Kapitel 3

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Heute ist es soweit. Pünktlich um 6:15 Uhr klingelt unser Wecker. Mit schnellen Schritten hüpfe ich aus meinem Bett und ziehe mir etwas über, um kurz danach am Frühstückstisch sitzen zu können. Die Lehrer haben recht behalten. Es gibt eine breite Auswahl an Wurst und Käse, ganz zur Freude meinerseits. Schnell schmiere ich mir ein Brötchen und hole mir ein hartgekochtes Ei aus der Küche. Zum Trinken schenke ich mir Kakao ein, denn das erheitert meinen Morgen immer enorm. Für die Piste liegt uns wie angekündigt ein Lunchpacket bereit. Eine kleine Capri-Sonne und eine Tafel Schokolade, sowie geschmierte Brötchen dürfen darin Platz finden. Mit einem fröhlichen „Bis gleich“ verabschiede ich Sibel, die gerade den Speisesaal betritt. Ihr fällt das frühe Aufstehen wohl nicht so leicht wie mir. Meine Skiausrüstung ziehe ich schnell über. Kurz überlege ich mir, ob ich meinen Rückenprotektor anziehen soll, entscheide mich aber dagegen, weil ich sonst aussehen würde wie eine Schildkröte. In den Funpark werden wir heute sicherlich noch nicht gehen. Nachdem ich dann nach langen Kämpfereien auch meine Skistiefel anhabe setze ich mich auf eine Bank und warte bis die anderen eintrudeln. Kurz vor acht sind alle da, bis auf Till. Der braucht wahrscheinlich wieder eine Extraeinladung. Ohne Till würde der Skitag eh viel besser werden, doch wenn er nicht kommt heißt das auch, dass wir so lange auf ihn warten würden bis er dann erscheint. Da ich darauf keine Lust habe, sprinte ich zu seinem Zimmer und reiße die Tür auf. Da liegt Till einfach noch mit Schlafanzug im Bett, ich glaube mein Schwein pfeift. Was bildet der sich ein? Muss er immer seine Egonummer abziehen? Schnell krame ich sein Skizeug aus dem Schrank und befehle ihm, das gefälligst anzuziehen. Widerwillig stimmt er zu und zehn Minuten später stehen wir mit den anderen startklar an der Bushaltestelle. Mit dem Skibus geht es auf ins Skigebiet. Schon von weitem kann ich die ganzen Sessellifte und Gondeln sehen, die uns später auf die Spitze des Berges bringen werden. Zum Anfang fahren wir jedoch keinen Sessellift, sondern einen uralten Schlepper. Wie ich diese Dinger hasse. Trotzdem verständlich, da sich unter uns wahrscheinlich noch viele Anfänger befinden und diese Piste nicht allzu steil ist. Es ist ein tolles Gefühl nach so vielen Jahren wieder auf den Skiern zu stehen. Die ersten paar Schwünge sind zäh, doch je mehr ich mache, desto einfacher wird es. Endlich wieder das Gefühl von Freiheit genießen können und sich von der Kante selbst um die Kurve ziehen lassen. Mit einer ruckartigen Bremsbewegung beende ich meine erste Fahrt und schaue den anderen bei ihrem Treiben zu. Es sieht einfach so lustig aus, wie alle, die meinten sie könnten es, im Pflug den Berg herunterfahren. So wie es also aussieht, werde ich Einzelunterricht bekommen. Plötzlich verstummt mein Lachen, als eine gewisse Person sich auf den Weg nach unten macht. Mit Leichtigkeit carvt sie die Piste hinunter, so als hätte sie noch nie etwas anderes gemacht. Mit einem ruckartigen Bremsen kommt sie vor mir zum Stehen, jedoch nicht ohne, dass ich eine volle Ladung Schnee ins Gesicht bekomme. Mit frechem Grinsen schaut sie mich an. Natürlich ist es Till, wieso musste dieser Turnbeutel auch in allem gut sein? Unkontrollierbare Wut steigt wieder in mir auf, ich weiß selbst nicht, warum das immer in seiner Nähe passiert. Wie das Schicksal es nun mal will, bin ich also alleine mit ihm in einem Skikurs. Als Skilehrer bekommen wir einen jungen Mann, nicht viel älter als Till und ich. Er heißt Felix und fährt professionell Ski, wie sich herausstellt. Gerade hat er trainingsfreie Zeit und gibt daher Skikurse. Endlich sind auch die anderen Kurse eingeteilt und es kann wirklich losgehen. Mit unseren Skiern carven wir die blauen und roten Pisten hinunter. Die Pisten sind heute so gut wie leer, was bedeutet, dass wir mit noch mehr Spaß fahren können, da wir nicht noch auf andere Skifahrer mitaufpassen müssen. Meine Kannten ziehen mich nur so um die Kurve und ich lasse einen Freudenschrei heraus. Auch Till tut die Abwechslung gut, denn sein Gesicht hat wieder Farbe