Verborgene Geheimnisse und der Schmerz, der Rückkehr

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Manchmal braucht es einen überwältigenden Zusammenbruch, um einen großartigen Durchbruch zu haben.                                                                                                                                                      -Unbekannt

Wir kamen, wie schon vermutet, im Greenwood Manor an. ,,Crucio.", war das Letzte, das ich hörte, ehe ich auch schon von altbekannten Schmerzen empfangen wurde. Ich schrie nicht, ich. weinte bloß stumm, um den Schmerz zu verarbeiten. Es schienen Stunden zu vergehen, in denen mein Vater für eine Sekunde stoppte, nur um in mir die Hoffnung zu erwecken es sei endlich vorbei. ,,Wir haben mehr von dir erwartet, Viktoria.", sagte meine Mutter kalt, doch es löste nichts in mir aus, außer den Willen wirklich geliebt zu werden und dazu musste ich es schaffen wieder zu meinen Freunden zu kommen. In das Haus der Potter, die mich so lieb aufgenommen hatten und die mir Sicherheit gewährt hatten. 

,,Sie haben sie also zurückholen können, Mr. und Mrs. Greenwood?", hörte ich eine bekannte Stimme und hätte am liebsten geschrien aber ich konnte nicht. Ich war zu sehr geschwächt worden. ,,Korbinian, gut, dass du gewartet hast.", erwiderte meine Mutter und empfing ihn mit einem Lächeln. Ich stand bloß da und starrte auf die Person, die im Türrahmen des Wohnzimmers des Greenwood Manor stand. Tränen liefen stumm über meine Wangen aber Korbinian sah darin eine Chance, das misszuverstehen. ,,Ich weiß, dass du dich freust mich zu sehen, meine Liebe.", sagte dieser und kam auf mich zu. Er hatte wieder sein dreckiges Grinsen aufgesetzt und ich war mir sicher, dass mich das wieder eine Zeit lang nicht schlafen lassen würde, sollte ich es überhaupt wieder hier rausschaffen. Denn, so sehr ich auch hasste das zugeben zu müssen, meine Eltern waren nicht dumm. Sie hatten sich sicherlich etwas einfallen lassen, damit ich das Manor nicht verlassen konnte. 

Korbinian zog mich in eine Umarmung, wobei er mit seinen Händen meinen Hintern betatschte. Er ließ mir allerdings keine Chance, mich gegen die Umarmung zu wehren, sodass ich mindestens eine Minute lang seinen schrecklich miefigen Geruch einatmen und mich zwingen musste nicht zu husten. 

,,Korbinian, würdest du bitte schon nach oben gehen, wir müssen uns noch ein wenig um Viktoria kümmern, wenn du verstehst.", sagte mein Vater und das erste Mal in meinem Leben war ich ihm zumindest ein wenig dankbar für seine Worte. Korbinian ließ mich los und nickte. ,,Ich verstehe.", bekräftigte er sein Nicken und ging langsam die Treppe hoch. Dabei hatte er so ein dreckiges Grinsen im Gesicht, dass ich mir sicher war, dass er sich auch noch um mich kümmern wollen würde. 

Nachdem mein Vater mich weitere Stunden gepeinigt hatte, durfte ich endlich zu Korbinian hochgehen. Das Junior Wölfchen hatte es sich tatsächlich erlaubt, sich in meinem Zimmer einzunisten. Als er mich sah, zog er mich gänzlich in mein Zimmer und schloss die Tür. ,,Wie wäre es, wenn wir uns jetzt darum kümmern, dass du so unartig warst.", sagte er und leckte sich mit seiner Zunge über die Lippen. Ich blieb stumm. Es war nicht nötig etwas zu sagen. Korbinian wäre es so oder so egal. ,,Bestrafst du mich etwa mit Schweigen?", fragte er und kam mir dabei gefährlich nahe. ,,Rede mit mir, wenn ich eine Antwort verlange!", schrie er und stieß mich mit aller Kraft zu Boden, sodass mein Kopf gegen meine Tür knallte. Alles um mich herum wurde schwarz und ich versank erneut in einer Erinnerung. 

,,Viktoria ist ein schöner Name, die Siegreiche.", sagte die Frau mit den braunen Haaren, die meinen so ähnlich sahen. Ich war wieder in unseren Kellern, obwohl Rose mir davon abgeraten hatte und obwohl ich Angst hatte erwischt zu werden. Mein Gefühl sagte mir, dass es hier noch viel mehr antworten zu finden gab. Dabei war es schon zwei Jahre her, seit dem ich das erste Mal in den Gewölben unseres Kellers war. Erst jetzt hatte ich der braunhaarigen Schönheit hinter den Gittern meinen Namen gesagt, von der ich mir am meisten Antworten erhoffte. ,,Sagst du mir jetzt auch wie du heißt?", fragte ich neugierig und bekam ein Lächeln von ihr zugeworfen. ,,Ich heiße Elpida.", antwortete sie mir. ,,Weißt du, was der Name bedeutet?", fügte sie fragend hinzu. Ich nickte und erwiderte:,,Die Hoffnung! Meine Schwester heißt so mit Zweitnamen." ,,Rosalia Elpida Greenwood?", fragte sie und ich nickte, wurde aber skeptisch. ,,Woher weißt du das?", fragte ich und sie antwortete:,,Weil ich auch weiß, dass du den Namen meiner Vertreterin bekommen hast, Viktoria Luise Charlotte." ,,Aber woher?", fragte ich verzweifelt. Ich hasste es, die Wahrheit nicht zu kennen. Milde lächelte sie mich an. ,,Aus dem einfachen Grund, dass ich deine Schwester so genannt und dich in die Welt gesetzt habe. Luise ist nicht dazu fähig, Kinder zu bekommen.", erklärte sie und ein gebrochenes Lächeln nahm auf ihrem Gesicht platz. ,,Nein, das ist nicht wahr. Das kann nicht wahr sein.", sagte ich verzweifelt. Es durfte nicht wahr sein. Meine perfekte Welt sollte nicht noch einen Riss bekommen, doch genau das würde passieren. 

Am nächsten Tag sprach ich Rose darauf an:,,Rose, ich war nochmal in unseren Kellern." ,,Was? Toria, ich habe dir doch gesagt, dass es da nicht sicher ist.", rief sie aber ich ignorierte es und sprach weiter:,,Da unten ist so eine Frau eingesperrt. Sie meint, dass sie unsere Mutter ist." Zum ersten Mal, seit ich denken konnte, sah ich Rose weinen. ,,Also ist es wahr?", fragte ich stirnrunzelnd. Sie stellte eine Gegenfrage:,,Ist dir nie aufgefallen, dass unsere angebliche Mutter und unser Vater blonde Haare haben, wir aber nicht?" ,,Vater hatte schon immer blonde Haare?" ,,Ja, sie sind nicht gefärbt." ,,Und die grünen Augen?" ,,Augenfarben kann man nicht so leicht verändern." ,,Warum hast du mir nie was gesagt?" ,,Ich wollte dich beschützen. Ich bin deine große Schwester." ,,Vor wem wolltest du mich beschützen? Unserer Mutter?" ,,Hey, Toria, ich...es tut mir leid, bitte." ,,Wie konntest du nur?!" ,,Ich wollte nicht, dass du daran zerbrichst." ,,Das bin ich jetzt aber!" Ich verließ den Raum. Zwar war ich nicht wütend aber ich war furchtbar enttäuscht. Ich hatte gedacht Rose würde mir immer alles sagen, ohne Ausnahme. Aber es gab nunmal immer ausnahmen. 

Einen Tag später war unsere Mutter nicht mehr da. Vater hatte unser Gespräch mitgehört und sie umgebracht. Eine der wichtigsten Dinge, die mir geblieben waren. Die Liebe einer wirklichen Mutter. Ich hatte sie nicht einmal umarmen können. Nächte weinte ich durch und bei ihrem Tod, den unser Vater uns vorführte schrie ich. Meine Welt war nun endgültig nicht mehr heil. Ich dachte, dass es nicht mehr schlimmer werden könnte.

Hätte ich das bloß nie getan...




No one knows me, they just know my name (Rumtreiber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt