Ein Lied von Freiheit

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Oh, du Hesperos, du Abendstern!

In jeder klaren Sternennacht,

auf dem Leuchtturm, in meiner Wacht,

kann ich Dich sehen, so fern.


Wenn in vollem Gold so satt

die Sonne ins Meer sinkt, wiederzurück,

und die schaumigen Kronen der Wellenküsst,

erscheinst Du am Himmel, an ihrerstatt.


Oh weh, ich sprach vom Meer! OhneGrenzen ist es,

erstreckt sich von hier nach dort

binden kann es nimmer ein Wort.

Es geht frei von allem seines Weges.


Der Schrei Deiner Möwen erfüllt meinHerz mit Sehnsucht,

lockt mich fort, von wo auch immer ichstehe.

Und wenn ich dereinst einmal von dieserWelt gehen,

nehm' ich dies Begehr mit in meineTotengruft.


Wie schön muss es sein, mitausgebreiteten Schwingen

über Deine salzigen Wellen zu schweben

von Deinem Duft und Deinem Schaukeln zuleben.

Was könnte das Land einem mehrbringen?


Unendlich sind Deine blauen Weiten,

unendlich auch Deine ewige Geduld.

Ohne Sühne und ohne Schuld

lässt Du Schiffe auf Deinem Rückenreiten.


Deine Schönheit ist unglaublich,

so beschwingt, frei und wild;

zugleich grausam wie auch mild,

sowohl bezaubernd als auch schauerlich.


Du hast so viele Geschichten zuerzählen

jede Nacht und jeden Tag.

Ich höre sie, wenn ich mich an DeineUfer wag',

wie Du sie erzählst mit Deinenrauschenden Wellen.


Doch halt – bist nicht Du das, wasich begehr?

Bist nicht Du mein sehnlichster Wunsch,

ganz tief drin, auf meinemHerzensgrund?

Nein. Es ist Diene Freiheit, mir aufimmer verwehrt.


PoesieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt