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Jungkook

Seit Taehyung mir die Frage mit meiner Mutter gestellt hat, ist es vollkommen still zwischen uns. Das ist jetzt auch nichts neues, doch die Stimmung ist anders. Bedrückt. Ich merke, wie es ihm immernoch etwas unangenehm ist mich an diese schmerzhafte Erinnerung erinnert zu haben.

Ich würde gerne irgendwas sagen, um wieder diese lockere Atmosphäre herzustellen, doch ich konnte noch nie sonderlich gut mit Worten umgehen, weswegen ich einfach weiterhin meinen Mund halte und auf das dunkle Meer hinausschaue.

Nach einigen weiteren verstrichenen Minuten erkenne ich aus dem Augenwinkel, wie Taehyung auf einmal aufsteht und als ich meinen Kopf zu ihm drehe, ist er gerade dabei, sich in einer einzigen flüssigen Bewegung sein T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Stirnrunzelnd beobachte ich ihn.
"Was hast du vor?", frage ich und versuche mich auf sein Gesicht zu konzentrieren.

"Schwimmen gehen", schmunzelt er und streckt mir daraufhin seine Hand entgegen. "Komm mit, das wird bestimmt lustig."

Schnell schüttle ich meinen Kopf. "Das ist viel zu kalt, niemals."

"Ach von wegen. Wir haben gerade mal Anfang September jetzt hab dich nicht so", widerspricht er und greift nach meiner Hand, um mich daran auf die Beine zu ziehen.

Ich versuche irgendwie auf dem Boden sitzen zu bleiben, während Taehyung mir schier den Arm ausreißt. "Ich hab doch noch nichtmal ne Badehose dabei".

"Ich doch auch nicht", lacht er und schafft es dann doch mich mit einem kraftvollem Ruck auf die Beine zu bekommen.

"Und mit was willst du dann bitte baden gehen?", verschränke ich meine Arme und sehe ihn dabei abwartend an.
Mit einem kleinen Grinsen lehnt er sich etwas nach vorne und es hätte nicht mehr viel gefehlt, bis er mit seiner Nasenspitze gegen meine gestoßen wäre, was mich meinen Atem anhalten lässt.

"Nichts", säuselt er dann, entfernt sich wieder von mir und muss laut auflachen, als er mein geschocktes Gesicht sieht. Dieser Typ will jetzt doch nicht allen Ernstes mit mir Nacktbaden gehen, oder? Ich merke, wie mir bei dem Gedanken daran die Röte ins Gesicht schießt und bin mehr als froh, dass es gerade dunkel ist, sodass Taehyung nichts davon mitbekommt.

"Beruhig dich Jungkook. Nacktbaden gehe ich nur, wenn ich alleine bin", lacht er, immernoch amüsiert.

Gleich nachdem er das gesagt hat, weicht er ein paar Schritte von mir zurück und dreht sich um. Etwas planlos stehe ich so da und starre auf seinen nackten Rücken, der zugegebenermaßen ziemlich attraktiv aussieht. Im Schein der einen handytaschenlampe, kann ich gut die Muskeln erkennen, die sich auf diesem abzeichnen und unbewusste beiße ich auf meiner unterlippe herum.
Meinen Blick löse ich erst, als Taehyung sich wieder zu mir umdreht. Während ich ihn von hinten angestarrt habe ist mir überhaupt nicht aufgefallen, dass er sich von seiner engen, schwarzen Jeans befreit hat und jetzt nur noch in Unterwäsche vor mir steht.

"Also was ist?", fragt er und legt seinen Kopf etwas schief. "Ich bin mir sicher du trägst auch so was praktisches wie Unterhosen", schmunzelt er dann und geht einen kleinen Schritt zurück Richtung Wasser.

"Taehyung das ist doch kompletter Schwachsinn. Und wenn ich in Unterwäsche da rein gehen würde, hätten wir immernoch das Problem wie wir wieder trocken werden", meckere ich trotzdem weiter, während er sich stetig mehr von mir entfernt.

"Jetzt mach dich doch mal locker und denk nicht immer über alles nach. Es kommt wie es kommt und irgendwie regelt sich schon immer alles. Sei doch einfach mal verrückt und mach das, was du willst ohne darüber nachzudenken, was danach passiert."

Seine Worte bringen mich zum Nachdenken und ich spiele tatsächlich mit dem Gedanken ihm zu folgen. Auch Taehyung scheint das zu merken. "Na komm endlich Jungkook, wir haben nicht ewig Zeit, der Morgen kommt schneller, als man denkt."

Wahrscheinlich hat er recht. Vielleicht sollte ich wirklich einmal loslassen und nicht nachdenken, einfach tun, wonach mir der Sinn steht. Taehyung sieht mich immer noch abwartend an. Tief seufze ich und ziehe dann auch mein Shirt über den Kopf und werfe dieses achtlos neben mich auf den Sand, die Hose gleich darauf folgend.

"Ich wusste, dass du es doch noch machst", ruft mir die mittlerweile dunkle Silhouette zu und auch ohne ihn zu sehen weiß ich, dass er mal wieder grinst.

"Von wegen 'hab dich nicht so' und 'Anfang September'. Es ist arsch kalt", erwidere ich nur und höre gleich darauf sein tiefes Lachen.

"Dann muss du dich wohl bewegen. Wer zuerst im Wasser ist!"

"Ey das ist unfair, du hast voll den Vorsprung", rufe ich empört und laufe langsam auf ihn zu.

"Dann würde ich an deiner Stelle jetzt anfangen zu rennen!"

"Pfff wenn du unbedingt willst....Herausforderung angenommen", schreie ich zurück und erkenne, wie sich Taehyung umdreht und sich augenblicklich schneller der Brandung nähert, als zuvor.

Obwohl ich weiß, dass ich es niemals schaffen werde als erstes im Wasser zu sein, spurte ich los. Umso näher ich dem Meer komme, desto deutlicher erkenne ich Taehyung, der mittlerweile schon bis zur Hüfte im Wasser steht.

Auch ich habe das Meer erreicht  und begebe mich etwas langsamer in das kalte Nass. Als Taehyung dies bemerkt, lässt er sich einfach nach vorne umfallen, sodass ich ihn nicht mehr sehen kann. Mein Blick ruht auf der Stelle, wo der Ältere gerade noch untergetaucht ist, doch die Sekunden verstreichen, ohne, dass er wieder auftaucht.

Suchend blicke ich umher, in der Hoffnung er wäre vielleicht ein paar Meter weitergeschwommen, doch nirgends ist eine Spur von ihm. Ich beginne mir langsam Sorgen zu machen und gehe weiter in das Meer hinein, um nach ihm zu suchen.

Bevor ich mich jedoch vom Boden lösen kann um hinauszuschwimmen, spüre ich aufeinmal wie sich etwas um meinen Fußknöchel legt.
Ein zugegebenermaßen ziemlich unmännlicher Schrei entfährt mir und ich versuche irgendwie dieses Ding von meinem Fuß abzuschütteln. Ich habe tatsächlich Erfolg, denn dieses Etwas lässt von mir ab und erleichtert atme ich auf.

Keine zwei Sekunden später, taucht Taehyung direkt vor mir auf und muss augenblicklich loslachen.

"Diesen Schrei hat man bis unter Wasser gehört", prustet er und lässt sich erneut umfallen, aber jetzt liegt er durch das Salz auf der Wasseroberfläche.

Diese Chance ergreife ich sofort ohne zu zögern und stürze mich auf ihn, sodass er durch mein Gewicht unter Wasser gedrückt wird. Dort lasse ich ihn ein paar Sekunden verweilen, ehe ich mich von ihm löse, sodass er auftauchen kann.

"Womit hab ich das denn bitte verdient?", fragt er gespielt unwissend, nachdem er wieder zu Atem gekommen ist.

"Hahaha sehr lustig", sage ich nur ironisch und lasse mich, wie Taehyung zuvor, auf dem Rücken treiben.

"Sag mal....wie konntest du eigentlich vorhin so lange unter Wasser bleiben?", durchbreche ich die zwischen uns entstandene Stille, in welcher sich Taehyung neben mich gelegt hat.

"Ich war früher mal in einem Schwimmverein."

"Schwimmverein? Echt jetzt?"

"Ja?"

"Lustig...irgendwie hätte ich erwartet, dass du früher so ein dude warst, der zu cool für alles war."

"Bitte was?", lacht er, was mich auch ein wenig zum schmunzeln bringt.

"Nein ich fand meinen Schwimmverein immer super....man konnte sogar so nen speziellen Kurs besuchen, sodass man Bademeister oder so wird."

"Baywatch oder was?"

"So in der Art...Ja", schmunzelt er.
Die Vorstellung bringt mich zum Lachen. Wie Taehyung in einer roten Badehose über den Strand joggt, irgendein so n Plastikteil zum retten in der Hand und ihn dabei alle Frauen anhimmeln.
Irgendwie würde es sogar zu ihm passen.

"Das heißt du könntest mich retten, wenn ich aufeinmal aus irgendwelchen Gründen untergehen würde?"

Wiedereinmal lacht er als Reaktion auf meine Worte.
"Drauf anlegen würde ich es an deiner Stelle jetzt nicht, aber ne mund-zu-mund Beatmung würde ich vielleicht zur Not noch hinbekommen."

𝙊𝙣𝙚 𝙣𝙞𝙜𝙝𝙩 𝙬𝙞𝙩𝙝 𝙮𝙤𝙪 || ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋWo Geschichten leben. Entdecke jetzt