Kapitel 81 - Es tut mir Leid

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Edon's Sicht

Ich laufe mit Ela in meinem Arm Richtung Klassenzimmer als ich meinen kleinen Bruder an seinem Spind sehe.

"Geh schon mal vor. Ich komm nach", ich nicke Richtung Mergim und laufe los.

"Hey, kleiner Mann", begrüße ich ihn doch er sieht mich nicht einmal an. "Was ist los?"

Er schenkt mir einen leichten, wütenden Seitenblick und knallt seine Spindtür zu.
"Du bist ein Feigling", flüstert er und ich verstehe ihn kaum.

"Was?"

"Du bist ein Feigling!", schreit er nun und ich schaue ihn perplex an.

"Ich bin ein was?"

"Du hast schon richtig verstanden! Du bist gestern einfach abgehauen und hast mich alleine gelassen", schreit er und schubst mich nach hinten. So wütend hatte ich ihn noch nie gesehen. Vorallem hatte er mir gegenüber nie seine Stimme erhoben, weil er auch jünger ist.

"Was genau meinst du?", frage ich ihn kleinlaut. Ich will ihn nicht unnötig provozieren.

"Du weißt ganz genau was ich meine! Ich hab alles mitangehört!! Ich stand die ganze Zeit über hinter der Tür im Flur und hab alles gehört!". Seine Augen werden rot und füllen sich mit Tränen, als er mich anschreit. "Wie konntest du mich alleine lassen? Wieso habt ihr mir nichts erzählt? Und wo warst du? Du hast dich einfach verpisst zu deiner Freundin und ich? Ich war alleine!". Zwischen jedem Satz schlug er immer wieder gegen meine Brust. Ich versuchte ihn zu beruhigen und hielt seine Arme fest. Ich will ihm nicht wehtun, aber als er nicht aufhören will, packe ich seine Hände fester zu und drücke sie nach unten. Er lehnt sich weinend an mich und ich halte ihn fest. Als er sich beruhigt, lasse ich seine Hände los und umarme ihn.

Mann! Er hat recht! Ich hab meinen kleinen Bruder einfach im Stich gelassen. Wie konnte ich ihn vergessen in all dem Chaos und wie es ihm dabei ging?

"Shh. Alles gut. Mos kaj (Wein nicht)." Ich sehe mich um und bemerke das einige Schüler uns ansehen oder beim vorbeigehen sich nach uns umdrehen.

"Komm mit", ziehe ich meinen Bruder auf das Jungs WC mit. Als ich sicher war, dass niemand hier drinnen ist richte ich meine Aufmerksamkeit wieder an ihn.

"Mergim es tut mir Leid. Ich hab nicht gewusst das du alles mitbekommen hast. Du hast Recht...ich hätte für dich da sein sollen. Mfal (Verzeih mir)"

Mergim schnieft und rümpelt dabei seine Nase. Seine Tränen sind mittlerweile fast getrocknet und er sieht nur stumm auf den Boden.

"Ich kann nicht glauben das Valmir uns nie was gesagt hat..."

"Ich auch nicht", sage ich und lasse einen lauten Seufzer raus. Ich fasse mir durch die Haare und schaue zur Decke. "All die Jahre...", dann fällt mir etwas ein "Weiß es Sophia?!"

"Nein", sagt er und ich stöhne erleichtert auf. "Sie war gestern nicht da. Sie hat bei einer Freundin geschlafen. Weißt du wie schlimm es war sie heute morgen zu sehen?!", er sieht mir in die Augen und Tränen füllen sich wieder darin. "Sie wollte mich umarmen, doch ich konnte nich... Edon ich bin vor meiner kleinen Schwester weggelaufen! Mit Mama und Papa habe ich kein Wort gesprochen. Und von Valmir will ich erst Recht nichts wissen!"

Mann, für seine 15 Jahre ist mein kleiner Bruder schon verdammt reif. Ich sehe ihn nur an und sage leise "Ich weiß.... Es tut mir Leid." Ich schlinge meine Arme fest um ihn und drücke ihn an mich. "Alles wird gut. Wir kriegen das hin. Wir müssen nur zusammenhalten. Wir sind eine Familie!"

"Ich weiß...Nur mein Herz tut so weh".

Aurela's Sicht

Es hat bereits zur Stunde geklingelt und Edon ist immer noch nicht da. Langsam mache ich mir Sorgen. Ist er vielleicht nach Hause gegangen? Ist ihm was passiert? Hat er Valmir gesehen? Mann, ich hoffe nur er macht nichts dummes! Ich kann verstehen das nach so einem Tag wie Gestern er keine Lust auf Schule hat. So zu tun als ob alles normal wäre...

Edon's Sicht

"Geh jetzt in deine Klasse. Wir reden zu Hause weiter, okay?". Ich lasse meinen Bruder los und wuschel ihm durch die Haare.

"Lass das!", sagt er genervt und richtet sie mit einem Kopfschütteln, wie Justin Bieber damals.

"Ich hab dich lieb, kleiner Mann. Egal was passiert. Ich werde immer da sein, okay?"

"Jaa, ich weiß...", nuschelt er und nimmt seinen Rucksack. Er läuft in seine Klasse und ich mache mich auf dem Weg zu meiner. Der Unterricht hat schon lange begonnen. Ich hoffe wir kriegen kein Ärger.

"Edon, bleib stehen!", höre ich eine Stimme, doch ich bleibe nicht stehen.

"Verpiss dich, Valmir"

Ich laufe schneller, als ich seinenen lauten Atem höre.

"Edon!", ruft er und ich ignoriere ihn.
"Ich brauche deine Hilfe....Edon!... Sophia ist im Krankenhaus!" und ich bleibe sofort wir erstarrt stehen.

"Was?!", zische ich ihn an und drehe mich zu ihm. Er steht etwa 10 Meter hinter mir und atmet schwer.

"Wenn du denkst, dass du mich so zum reden bringen kannst, dann hast du dich geirrt!"

"Nein! Über sowas mache ich keine Witze und das weißt du!"

"Was ist passiert?", will ich wissen und schaue ihn ernst an.

"Keine Ahnung. Ihre Lehrerin hatte abgerufen und ich bin rangegangen. Sie meinte Sophia geht es nicht gut und man habe ihr einen Krankenwagen gerufen." Er sieht bedrückt aus. Ist das nur Show oder spricht er die Wahrheit?

"Die Lehrerin hat zu Hause angerufen? Du bist nicht zur Schule gegangen?"

"Nein. Ich hab dich danach angerufen, doch du gehst nicht ran. Dann bin ich schnell hergefahren."

"Okay und was jetzt?", frage ich.

"Wir müssen zu ihr. Sie wird Angst haben und Mama und Papa wissen nichts davon."

Ich nicke und laufe ihm nach Richtung Ausgang. Ich bemühe mich stets einen gewissem Abstand zwischen uns zu halten. Ich hoffe nur das er im Auto nicht versucht mit mir zu reden. Sobald ich nämlich drin sitze kann ich nicht raus. Vielleicht lügt er und es ist eine Falle? Aber es geht um Sophia...

Wir werden sehen....

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