Es vergingen mehrere Wochen und das neue Schuljahr rückte immer näher. Marlene, Alice, Peter und Remus mussten sich vor einer Woche von uns verabschieden und sich wieder zu sich nach Hause begeben. Bei Remus war es sowieso klar, warum er denn wirklich ging. Zwar hatten Sirius und James ihm angeboten doch noch länger zu bleiben und das ganze irgendwie zu vertuschen, allerdings war Remus fest entschlossen und ging dann doch nach Hause. Ich war mir aber sowieso nicht wirklich sicher, ob zumindest Lily nicht schon etwas wusste.
Wir saßen gerade am Frühstückstisch, als die Familieneule der Potters durch eines der offenen Fenster hinein flog. Die Waldohreule war schon ein paar Jahre alt, allerdings schien sie unsere Hogwartsbriefe trotzdem ohne Mühe tragen zu können. Wir öffneten die Briefe und nahmen die Liste aus den Umschlägen. ,,Sieht so aus, als müssten wir wieder in die Winkelgasse, Mum.", verkündete James das Offensichtliche mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Euphemia seufzte und sagte:,,Ja, Fleamont, du gehst mit den Kindern." ,,Was? Aber...", versuchte Angesprochener Einspruch zu erheben, wurde aber von James' Mutter unterbrochen:,,Ja, ich muss noch etwas für heute Mittag kochen. Was sagst du zu Hering in Sahne?"
,,Damit kriegt sie ihn immer, seit wir vorletztes Jahr Madam Malkins eine Stinkbombe untergejubelt haben.", flüsterte James Lily und mir zu. ,,Ihr habt was gemacht?", fragte Lily erschrocken und zog scharf die Luft ein. ,,Ja, deswegen haben Sirius und James auch Ladenverbot und wir mussten eine lange Rechnung übernehmen.", erklärte Fleamont, der unser Gespräch anscheinend mitverfolgt hatte. ,,Mum musste eine Stunde lang mit Madam Malkins diskutieren und als sie gesagt hat, dass wir schrecklich erzogen worden sein müssen, hat Mum sie wüst beschimpft und hat auch Ladenverbot bekommen.", fuhr James kichernd fort, als sein Vater sich uns abgewendet und James' Mutter zugewendet hatte. In meinem Herzen stach es kurz. Wiedermal wünschte ich mir, dass meine Eltern genau so für mich gekämpft hätten, dass Rose und ich nicht nur Kinder des Zweckes wären. Ich wünschte mir, dass wir geliebt worden wären; dass ich niemals in diesen Keller hätte gehen müssen; dass ich niemals die Wahrheit über meinen Vater herausgefunden hätte und dass Rose niemals hätte sterben oder mich beschützen müssen.
,,Alles gut bei dir?", fragte James mich überraschender Weise, als wir die Treppe von unseren Zimmern aus nach unten gingen. Ich schenkte ihm ein halbherziges Lächeln und erwiderte:,,Ja, alles gut. Ich wünsche mir nur manchmal, dass ich auch so tolle Eltern hätte." Er grinste das Rumtreiber-Grinsen und sagte:,,Tja, die hast du schon. Meine Eltern haben dich glaube ich sowieso schon so gut wie adoptiert. Und wer weiß, wenn sie die Möglichkeit dazu haben machen sie das bestimmt noch." Ich lachte und musste mich wieder fragen, warum Lily nicht einfach mal ,,Ja." sagen könnte. ,,Manchmal kannst du ja doch ganz nett sein." ,,Denkt Lily das auch über mich?" Frech zwinkerte ich ihm zu und sagte:,,Das musst du selber herausfinden, mein Lieber." Dann nahm ich die restlichen Stufen nach unten. Ich ging zu Lily, die bereits unten wartete und hakte mich bei ihr unter.
Wir hatten vor in die Winkelgasse zu flohen. Das war der einfachste Weg. Erst nahm James sich eine wenig von dem Flohpulver, stellte sich in den Kamin und rief:,,Winkelgasse." Als nächstes nahm ich mir eine Handmenge und tat es ihm nach. Die Flammen umhüllten mich mit einem grünen Schimmer und strahlten eine angenehme Wärme aus.
Unbeschadet landete ich in der Winkelgasse. Lily, Sirius und James' Vater kamen auch schon kurz nach uns an. ,,Muss irgendwer von euch zu Gringotts?", fragte Lily und ich nickte. Dabei umklammerte ich den goldenen Schlüssel, der um meinen Hals hing. Fleamont nickte langsam. ,,Dann geht kurz zu Gringotts und dann treffen wir uns bei Florish and Blotts.", erklärte er und Lily und ich nickten brav. ,,Hey, warum dürfen die beiden einfach alleine rumlaufen?", empörte sich James, was ihm von seinem Vater eine gehobene Augenbraue und die Worte ,,Weil sie keine Stinkbombe bei Madam Malkins hochgehen lassen haben." einbrachte. James und sein Vater gingen schon, während Sirius mich noch kurz aufhielt:,,Pass auf dich auf, okay?" Seine Hand streifte für einen Moment meine und für ein paar Sekunden schien es so, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Lily räusperte sich. ,,Vik, wir sollten jetzt mal.", informierte sie mich und ich nickte, bevor ich sie überhaupt ansah. Dann räusperte ich mich ebenfalls und sagte:,,Wir sehen uns dann...gleich." Ich drehte mich um und folgte Lily zur Zaubererbank. Sie grinste mich breit an, weshalb ich unschuldig eine Augenbraue nach oben zog. ,,Was war das denn gerade eben?", beantwortete sie mir mein stummes:,,Was denn?" ,,Ich weiß nicht, was du meinst.", wich ich ihrer Frage aus. Ich wusste auch nicht wirklich was das gewesen war aber es war erschreckend schön. ,,Och, komm schon, du weißt genau, was ich meine. Das war ja mal sowas von ein intensiver Blickaustausch zwischen euch beiden. Läuft da etwa was und ich weiß nichts davon?", erwiderte sie und wackelte gegen Ende lasziv mit den Augenbrauen. Ich verdrehte die Augen:,,Natürlich läuft da nichts. Und wenn, dann wärst du natürlich die Erste, die es erfährt."
,,Jetzt schau mich nicht so an! Da ist nichts und da wird auch nichts daraus werden!", erklärte ich ihr, als wir am Tresen in der Schlange standen und Lily immer noch nicht aufgehört hatte mich anzugrinsen wie ein Honigkuchenpegasus oder wie das Sprichwort nochmal ging. ,,Was wollt ihr?", krächzte uns der Kobold entgegen. Lily antwortete:,,Ich würde gerne Muggelgeld eintauschen." ,,Da drüben.", antwortete er schroff. ,,Wir sehen uns gleich, ja?", verabschiedete Lily sich und ging zu dem Tresen, auf den der Kobold gezeigt hatte. ,,Und du?", fragte er gelangweilt. ,,Verlies 444.", antwortete ich kühl, um das Brechen meiner Stimme zu verhindern. ,,Schlüssel.", erwiderte er und ich gab ihm die Kette mit dem daran hängenden Gegenstand. ,,Mitkommen.", grummelte er und führte mich zu der Lore, die uns in das Verlies brachte.
Er schloss das Verlies mit der Nummer 444 auf und lies mich eintreten. Ich nahm mir ein paar Galleonen und Sickel und stopfte sie in den Geldbeutel, den ich bei mir trug. Als ich aufstand -Ich hatte mich hingehockt- und mich umdrehte, schloss die Tür des Verlieses sich mit einem Knall und meine Eltern schauten mir mit einem boshaften Grinsen ins Gesicht. Der Kobold hatte sich wahrscheinlich schon längst aus dem Staub gemacht. ,,Dachtest du etwa, dass du deiner Pflicht entkommen könntest?", fragte mein Vater, immer noch grinsend. Die Angst kroch in mir hoch, wie die Kälte eines tiefen Winters in ein morsches Haus aus Holz. Meine Atmung wurde schnell, als ich begriff, dass es dieses Mal keinen Ausweg gab. Die Türe zu einem besseren Leben hatte sich buchstäblich vor mir verschlossen und mein altes Leben hatte mich gefangen genommen.
Bevor ich überhaupt etwas in dieser, durch und durch aussichtslosen, Situation sagen konnte, wurde ich am Arm gepackt und durch eine Art Schlauch gezogen.
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No one knows me, they just know my name (Rumtreiber FF)
FanfictionViktoria wurde, seit sie ein Kind war beigebracht, dass alles was zählt reines Blut und hohes Ansehen ist. Sie wird privat unterrichtet, bis sie es schafft ihre Eltern zu überzeugen, dass sie auf eine Schule gehen darf. In ihrer neuen Schule wird si...