angenommen und aus seinem Mund kommen wieder provozierende Sprüche, die mich aber, angesichts der Situation, dieses Mal nicht auf die Palme bringen. Trotzdem wäre mir Sibels Anwesenheit 10000 Mal lieber gewesen. Zum Glück gibt es auch noch unseren Skilehrer, der auch ganz cool zu sein scheint. Über ihn erfahre ich in kurzer Zeit mehr, als ich über Till je herausfinden werde. Er kommt direkt aus Kitzbühel und fährt schon seit er denken kann Ski. Am liebsten fährt er Slalom, liebt genauso wie ich Kaiserschmarrn und hat sogar eine Freundin, die zu meinem Überraschen Snowboard fährt. Sein tirolerischer Dialekt dazu, einfach herrlich. Ich erzähle ihm etwas über meine Eltern, dass ich auf dem Internat wohne und dass Till und ich nicht gerade im besten Verhältnis zueinander stehen. Daraufhin lacht er nur, was ich zwar ein bisschen seltsam finde aber nicht weiter darauf eingehe. Zum Mittagessen kehren wir in eine Hütte ein, welche nicht weit von unserem Startpunkt entfernt ist. Von weitem winkt mir Sibel schon zu und ich setze mich sofort neben sie. Wie ein Wasserfall fängt sie sofort an zu plaudern. Wie Spaß Skifahren doch machen würde und wie stolz sie darauf sei, einmal sogar die Piste ohne hinpurzeln heruntergekommen zu sein. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich das Skifahren gelernt habe. Das einzige was ich noch weiß ist, dass ich mich öftermals überschätzt habe und dann auf dem Po die steilen schwarzen Pisten runtergerutscht bin. Weiter mache ich mir darüber keine Gedanken, denn dafür war gerade kein Platz. Die ganze Zeit ruht mein Blick auf Till. Er sitzt alleine mit Felix an einem Tisch und scheinen sich zu unterhalten. Das erste Mal seit langem sehe ich ihn wieder ausgiebig lachen. Wie sehr ihm das steht. Dass ich das erleben darf, ist wirklich ein Wunder. Skifahren muss ihm wirklich etwas bedeuten. Da ich auch wissen will, über was die zwei sich unterhalten, setze ich mich kurzerhand zu ihnen. Das was ich höre, ist das albernste überhaupt und trotzdem hat Felix es geschafft, Till aus seinem Häuschen zu locken. Leicht fange ich an zu lächeln und beginne dabei, mein Brötchen zu verschlingen. Als ich gerade das andere anfangen möchte, merke ich, dass das Till gerade köstlich verspeist. Was fällt ihm eigentlich ein. Doch irgendwie bin ich amüsiert und möchte die gute Stimmung nicht kaputt machen. Deshalb unterlasse ich einen doofen Spruch und funkele Till nur böse an. Der jedoch lässt sich nicht beirren und begründet seine Tat damit, dass wir jetzt quitt sind, weil er immer auf ich warten muss. So stimmte das natürlich nicht. Schnellen Schrittes spinge ich auf und renne zu meinen Skiern, nur um kurz danach vor Till und Felix unten angekommen zu sein. Alles funktioniert wie nach Plan, leider habe ich nicht miteinberechnet, dass sich Felix und Till gegen mich verbündet haben und mich nach einer ruckartigen Bremsung komplett einschneien. Dieser Punkt geht dann wohl an die beiden. Nach Skikursende, dürfen wir noch zwei Stunden alleine fahren. Da niemand anderes so wirklich Skifahren kann, muss ich mich mit Till begnügen. Meine anfängliche Skepsis verwandelte sich schnell in puren Spaß. Till ist wie ausgewechselt. Er besitzt pure Energie und macht jeden Scheiß mit. Wir lachen viel und fahren einem Anfängerskikurs im Pflug hinterher, bis wir schließlich unten ankommen und in den Skibus einsteigen. Die anderen scheinen schon früher nach Hause gefahren zu sein, denn wir können keinen unserer Mitschüler im Bus erkennen. Vielleicht war das auch besser so, denn so konnten wir uns frei entfalten. Da an unseren Skiern noch Schnee hängt, fangen wir eine Schneeballschlacht an, was nicht zur Freude des Busfahrers ist. Kurzerhand schmeißt er uns aus dem Bus raus und wir müssen den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen. In der Herberge angekommen, schlupfen wir  aus unseren Stiefeln heraus und machen uns auf den Weg ins Haupthaus, um Skiwasser trinken zu können. Das ist ein Himbeersirup mit Wasser verdünnt, den es immer beim Skifahren zu trinken gibt.

Hi:) wie gefällt euch die Story bisher? Lasst es mich doch gerne wissen😊

Juline

Abenteuer im SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt