Jungkook
Unsicher stehe ich auf dem quasi Menschenleeren Parkplatz, meine Hände tief in den Jackentaschen vergraben. Nicht, weil mir kalt wäre -wir haben Anfang September und die Nächte sind noch angenehm mild- sondern einfach nur, damit ich nicht nervös irgendwie mit diesen herumspiele und so jeder erkennt wie unsicher ich bin.
Noch einmal atme ich tief ein, schließe dabei meine Augen und versuche den salzigen Geruch des Meeres einzufangen, welches nicht allzu weit entfernt ist, doch vergeblich. Alles, was ich rieche, sind die Abgase der Autos auf dem Highway, neben welchem dieser Parkplatz liegt.
Trotzdessen straffe ich meine Schultern, versuche mich so groß zu machen wie es nur geht, um mir selbst so mehr Sicherheit zu verschaffen.Na los, was stellst du dich denn so an? Unzählige vor dir haben das doch auch gemacht also kann es doch überhaupt nicht so verwerflich sein oder?
Aber ist es wirklich die moralische Verwerflichkeit, wegen der ich mich so anstelle das Gebäude zu betreten? Oder ist es der andere Grund, weswegen ich mich regelrecht vor dem Kommenden ekel?Unmerklich schüttle ich meinen Kopf ein wenig und versuche so die Gedanken zu verbannen. Wenn ich nicht in den nächsten paar Sekunden da reingehe, werde ich ihn enttäuschen. Mal wieder.
Langsam beginne ich also einen Fuß vor den anderen zu setzen und nähere mich somit dem dunkelgrauen Betongebäude. Die rot leuchtenden Buchstaben über der Tür beginnen gefährlich zu flackern, weswegen ich meine Augen etwas zusammenkneife.Ich hasse solch grelles Licht, bevorzuge lieber das schwache Licht der sterne und des Mondes, was auch einer der Gründe ist, warum ich sowas wie Partys meide. Die anderen sind zum einen die betrunkenen und durch das Tanzen ganz verschwitzten Menschen, die viel zu laute Musik, die alles übertönt und man sich deswegen fast bis überhaupt nicht mit anderen verständigen kann, und zuletzt die Paare, die rummachend in irgendeiner Ecke stehen.
Schließlich vor der Tür stehend betrachte ich den Türklopfer, ein klobiger Ring aus Eisen. Kaum zu übersehen ist der männliche Kopf, welcher mit dem Ring verbunden und Richtung Tür gedreht ist. Die Klopffläche ist keine gewöhnliche. Nein, es ist ein zweiter Kopf, der eines Mädchens mit langen, lockigen Haaren und ihr Kopf ist dem des Mannes zugewandt. Klopft man also, berühren sich die Lippen der beiden.
Etwas angeekelt lege ich meine Finger an die Vorrichtung und lasse das dumpfe Geräusch ertönen, welches mein Dasein verkündet.
Lange muss ich nicht warten, bis die Tür sich öffnet und eine Frau in ziemlich knappen Klamotten vor mir steht. Was hätte ich denn anderes erwarten sollen?"Hey Hübscher", säuselt sie und lässt ihren Blick einmal über meinen Körper wandern, bevor sie sich einmal über die Lippen leckt und mir ein kleines Lächeln zuwirft. Es ist kein aufgezwungenes, aber auch kein ehrliches, welches ihre dunklen Augen erreicht. Es ist mir unangenehm so von ihr angestarrt zu werden und automatisch mache ich mich wieder etwas kleiner.
"Liz, lass doch den armen Jungen nicht da draußen stehen", ertönt eine andere weibliche Stimme von innen. Diese Liz also zwinkert mir noch einmal kurz zu, ehe sie sich von der Tür entfernt, sodass ich eintreten kann.
Ich kann gerade noch die Tür hinter mir ins schloss ziehen, bevor meine Empfangsdame mich auch schon an der Hand nimmt und einen schmalen Flur entlang zieht.
Die Luft ist stickig, es riecht nach Rauch und es herrscht eine Atmosphäre, der ich noch nie in meinem Leben begegnet bin.Während wir den Gang entlang gehen nehme die zuvor sehr leise Musik immer mehr war, bis wir in einer Art kleinem club ankommen, welcher anscheinend die Quelle der melodischen Töne ist. Die Musik ist langsam und hat einen verführerischen und erotischen beiklang. Der Raum ist komplett in Rot getaucht und zu meiner Verwunderung sind mehr Menschen da, als ich dachte. Hauptsächlich Männer, in allen Altersklassen vertreten.
Ich lasse meinen Blick über ein paar Sitzecken, eine kleine Bühne und Tische mit Poledancestangen gleiten, bis ich bei der Bar stoppe. Viele Kunden sitzen dort nicht, doch trotzdem füllen die zwei Männer hinter dem Tresen in Rekordzeit ein Glas nach dem anderen."Na? Beeindruckend nicht?", lenkt die Brünette neben mir meine Aufmerksamkeit wieder auf sie. Da ich nicht richtig weiß, was ich darauf antworten soll, nicke ich einfach, worauf sie ein hohes lachen von sich gibt.
"Lass uns nach hinten gehen, wo die anderen warten, um von dir ausgesucht zu werden", schnurrt sie in mein Ohr und will sich schon wieder in Bewegung setzten. Da sie meine Hand noch immer in ihrer hält, kann ich sie so gut in ihrem Vorhaben unterbrechen, indem ich einfach stehen bleib.
"Was ist denn los? Machst du etwa einen Rückzieher?", fragt sie verwirrt und tritt wieder näher an mich ran. Ihre freie Hand legt sie auf meine Schulter und lächelt sanft. "Du brauchst keine Angst zu haben, wir haben öfter unerfahrene bei uns. Jeder hat irgendwann sein erstes Mal und ich kann mir vorstellen, dass du ein wahres Naturtalent bist."
Etwas irritiert blicke ich sie an und weiche dann intuitiv einen kleinen Schritt zurück, sodass sie ihre Hand von meiner Schulter nimmt.
"Also eigentlich wollte ich mir, naja...nur erst was zum Trinken holen", kommt es trotz räuspern rau aus meiner Kehle.Kaum hat sie meine Worte realisiert kichert sie etwas und schlägt mir leicht auf meinen Oberarm. "Na du bist mir ja einer. Aber wenn das so ist, dann komme ich einfach später zu dir, okay?"
Wieder nicke ich nur zaghaft, woraufhin sie meine Hand loslässt und mir noch einen leichten Klaps auf den Hintern gibt, ehe sie sich umdreht und den Gang weitergeht, bis sie an einer schwarzen Tür ankommt, hinter welcher sie schließlich auch verschwindet.
Automatisch muss ich erleichtert aufatmen. Eigentlich ist diese Liz ja ganz nett, und hübsch ist sie auch, aber dennoch...Ich will einfach nur hier raus. Und würde nicht der silberne Mercedes auf dem Parkplatz vor dem Eingang stehen, würde ich jetzt so schnell wie möglich dieses Gebäude verlassen.
Langsam bewege ich mich auf den Bartresen zu und setzte mich dort angekommen auf einen mit rotem Samt überzogenen Hocker.
Der Platz zu meiner Linken ist unbesetzt, doch rechts von mir sitzt ein etwas dicklicher und schweratmiger Mann. Wenn ich mich nicht ganz irre, dürfte er Mitte fünfzig sein."Was möchtest du trinken?", reißt mich zum zweiten Mal heute Abend eine Stimme aus meinen Gedanken. Erschrocken wende ich mich von meinem Nachbarn ab und blicke in das Gesicht eines jungen Mannes, dem die tiefe Stimme wohl zu gehören scheint. Sofort bemerke ich die typisch asiatische Form seiner Augen, die mich mit ihrem warmen Braun sofort in den Bann ziehen.
Fragend zieht er, auf meine Antwort wartend, eine seiner überaus dichten Augenbrauen hoch und legt seinen Kopf leicht schief. "Mach mir einfach irgendwas mit Alkohol bitte", gebe ich von mir und beginne unsicher mit meinen Fingern zu spielen.
"Du siehst noch ziemlich jung aus", stellt er nüchtern fest, beginnt aber ein paar Flaschen und ein Glas bereitzustellen.
"Wenn ich zu jung für Alkohol wäre, würden sie mich wohl kaum hier rein lassen oder?", seufze ich und beobachte ihn bei seiner Arbeit. Konzentriert mischt er mein Getränk, während ihm dabei einige seiner etwas längeren schwarzen Haare ins Gesicht fallen. Unbewusst beginne ich auf meiner Lippe herumzukauen, während ich meine Augen nicht von diesem unfassbar schönen Mann löse.
"Hier", stellt er mir mein Glas auf den Tresen und erst jetzt stelle ich fest, wie sehr ich gestarrt haben muss. Verlegen wende ich meinen Blick wieder ab und merke wie meine Wangen sich erhitzen. Gott bitte lass ihn das nicht bemerkt haben.
Doch seine Aufmerksamkeit gehört schon wieder dem nächsten Kunden, sodass ich erleichtert an dem rötlichen Getränk nippe. Sofort schmecke ich die Erdbeere heraus und muss genießerisch meine Augen schließen. Dies war schon immer meine Lieblingsfrucht und ruft schöne Erinnerungen an die Sommer mit meinem Dad hervor, als ich noch kleiner war.
Fast vergesse ich sogar, wo ich mich gerade befinde
DU LIEST GERADE
𝙊𝙣𝙚 𝙣𝙞𝙜𝙝𝙩 𝙬𝙞𝙩𝙝 𝙮𝙤𝙪 || ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ
Fanfiction"Meine mum meinte einmal zu mir, dass die Sachen, auf die man eigentlich überhaupt keine Lust hat, oftmals gar nicht so scheiße werden wie man Anfangs denkt. Nunja mir ist das in den gesamten 18 Jahren, die ich mittlerweile hier auf der Erde verweil...