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Es dauert nicht lange bis ich mein Ziel erreiche aber meine Gedanken sind noch immer voll und ganz bei Emilia. Als wäre ich nie gefahren, als säße sie weiterhin neben mir. Ihre Lippen sind so weich gewesen. Wie ein sanfter Windhauch, aus dem ein Sturm wurde nachdem ich den Kuss erwidert hatte. Ich hab das Gefühl zu schweben, ein Lächeln umspielt meine Lippen und obwohl ich diesen Ort eigentlich hasse, kann dieses Gefühl dieses Mal nicht dagegen ankommen. Und schon bald wird es der schönste Platz der Welt. Sobald Emilia hier ist. Ich war schon lange nicht mehr hier. Das letzte mal vor rund 10 Jahren. Kurz bevor ich von zuhause auszog, bin ich nochmal hier hergekommen. Zum Schießstand. Der Ort, der mich endgültig zu hassen gelehrt hat. Im Radio läuft leise Musik und meine Augen fahren das alte Gebäude ab. Analysieren jeden Zentimeter. Ich warte auf das beklemmende Gefühl, dass ich letztes Mal verspürte, doch es kommt nicht und ich atme einmal tief durch. Es erleichter mich, muss ich zugeben. Ich schnappe mir meinen Rucksack, den ich vorhin noch kurz aus der Uni geholt hab und öffne dann die Autotür. Die Sonne geht langsam unter und mir wird bewusst, dass ich morgen wieder Vorlesungen hab. Ich bin bald fertig mit dem Studium und kann dann endlich anfangen richtig zu arbeiten. Die Nebenjobs, die ich habe wie die Nachhilfe oder als Kellner, in der Bar in der Innenstadt und in dem Italienischen Restaurant, bringen mir zwar momentan genug Geld, doch wenn ich plötzlich für zwei sorgen muss, brauch ich mehr. Obwohl ich schon gut gespart habe. Und auch wenn diese Arbeiten auch an sich eine gute Idee waren. Denn wenn Emilia irgendwann verschwindet und ich trotz jeder Vorkehrung, die ich treffen werde, verdächtigt werden würde, würden diese Menschen dort zumindest aussagen, was für ein freundlicher, hilfsbereiter Mensch ich bin. Denn bei der Arbeit verhalte ich mich stehts musterhaft. Meine Gedanken schweifen ab. Konzentration. Ich darf heute nicht zu lange hier sein um noch etwas zu schlafen und morgen früh einigermaßen ausgeruht zu sein. Ich schlage die Tür hinter mir zu, verschließe mein Auto und trete zu dem Gebäude. Es ist alt geworden. Verlassen. Die Scheune war schon damals in keinem wirklich guten Zustand. Vater hatte sie damals so saniert, dass sie nicht mehr Einsturz gefährdet war. Ich hoffe, er damals immerhin so gute arbeit geleistet, dass sie noch immer einigermaßen sicher ist. Denn die äußere alte, kaputte Fassade, tat damals schon gut daran, andere Menschen zu täuschen und sie bloß für ein verlassenes Haus zu halten und nicht weiter zu beachten, und sie werden es auch diesmal tun. Ich krame einen Schlüssel aus meinem Rucksack und wische den Dreck, der sich auf dem Schloss gesammelt hat, weg, bevor ich den Schlüssel in das Schloss stecke und das Tor aufriegel. Das Schloss hat Vater damals ebenfalls erneuert, weshalb es ohne Probleme aufgeht und ich das Tor aufstoßen kann. Den Schlüssel für die Scheune, hatte ich eines Tages im Müll gefunden und mitgenommen. Damals verstand ich zwar nicht wirklich, warum es mir wichtig erschien, ihn mitzunehmen aber nun konnte ich mich wirklich nur glücklich dafür schätzen es getan zu haben. Als hätte ich bereits damals gewusst, dass ich diesen Ort eines Tages benötigen würde.

"Eine Göttliche Fügung.", murmele ich leise zu mir selbst und muss lächeln bei dem Gedanken. Wenn Gott tatsächlich existiert, ist er nicht der gutherzige Vater, als der er uns Menschen verkauft wird. Eher ein böser Dämon, der mit uns Menschen spielt, als wären wir Schachfiguren auf seinem Spielfeld. Doch Menschen haben schon immer dazu geneigt, fürchterlich naiv zu sein und immer nur gutes sehen zu wollen. Es gibt kaum gutes in diesem Leben und die wenigen Sachen, die es gibt, müssen wir an uns binden, was es auch kostet.

Emilia... Meine Sonne, mein Licht, mein Engel, ich werde dich nie wieder gehen lassen. Ich lasse mir mein Glück nicht mehr entreißen. Koste es was es wolle. Wenn man einmal die pure Glückseligkeit gekostet hat, ist es unmöglich, nicht davon süchtig geworden zu sein. Ich hab dich gesehen und es hat sich angefühlt, als hätte mein Herz, dass erste mal richtig geschlagen und das Blut endlich ohne Schwierigkeiten durch meine Adern gepumpt. Es hat mich in einen Rausch Zustand versetzt ohne den ich das Gefühl hab, zu ersticken, wenn ich nur daran denke. Ich werde mein Glück nicht untergehen lassen, ich werde kämpfen bis zum bitteren Ende, wenn es sein muss. Ich werde alles dafür tun, dich zu haben, zu besitzen, zu behalten und nie mehr los lassen zu müssen und dann werde ich endlich vollkommen glücklich sein.

Liebe mich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt