Freitagnachmittag

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Der vollbeladene Schulbus hielt gegenüber des kleinen Einfamilienhauses der Familie Hansen. Zusammen mit einem Dutzend anderer Schüler und Schülerinnen drückten sich auch Adrian, Anton und Tamara Hansen aus den viel zu schmalen Bustüren. Adrian trug trotz der strahlend hellen Sonne eine schwarze Jacke über dem Nietenshirt. Eigentlich mochte er dieses Gedrängel beim Aussteigen nicht, doch sein bester Freund zog ihn mit sich.

"Endlich Wochenende! Was machst du dieses Wochenende so? Also ich fahre ja mit meinen Eltern in dieses Wellnesshotel, schade dass du nicht mitkommen kannst aber das war halt so eine spontane Sache und deine Eltern ja totaaaaal spießig" Wie ein harter Regenschauer prasselten die Worte Jasmins auf Tamara ein. Wie üblich standen beide noch an der Haltestelle und redeten über ihre Pläne für das Wochenende. Allerdings konnte sich Tamara, anders als Jasmin, nicht auf das herannahende Wochenende freuen. Sie musste bei der Familie bleiben und konnte nicht zu der Hausbesetzung. Wenn doch, dann würde ihr Vater sie wieder grün und blau schlagen. Dieses Mal würde ihr Freund sich nicht wieder tatenlos das Schluchzen seiner Freundin anhören. So musste sie um ihres Freundes Willen dieses Wochenende zuhause bleiben.

"Verdammte Schwuchtel, wieso trägst du das Shirt? Willst du dass die Leute über uns reden? Reichen dir die Schläge etwa immer noch nicht aus, damit du hörst?", zischte Anton seinem kleinen Bruder bedrohlich entgegen. "Das war nur für die Probe des Theaterstücks, du kannst Ben am Montag fragen" Auch wenn Adrian seinem Bruder stur in die Augen sah, was eher furchtlos wirkte, man konnte beim genauen Hinhören die Angst vor der nächsten gebrochenen Rippe hören.


Ungeduldig wartete Anton darauf dass sich seine Schwester endlich von ihrer Freundin verabschiedete. Sie gingen immer zusammen über die Straße in das gegenüber liegende Haus. "Sieh dir nur die Hansen-Geschwister an! Die haben ja ein so gutes Verhältnis, ist in diesem Alter ja auch sehr selten" Das sagten die Nachbarn immer, doch hatten sie keine Ahnung. Ihre Mutter bekam nur immer einen Anfall, wenn im fünf Minuten Takt die Tür aufging und neuer Dreck rein kam. Als sich Tamara endlich von Jasmin lösen konnte, gingen sie los. Zitternde Arme ineinander eingeharkt, weiche Knie, drei Teenager aus denen die Angst sprühte. Auch wenn sie schon dutzende Wochenenden hinter sich hatten, dieses hier wird alle überschatten.

Hinter blauen GardinenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt