Hinter blauen Gardinen

Freitagabend

Trigger-Warnung: Häusliche Gewalt

Während die Geschwister schon um den Tisch versammelt waren, stritten ihre Eltern noch in der Küche. Es war nichts Neues mehr dass sich die Eheleute Hansen stritten, das taten sie schon seit mehr als einem Jahrzehnt. "Schon wieder Huhn mit Pommes? Kannst du denn nichts anderes kochen? Du musst nicht antworten, mehr als den Alkohol aufmachen und hinter deine hässliche Fratze kippen, kannst du nicht! Wären unsere lästernden Nachbarn nicht, dann hätte ich mich schon längst geschieden" Er brüllte so laut, dass sein Hals bald anfing zu brennen, wie Australien in der Trockensaison. Allerdings kannte er es nicht anders, wenn er mit seiner Frau sprach musste es brennen, ansonsten versteht sie nichts. Dieses Mal ließ es sich Frau Hansen nicht so einfach auf sich sitzen. Ihr Inneres wusste zwar schon dass sich ihr Mann am liebsten von ihr scheiden lassen wollte aber es zu hören, das verletzte sie, beschämte sie und brachte sie zum schreien. "Na wenn das so ist, dann verpiss dich doch! Denkst du irgendwer braucht dich, du undankbares Schwein? Ich werde mich scheiden las-" Eine Ohrfeige unterbrach ihren Satz. Das heißt, konnte man einen Schlag mit dem Nudelholz ins Gesicht eine Ohrfeige nennen?

Während ihre Mutter erneut die Rippen gebrochen bekam, versuchten die Kinder so still wie leise zu sein, denn keiner von ihnen wollte an der Stelle sein. Als nach fünf Minuten immer noch Schläge und weinen zu hören waren, stürmte Tamara aus dem Esszimmer in die Küche. Wie im Rausch schlug ihr einst so liebevoller Vater auf ihre Mutter, welche gerade so die Arme schützend über ihren Kopf hielt, ein. Panik stieg in Tamara auf. Er musste aufhören aber wie? Sie musste selbst schon erleben wie es ist, wenn ihr Vater in einem solchen Rausch ist. Ohne groß nachzudenken warf sie sich zwischen ihre beiden Eltern.

"Anton, gib mir mal die Pommes" "Nimm sie dir doch selbst", murmelte er während er seinem Vater die blaue Schale reichte. Es war seltsam jetzt einen auf glückliche Familie zu machen, wenn sein Vater eben noch Frau und Tochter schlug. Allerdings gewöhnte man sich mit der Zeit daran.

Die hölzerne Standuhr schlug zwölf Uhr Mitternacht. Ihre Kinder lagen in den warmen Betten und schliefen vermutlich, ihr Mann war im Büro weil er eine Akte vergessen hatte und sie... Ja, sie öffnete die fünfte Flasche Bier in dieser Stunde. Vor ihr standen noch genügend kleine Helferlein die nur so ihren Namen schrien. Eigentlich wollte sie das nicht mehr aber wenn es bei zwei Bierchen bleibt, dann wäre alles noch fit. Dabei merkte sie nicht dass sie inzwischen mehr als das Dreifache von zwei Bierchen erreicht hatte.