Nach und nach hoben auch die anderen Kinder zögernd ihre Köpfe und rappelten sich auf. „Pinch" blickte sich prüfend in der Gruppe um. „Ist jemand verletzt?"
Doch alle verneinten. Selbst Jenny, die noch immer sehr mitgenommen aussah, schüttelte in einem Anflug von Tapferkeit den Kopf. Nur Vanna sah sich suchend um, und Panik stieg ihr in die Augen. „Wo ist Butter?", rief sie erschrocken. „Wo ist er?"
Ein Bellen ertönte – Butter reagierte auf die Erwähnung seines Namens sofort und kam angelaufen. Mit wedelndem Schwanz und heraushängender Zunge stellte er sich zwischen die Kinder und ließ sich von allen Seiten streicheln. Auch „Pinch" kraulte sein zotteliges Fell voller Dankbarkeit. „Ich hätte euch ohne ihn nie gefunden", erklärte sie. „Er ist ein wirklich guter Hund. Aber warum hast du ihn Butter genannt?"
Vanna lachte. „Weil er verrückt nach Butter ist. Ehrlich! Er kommt jedes Mal angerannt, wenn man das Wort sagt, und da haben wir beschlossen, ihn einfach so zu nennen."
„Pinch" stand nun ganz auf und betrachtete prüfend die Landschaft um sie herum. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Söldner hier auftauchten. Denn wenn die Eingreiftruppe nichts von diesem großen rotgelben Feuerpilz bemerkt haben sollte, der vor einer Minute noch über den Bergen verdampft war, dann wäre sie von „Waesti" doch schwer enttäuscht gewesen. Doch was würde dann mit den anderen passieren? Sie blickte in die Runde und bemerkte, dass die Kinder sie erwartungsvoll ansahen. Selbst Thor – dieser hatte seine Anführer-Masche wohl abgelegt. Und das, obwohl er sie gerade rechtzeitig nach draußen geführt hatte.
„Pinch" seufzte. „Es werden gleich meine Leute eintreffen. Und ob es euch gefällt oder nicht: Ihr seid alle besser dran, wenn ihr mit ihnen geht. Die Zeit, sich hier wie Flüchtlinge zu verstecken, ist vorbei."
Thor starrte sie an und schnaubte. „Vanna hat Recht: Du bist irgendwie älter geworden, seitdem du verschwunden bist. Jedenfalls klingst du plötzlich wie eine von den Großen." Er warf einen Blick zurück auf die gesprengten Tunnel, die nur noch ein Trümmerhaufen waren. „Aber ich sehe es ein. Unser Versteck ist ohnehin zerstört. Und ich bin froh, dass wir alle noch leben."
„Das lässt sich ändern."
„Pinch" fühlte, wie ihre Zähne protestierend aufheulten, als sie die Stimme vernahm. Auch das noch! Sie fuhr herum und starrte Sykes an. Diese stand am oberen Ende des Hangs, eine Laserpistole schussbereit in der Hand, ein bösartiges Lächeln im Gesicht. „Wir hatten gehofft, ihr würdet in den Tunneln..." Sie unterbrach sich, als sie „Pinch" bemerkte. Ein Mädchen, das nicht zu den Gefangenen gehörte, die sie dort unten zurückgelassen hatte. Doch sie schien „Pinch" nicht zu erkennen. „Wer bist du denn?"
Die anderen standen voller Schreck neben „Pinch" und wagten nicht, sich zu bewegen. Doch „Pinch" war nicht erschrocken. Sie erwiderte Sykes erstaunten Blick mit einem Gesichtsausdruck, aus dem die reine, ungezügelte Wut sprach. In diesem Augenblick blitzten Erinnerungen in ihrem Kopf auf. Der Absturz des Shuttles. Die Messer, mit denen Sykes ihr gedroht hatte. Das Seil, mit dem sie so fest gefesselt worden war, dass sie geglaubt hatte, ihre Hände würden abfallen. Ihre ständigen hässlichen Bemerkungen und Drohungen. Das, was sie den Kindern angetan hatte. Die Explosion der Bomben, der sie gerade noch entkommen waren. Für all diese Gemeinheiten war diese Frau verantwortlich. „Pinch" fühlte, wie der Zorn in ihr brannte. Ihre rechte Hand schloss sich um den Kolben der Laserwaffe in ihrem Gürtel, und sie spürte erneut, wie ihr Herz raste. Doch dieses Mal nicht vor Angst.
Ich bin frei, dachte sie in Sykes' Richtung, in Erinnerung an die scheußliche Nacht, die sie der Frau zu verdanken hatte. Ich bin vorbereitet. Und du, du Hexe, bist jetzt dran!
Mit einem Wutschrei riss sie den Laser aus dem Gürtel, entsicherte mit dem rechten Daumen, legte ohne Zögern an und feuerte.
Der Schuss ging weit daneben. Aber er war dennoch bemerkenswert effektiv. Sykes hatte die Waffe nicht gesehen, und die Möglichkeit, dass ein so junges Mädchen auf sie schießen würde, hatte sie überhaupt nicht in Erwägung gezogen. Mit einem schrillen entsetzten Aufschrei, der schon fast dem Quieken eines Farmtieres glich, hechtete die tätowierte Schurkin in höchster Not in Deckung. Sie kam nicht einmal dazu, das Feuer zu erwidern.
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Unicorn Riders - Pinch
Science Fiction„Wahrscheinlich besser als Hausarrest..." Das denkt sich die elfjährige Vera Lippson, Tochter eines intergalaktischen Söldners, als sie zur Söldner-Akademie auf dem friedlichen Planeten Geshtachius Prime gebracht wird. Fortan spielt sie in Übungsmi...