(Liara)
Mein Kopf war an Michaels Schulter gelehnt als ich von lautem Vogelgezwitscher aus dem Zustand gerissen wurde, der meinen Schlaf ersetzte. Es war eine seltsame Mischung aus Wahrnehmung und Abwesenheit und nicht mit Schlafen vergleichbar. Die Sonne stand noch tief am Horizont, deswegen löste ich mich vorsichtig und langsam von ihm; ich wollte ihn schließlich nicht wecken. Er brauchte den Schlaf und so konnte ich mich noch kurz in seinem Anblick verlieren.
Die ersten Sonnenstrahlen ließen sein rotblondes Haar golden schimmern und erst jetzt merkte ich, dass er leichte Sommersprossen im Gesicht hatte. Es brachte mich zum Lächeln; es war schön, was an ihm zu finden das jeder haben konnte, denn sonst war er einfach nur einzigartig. Ich hätte ihn wirklich länger betrachten können, doch irgendwann beschloss ich in das seltsame Haus von Falk zu gehen. Mir war klar, dass ich jetzt die Zeit hatte mir alle Gedanken zu machen, die ich bis erfolgreich verdrängt hatte.
Meine Schritte klangen dumpf auf dem Steinboden, als ich ins Haus und in den Raum voller Bücher ging. Falk war noch nicht zusehen, also griff ich mir willkürlich eines der Bücher und begann in ihm herumzublättern. Meine Finger strichen über das dicke Papier, ohne überhaupt zu bemerken worüber das Buch handelte. Es interessierte mich auch nicht, ich brauchte gerade einfach irgendetwas in der Hand, anscheinend wollte ich mich unterbewusst, doch noch nicht wirklich damit auseinander setzten. Da ich mich nun aber nicht mehr mit dem schlafenden Michael ablenken konnte, war es nur noch eine Frage der Zeit bis ich es schaffte endlich wieder Ordnung in meinem Kopf zu bekommen.
Als ich neben Michael gesessen hatte, waren mir keine Gedanken zu meinem jetzigen Zustand gekommen, doch nun war ich alleine und die Erinnerungen an meinen Körper im Krankenhaus wollten endlich her vordringen – es wurde langsam auch Zeit, denn ich musste mir meine Situation vor Augen führen. Vor allem mit den Folgen, die das Ganze für mich und die anderen haben könnte, musste ich mich auseinandersetzten.
Außerdem vermisste ich meinen schusseligen Vater. Er der sich immer um mich gekümmert hatte, mir zur Seite gestanden hatte und egal was ich tat er hatte mich unterstützt und nun war er auf sich alleine gestellt. Mir schwante Übles, denn seit dem Tod meiner Mutter, vor einem dreiviertel Jahr, war er nicht mehr derselbe und jetzt musste er auch noch mit den Folgen meines Unfalls umgehen. Wie gerne würde ich gerade jetzt bei ihm sein und ihn unterstützen, doch es war mir nicht möglich, denn er würde mich sowie so nicht sehen können. Es schmerzte, doch ich konnte wirklich nichts für ihn tun.
Ich lehnte mich an eines der vollgestopften Bücherregale. Wehmütig dachte ich an die Zeit zurück als mein Vater, meine Mutter und ich noch als glückliche Familie zusammen gelebt hatten. Wir waren wie eine wirkliche Familie mit Streit und Liebe, mit Verrücktheit und Erholung, eben alles was eine Familie so ausmachte. Doch als meine Mutter krank wurde und wenig später an Krebs starb, war plötzlich alles anders. Mein Vater zog sich in sich selbst zurück, meidet die Gesellschaft und ich musste dafür sorgen, dass er noch arbeiten ging und aß. Zeit für mich zu finden war schwer, doch mein Drang nach Bewegung ließ mir keine andere Wahl, als mich weiterhin jede freie Minute sportlich zu betätigen.
Es war im letzten Jahr ja noch nicht schlimm genug gewesen, doch jetzt kamen für mich auch noch neue Erlebnisse der Magie dazu, die mich ohne Wahl auf wirkliche Rückkehr zu meinem Vater, zurück ließen. Warum passierte das gerade mir? Mein Vater brauchte mich, er hatte doch sonst niemanden, der sich um ihn kümmerte. Jedes Mal wenn er irgendetwas im Haushalt machen wollte und sei es auch nur ein Versuch zu kochen, lief es mehr als schief. Er tat mir gerade mehr Leid, als ich es mir selbst tat, denn ich hatte wenigstens noch Michael, der mich unterstützte. Mein Vater jedoch hatte, ohne mich, nur sich selbst. Hoffentlich würde er nicht in Verzweiflung und Depression enden. Wie gerne würde ich einfach ein Gespräch mit ihm führen, oder ihm wenigstens eine Nachricht schicken, dass er sich keine Sorgen mache musste. Aber wenn er eine Nachricht von seiner komatösen Tochter bekommen sollte, würde es ihn wahrscheinlich mehr als in die Verzweiflung bringen – wer dachte denn schon, dass sowas überhaupt möglich sei?
Ein Gedanke war für mich fast noch schlimmer, als das Wissen, dass mein Vater auf sich alleine gestellt war. Ich hatte furchtbare Angst. Es gab zwar Hoffnung in Form der Seelensteine, doch was wäre, wenn es uns nicht möglich wäre einen der Steine zu bekommen? Oder ich für immer in dem Stein gefangen wäre, falls die Übertragung gestört werden sollte? Das hieße für mich, ich könnte nie wieder ein normales Leben führen und dann könnte ich meinen Vater wirklich nie wieder sehen. Als wären das nicht genug Probleme, lastete noch eine Sorge auf dem Eisberg, der meine Ängste und Befürchtungen beinhaltete: Michael.
Der Junge, den ich mehr mochte, als ich es mir selber zugestand. Er war ein Leuchtfeuer für mich, denn er gab mir Orientierung und einen Weg, den ich folgen konnte. Dabei nahm er so viel auf sich. Er half mir und unterstützte mich, doch vergaß dabei seine eigene Sicherheit. Er war wirklich wichtig für mich und sollte ihm was passieren, weil er mit mir und für mich auf die Suche nach Seelensteinen ging, könnte ich es mir selbst nicht verzeihen. Ich fürchtete mich davor zu sehen wie er verletzt würde oder gar starb und das nur weil er mir helfen wollte. Michael bedeutete mir einfach viel zu viel, um ihn einfach so verlieren zu können.
Das Knarzen einer Tür ließ mich aufhorchen, Michael und Falk betraten den Raum und ich tat so als würde ich interessiert in dem Buch lesen. Bei Michael wäre es mir ja noch egal, wenn er wüsste welchen Gedanken ich nachhing – es betraf ja in gewisser Weise auch ihn. Aber bei Falk wäre mir das mehr als unangenehm, schließlich war er mir fremd. Wahrscheinlich war das verständlich, ich wurde nicht nur aus meinem alten Leben gerissen, sondern auch noch in etwas verstrickt, von dem ich nie gedacht hätte, dass es möglich wäre.
Zusammen setzten wir uns an den kleinen Holztisch. Wir hatten ja noch einen Plan auszuarbeiten. Falk half uns indem er recherchierte, wo die Gruppe uns wahrscheinlich auflauern würde und wir suchten uns einen Ort aus. Da ich nicht sonderlich gut Karten lesen konnte, erkannte ich nur, dass wir in ein Gebiet im Westen Deutschlands reisen würden, aber solange wir unser Ziel damit erreichten war es mir auch egal, wohin es uns verschlagen sollte.
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Nach langer, langer Zeit melde ich mich nochmal aus meiner Versenkung, nie hätte ich gedacht soweit in eine Schreibblockade abzurutschen. 4 lange Jahre ist es her das ihr das letzte mal von mir gehört habt, doch die Zeit zum Schreiben ist bei mir wieder angebrochen.
Eigentlich bin ich zwar mitten im Prüfungsstress, aber eine Freundin meinte ich solle nochmal was für mich tun-> so haben ich dann wieder begonnen zu schreiben. Ich muss natürlich jetzt aufpassen das das Schreiben mich zu sehr ablenkt aber als kleine Pause ist es genau das was ich im Moment brauche.
Hoffentlich freut ihr euch das es mit Liara und Michael weiter geht und ihr ihrer Geschichte weiterfolgen konnt. Genauso wie ich mich freute die beiden erneut kennenzulernen und meinen Gedanken Leben ein zuhauchen.
Ich freue mich auf euch!
Eure Owaya
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Liara-Seelensteine
FantasyEin Unfall und das gesamte Leben von Liara gerät aus den Fugen, es gibt einfach zuviel was sie nicht versteht. Warum ist ihr Schwarm Michael der einzige der sie nach dem Unfall sehen kann? Und was hat es insgesamt mit den Ereignissen auf sich, in di...