56. Ruhepol

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Was macht ihr bei so einem sonnigen Wetter?

Bei mir ist immer die Sache so, dass ich mich auch mal gerne in ein dunkles Zimmer verkrieche und nur ein bisschen Sonne reinlasse. Das hat immer so eine ganz eigene Stimmung für sich. Weird, aber naja.

Heute haben wir mal wieder eine Person bei uns, die ich wirklich vermisst habe.

Viel Spaß

Sloan Dewayne

Die Tage sind mittlerweile nichts weiter und vor allem nichts anderes, als vorbeiziehende Sekunden. So unfassbar schnell, dass ich nicht einmal begreifen kann was ich in ihnen erlebt habe – denn ich erlebe nichts. Den Kontakt zu meinen Freunden halte ich noch immer bedeckt. Einmal wollte Heaven mit mir sprechen, aber ich habe sie abgewiesen. Einmal hat Willow versucht mich anzurufen und auch hier blockte ich ab. Den Schmerz meiner eigenen Abweisung habe ich mit dem Gedanken zu übertönen versucht, dass ich es ihnen so schnell wie möglich erklären werde. Das sie mich bald verstehen werden. Eben so schnell wie es dauert.

Anthony hat soweit ich weiß versucht mit Dallas über Keaton und mich zu sprechen, aber dieser verteidigt seinen besten Freund auf jeder verdammten Ebene. Seit Dienstag haben die Zwillinge nicht noch einmal über die Geschehnisse gesprochen, anders als Jarrett weil er genauso aufgelöst war, als er herausfand, dass mein Vater wirklich weg ist. Als wäre er nie da gewesen. Seit dem er weg ist, habe ich nicht mehr nur das Gefühl ein abscheulicher Mensch zu sein – ich bin es. So wie ich meinen Dad behandelt habe, beginne ich mich vor mir selbst zu ekeln.

Lediglich Keaton habe ich all dieses Chaos zu verdanken, aber dank des Ereignisses am Montag mit Aspen, bekomme ich nur seine genervte und nicht seine aufdringliche Seite zu spüren. Tatsächlich kam es bereits zwei Mal vor, dass er mich nicht sehen wollte, ich aber auch nirgendwo anders hin durfte. Also blieb ich am Abend einfach zuhause in meinem Zimmer. Und habe so sehr nachgedacht, dass ich nur unter Tränen eingeschlafen bin.

Es sind Tränen die eben meinem Vater gebühren. Aber auch Aspen. Ich habe ihn seit der Nacht nicht gesehen – und so war es auch mit den anderen die ich nach ihm fragen konnte. Dallas hat keine Ahnung was mit ihm passiert ist und Corey hat mich nur ziemlich fassungslos angeschaut, als ich ihn überhaupt gefragt habe. Nicht nur einmal versuchte ich an das Handy von Jarrett zu kommen, um Aspen irgendwie eine Nachricht zukommen zu lassen, nur kann ich seine Handynummer nicht auswendig.

Am liebsten würde ich einfach nur schreien, allerdings würde mir das ziemlich viele schräge Blicke einbringen, auf die ich selbst sehr gut verzichten kann. Ich bin mir nicht einmal sicher, wie es kommt, dass Keaton mich hat mit dem Bus fahren lassen oder wieso ich so ruhig bin, weil ich auf dem Weg von Diner immerhin schon einmal ... überrascht worden bin. Jackson, war sein Name, wenn ich mich recht erinnere und diese Problematik ist auch noch nicht gelöst. Zumindest glaube ich nicht, dass Keaton die Schulden beglichen hat. Als ich auf unser dunkles Haus zugehe, erkenne ich allerdings bereits einen Wagen, der scheinbar kontrollieren soll, dass ich hier angekommen bin.

Ich schüttle – meine Nase rümpfend – den Kopf, schließe die Tür auf und genieße die Stille die mich umfängt. Die Zwillinge sind mit Jarrett heute Nacht bei der Feierlichkeit unserer Großeltern. Mein Onkel hat sich öfters danach erkundigt, ob ich wirklich hier alleine zurecht komme, was ich immer Wiede bejaht habe, bis ich meinte, dass ich sowieso zu Keaton gehe. Gehen muss.

Passend zu dem Augenblick klingelt mein Handy, woran ich gehe und Keatons Seufzen wahrnehme, während ich aus meinen Schuhen schlüpfe. "Gib mir eine Stunde." Murmle ich müde, werfe meine Tasche auf den Boden neben der Treppe und schleiche die Stufen hinunter. "Baby, beeile dich." Kurz halte ich inne, weil ich glaube das er entweder betrunken oder high ist, aber seine Stimme ist klar. Er ist klar, nur ist er nicht mehr genervt. "Ist alles okay?" Frage ich kritisch nach. Vielleicht ist er gestürzt, hat sich geschnitten, braucht mich deswegen und nicht wegen – er summt genüsslich, wodurch ein kalter Schauder auf meinem Körper entsteht. "Ich war scheiße zu dir und du zu mir. Ich vermisse dich und deinen hinreißend, heißen Körper." Mein Gesicht verzieht sich, mein Puls wird schneller, als die Panik in mir aufsteigt.

Wenn wir schweigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt