sich die Gegend stark verändert. Nicht das die Gegend schlecht aussieht, aber dennoch ist es nicht mit der Gegend zu vergleichen, aus der Harry kommt. Er war überrascht, hatte er nicht erwartet, dass Louis und seine Kinder in so einer Gegend wohnen. Dennoch findet er sich schnell zurecht und findet das Mehrfamilienhaus, welches sein Ziel darstellt.

Die Eingangstür steht offen, also muss er nicht klingeln, wobei diese sowieso nicht funktionieren würde. Von seiner Mutter wusste er, wo der Wuschelkopf wohnt, auch in welchem Stock. Aber vor dem betrunkenen Mann, der ihm entgegenkommt als er die Treppen erklimmt, hat sie ihn nicht gewarnt.

Auch die Klingel der Wohnungstür ist nicht mehr funktionstüchtig, also muss er wohl klopfen. Relativ schnell wird ihm die Tür von dem Mädchen geöffnet, das auch auf der Hochzeit war. Ihr Name war ihm entfallen. Überrascht schaut sie den Jungen vor ihr an, bevor sie die Tür offenlässt und ohne ein Wort, ihn der Wohnung verschwindet.

Nicht sicher was er jetzt machen soll, tritt er ebenfalls mit seinem Rüden in die Wohnung und schließt die Tür hinter sich.

Too Young (L.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt