Kapitel 5

23 1 0
                                    

Sterben oder auch nicht...

Der Tag nachdem ich mit Lèan unterwegs war, war schlimm. Mein Arzt Dr. Connor rief bei meiner Mum an. Er meinte, wir müssen ins Krankenhaus kommen, um über die Behandlung zu reden. Da mein Dad arbeiten war fuhr ich mit meiner Mum alleine. Auf dem Weg zum Krankenhaus herschte traurige Stimmung. Sie redete kein einziges Wort mit mir. Dort angelangt stiegen wir aus und warteten vor dem Zimmer von Dr. Connor. "Amèlie Carter", wir wurden aufgerufen. Mein Herz klopfte wild. "Grüßgott", wir begrüßten uns. "So Amèlie, wie geht es dir?" "Wie soll es mir schon gehen" "Sind irgendwelche neuen Symptome aufgetreten?" "Nein" "Fühlst du dich besser?" "Wenn ich nicht wüsste, dass ich Krebs habe, dann ja"  "Gut, also sprechen wir mal über die Behandlung. Es gibt 2 Möglichkeiten. Die erste ist die Chemotherapie. Und die zweite ist...", er zögerte, "Sterben" "Sterben? Also wenn sie meinen, dass 》Sterben《 eine Möglichkeit ist, dann haben sie eindeutig nicht mehr alle Tassen im Schrank! Für mich ist das keine Möglichkeit, sondern die Nebenwirkung, wenn die Chemotherapie nicht hilft!" "Wie du meinst. Welche wählst du?" Hatte ich das nicht gerade EINDEUTIG erwähnt?! "Dr. Connor... Wenn ich schon gesagt habe, dass Sterben keine Möglichkeit ist, dann habe ich mich schon entschieden. Und zwar für die Chemotherapie!" "Oke gut. Wir werden nächste Woche damit anfangen" Naja, wenn das noch was bringen soll... Er erzählt mir noch alle Risiken und was weiß ich noch... Wir fuhren dann wieder nach Hause und ich hatte einen heftigen Konflikt mit meiner Mum: "Warum musst du immer so arrogant zu den Ärzten sein?" "Bin ich nicht" "Bist du doch!" "Nein!" "Amèlie?" "Dir würde es genauso gehen, wenn du Krebs hast und nur mehr diesen einen Gedanken hast!" "Amèlie! Sag so etwas nicht! Vielleicht wird doch wieder alles gut" "Mum? 》Vielleicht《 ist ein anderes Wort für 》niemals《." Sie war erstaunt, da sie wusste, dass ich recht hatte. Denke ich zumindest. Endlich waren wir zuhause und ich rannte die Stiegen rauf in mein Zimmer. Lèan schrieb mir schon wieder. Ich ignorierte seine Sms. Ich fing an, mich zu zeichnen ohne Haare, mit schlechter Laune und Tränen. Sah garnicht mal so schlecht aus, da es mir gerade genauso ging, nur dass ich Haare hatte. 》Ich glaube es wäre dann mal Zeit schlafen zu gehen, Amèlie《, meinte meine Mum. 》Omg schon 22 Uhr vorbei. Hatte die Zeit total vergessen...《, natürlich hatte ich das nicht. Ich wusste ja wie spät es war, denn die Uhr stand ja immerhin auf meinem Schreibtisch. 》Morgen ist dein großer Tag, mein Schatz《 Morgen? Was ist Morgen? Ich guckte sie mit erhobenen, nichtswissenden Augenbrauen an. 》Dein 18. Geburtstag?《 》Achja, ja, hmm《, ich lächelte. Obwohl das Lächeln nicht gelächelt war, sondern nur ein Zeichen war das ich mich eigentlich überhaupt nicht freute. 》Gute Nacht. Schlaf gut und Träum was Schönes!《 》Danke du auch, Mum《 Ich stand auf und legte mich in mein Bett. Die Decke halb über den Kopf, dann schlief ich ein.

》Amèlie, mein Schatz. Aufstehen《, die sanfte Stimme von Mum weckte mich auf. 》Morgen, Mum《 Sofort wackelte ich hinüber ins Badezimmer. Danach wieder zurück in meins. Ich zog mich an und schminkte mich fertig. Meine Auge fielen kurz auf den Kalender. Samstag, mein Geburtstag. Ich ging die Stiegen hinunter und der ganze Tisch war aufgedeckt. Frühstück, ich hasste Frühstück. Morgen konnte ich einfach nichts runterschlucken, gehts uns nicht alle so? Ausgenommen meinen Eltern. 》Mum warum macht ihr sowas?《 》Mein Liebling, es ist dein 18ter Geburtstag! Komm setz dich doch《 Mit aufgesetztem Lächeln saß ich am Frühstückstisch und schluckte Stück für Stück langsam runter. Zum Glück gab es die Schwerkraft, sonst wäre alles wieder hochgekommen. 》Und... Hast du schon was vor?《, fragte mich Mum. Auch Dad wurde jetzt neugierig und sah mich an. 》Nein, eh... Ich weiß nicht... Wieso?《 》Ach, ich und dein Dad hätten da so etwas geplant...《 》Und was?《 》Mach dein Geschenk auf, Liebes《, mein Dad. Ich nahm es herzlichst in die Hände und versuchte das Geschenksband so gut wie möglich vom Geschenkskarton zu lösen. Jetzt noch das Papier uns fertig. Mein Herz pumpte wie verrückt. Was hatten die sich einfallen lassen? Ich öffnete es langsam. Oh mein Gott! Es sind total viele verschiedene Farben. Und es sind nicht irgendwelche, sondern dje total teuren! 》Oh danke! Ihr seid die besten, ich liebe euch!《 》Na los! Mach den Umschlag auf 《, meinte Mum. Auch diesen öffnete ich. "Alles gute zum Geburtstag wünschen Mum und Dad" Aber da war noch was. Drei Karten nach Venedig für die Kunstaustellung "Biennale di Venezia". 》Oh mein Gott, danke! Ich danke euch so sehr! Wann fliegen wir los?《 》Morgen《, sagt meine Mum. 》Morgen schon?《 》Ja. Erste Klasse!《 》Mensch, warum gebt ihr so viel Geld aus für mich?《, ich lächelte. Meine Mutter sah mich kurz ernst an, dann lächelte sie zurück und umarmte mich. Blöde Frage. Warum wohl? Weil ich nicht mehr lange leben werde. 》Ist schon gut Mum《, meinte ich und ging nach oben. Ich musste noch meine Koffer packen und das tat ich auch. In meinem Kopf spielte es sich ab. Ich hatte die ganze Zeit den ernsten Blick, und das darauffolgende, falsche Lächeln meiner Mutter vor den Augen. Zum Glück brachte mich die Musik wieder in Stimmung.

Es war mittlerweile schon Sonntag und wir fuhren mit dem Auto zum Flughafen. Dort checkten wir ein und hatten einige Kontrollen. Dann gings auch schon los. Wir stiegen ins Flugzeug ein und wurden gleich mit einem kleinen Kosmetiktäschchen beschenkt. Dann wurden wir zu unseren Sitzen zugeteilt. Meine Eltern und ich saßen zusammen in einer Dreierreihe. Natürlich erste Klasse. Das hieß: mehr Platz, besseres Essen, ein wenig Champagner uns bessere Bedienung. Auch die Sitze waren viel gemütlicher. Zuerst bestellte ich mir einen Tomatensaft mit einem leckeren Sandwich. Als Nachspeise gab es Vanillepudding. Während des Aufenthalts im Flugzeug hörte ich Musik und las auch ein Buch fertig. Recht spannend war es nicht, dennoch verging die Zeit. Wir flogen ganze 12 Stunden von USA nach Italien. Nach dem Flug ging es weiter in die Altstadt Venedig. Dorthin wurden wir bis kurz vor Venedig mit dem Bus gebracht, dann ging es ab ins Boot. Meiner Mutter wurde übel und war kurz davor sich zu übergeben. Sie hasste es, wenn es schaukelte. Wir fuhren unter zahlreichen Brücken hindurch. 》Do you speak English?《, fragte ich ihn. 》Yes《 》How many bridges are in Venice《 》Over 430. In 100 meters you can see the Ponte di Rialto. It's a very famous bridge《 》Sein Englisch mit dem Akzent war so lustig, dass ich mir ein kurzes Lachen nicht zurückhalten konnte. 》Ok. Thanks《 Nach ca. drei Minuten sah man die Rialtobrücke. Gleich neben der Rialtobrücke stand ein rotes Haus, ein orangebraunes und zwei weiße. Bei denen machten wir einen Stop.

Wie schön hier alles aussah. Wie im Paradis. Endlich hatten wir unser Ziel erreicht und stiegen aus dem Boot. Der nette Fahrer lud uns noch das Gepäck aus und meine Mutter bezahlte die Fahrt. Dann verabschiedeten wir uns von dem alten Herrn. Als ich meinen Koffer in die Hand nehmen wollte, griff mein Vater danach: 》Passt schon. Ich nehm ihn《 》Nein. Wirklich nicht! Ich trage ihn selber!《 》Es ist in deinem Geschenk inbegriffen《 Ich lachte. Also war es ein All-Inclusiv-Urlaub-mit-einem-Gepäckträger. Na gut, wenn er das so möchte, warum dann auch nicht? Dafür durfte ich dann die Papiere, die man fürs einchecken des Hotels braucht, abgeben und den Schlüssel nehmen. 》Benvenuto, Benvenuto! Es freut uns, Sie für ein paar Tage zu verpflegen!《, sagte ein äußerst freundlicher Hotelbesitzer, der uns mit einem Glas Sekt entgegen kam. Doch als er wahrnahm, dass meine Eltern das ganze Gepäck in den Händen hielten, hollte er einen goldenen Gepäckwagen und lud es auf. Dann fuhr er mit diesem zu unserem Zimmer. Da der kleine Lift mit ihm und dem Gepäckwagen voll war, mussten wir die Treppen benutzen. Die waren so steil, dass ich pausierte. Meine Eltern vor mir gingen einfach weiter und bemerkten nicht, wie ich pfauchte und nach Luft schnappte. Egal. Alles ok. Ich setzte mich auf eine Stufe nieder und atmete ein paar mal tief durch, dann gings auch schon weiter. Im dritten Stock angelangt warteten dort auch schon meine Eltern auf mich. 》Mensch Amèlie, wo warst du so lange?《 》Eh... Meine Lunge schon vergessen?《 Mehr als ein blödes 》Oh《 fiel ihnen nicht ein. Der Hotelbesitzer sperrte uns das Zimmer auf und holte dann von unten vier Gläser Sekt.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 09, 2015 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Der Tod ist Anfang eines neuen LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt