Taehyung
Ich ertappe mich dabei, wie mein Blick immer wieder die Gestalt des zierlichen, schwarzhaarigen Jungen sucht. Wie er da sitzt mit seinen Erdbeerito und offensichtlich seinen Gedanken nachhängt. Was er wohl hier verloren hat?
Ich nehme die Bestellung eines weiteren Kunden auf und beginne sogleich mit der Zubereitung des Getränks, doch ganz bei der Sache bin ich einfach nicht. Dieser Typ kann nicht älter als achtzehn sein, dafür wirkt er mit seinen weichen Gesichtszügen viel zu jung.
Trotzdem sieht er wirklich unglaublich gut aus, und während ich ihn insgeheim mustere, stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn er wohl lachen würde. Wenn seine Augen mit einem Glanz erfüllt werden und nicht nur stumpf und geradezu traurig in die Luft starren.Kopfschüttelnd händige ich dem Mann vor mir seine Bestellung aus und werfe einen Blick zu meinem Kollegen. Dieser steht entspannt da und betrachtet das Treiben in dem Raum, in welchem wir uns befinden. Auch ich habe erstmal nichts mehr zu tun, weshalb ich anfange meine Arbeitsfläche wieder etwas ordentlich zu machen.
Doch auch das ist schnell erledigt und automatisch suchen meine Augen wieder den Jungen.Als ich bemerke, dass sein Glas schon fast leer ist, bin ich froh über die Entscheidung ihm was zu mixen, was nicht allzu viel Alkohol enthält. Das Geschirrtuch, mit welchem ich bis eben noch die Arbeitsfläche abgewischt habe, lege ich mir lässig über die Schulter und schlendere dann wieder zu ihm.
"Ich würd dir raten den Rest etwas langsamer zu trinken, wenn du nicht schon nach deinem zweiten Glas besoffen in irgendeiner Ecke sitzen willst."
Er schreckt etwas zusammen und hebt dann darauf langsam seine Augen um sofort wieder in meine zu starren.
"Vielleicht will ich ja genau das", murmelt er nur leise und schwenkt sein Glas mit dem Rest Flüssigkeit hin und her.
Ein tiefer Seufzer entkommt mir und ich stütze mich mit meinen Armen auf der Arbeitsfläche ab."Hör mal Kleiner... Es sieht nicht so aus als wärst du glücklich hier zu sein. Wenn das also kein Ort für dich ist, warum bist du dann überhaupt hier, hm?"
Nachdem ich dies zu ihm gesagt habe, schweigt er. Seinen Blick hat er gesenkt und er fängt wieder an nervös mit seinen Fingern herumzuspielen. Dann hebt er auf einmal sein Glas, setzt es an seine rosa Lippen und kippt sich den Rest Flüssigkeit mit einem mal in den Hals.
"Ein Geschenk", beantwortet er meine Frage und wischt sich mit dem Handrücken einmal über den Mund. Überrascht blicke ich ihn an, lehne mich dann wieder zurück und nehme sein Glas an mich, um es neben das kleine Waschbecken zum spülen zu stellen.
"Soweit ich das weiß, kann man Geschenke umtauschen", richte ich meine Worte nach einem kurzen Moment, in der ich eine Bestellung aufgenommen habe, erneut an ihn.
"Nicht, wenn es von deinem Vater kommt und er unfassbar sauer und enttäuscht von dir wäre, wenn du es abweist."
Ich halte in meiner Bewegung inne und blicke etwas geschockt zu dem Schwarzhaarigen. Sein Vater hat ihm einen fucking Gutschein für eine Nacht mit einer Prostituierten geschenkt? Das hab ich in den gesamten Jahren, in denen ich hier arbeite, noch nie mitbekommen, geschweige denn von irgendwas derartigen gehört.
Ich will gerade dazu ansetzten etwas darauf zu sagen, werde aber von einer mir bekannten Dame unterbrochen, die sich auf den Hocker neben den unbekannten Jungen setzt. Skeptisch verfolge ich, wie sie lächelnd eine Hand auf dessen Oberschenkel legt und ihn verführerisch anblickt.
"Na bist du fertig mit deinem Drink?", säuselt sie und beginnt seinen Oberschenkel zu massieren, indem sie mit ihrer Hand auf und ab fährt. Ein prüfender Blick in das Gesicht des schwarzhaarigen verrät mir, dass er das sowas von überhaupt gar nicht genießt. Fast schon gequält blickt er auf seine Hände und beißt sich auf der Unterlippe herum.
Dennoch nickt er leicht, woraufhin das Lächeln von Liz breiter wird, sie vom barhocker springt und freudig in die Hände klatscht.Ich bin so sehr darin vertieft, das Szenario zu beobachten, dass ich komplett vergesse das Getränk fertig zu mischen, doch als mir das auffällt stelle ich die immernoch gehobene Flasche beiseite und verfolge, wie der Junge zögerlich auch von seinem Barhocker rutscht. Seine ganze Körperhaltung deutet darauf hin, wie schlimm diese Situation gerade für ihn ist und auch sein Gesicht, welches wieder vollkommen versteinert ist, lässt darauf schließen. Ich kann mir das einfach nicht mehr länger geben.
"Ey Liz!", rufe ich und der braune Lockenkopf dreht sich zu mir um. Den Unbekannten hat sie schon an der Hand gegriffen, bereit ihn hinter sich herzuziehen.
"Ist was Taehyung?" fragt sie und legt ihren Kopf leicht schief.
"Lass den Jungen los", sage ich direkt und deute auf den Schwarzhaarigen, der mit gesenkten Kopf dasteht, jedoch sofort aufschaut, als er meine Worte hört.
"Warum sollte ich? Er hat noch ein Geschenk einzulösen und die Nacht ist nicht mehr lang."
"Siehst du denn nicht, dass er sich total unwohl fühlt?"
Ihre Augen huschen kurz zu dem Schwarzhaarigen, dennoch fixiert sie mich gleich darauf wieder. "Eine Jungfrau hat immer Angst vor ihrem ersten mal. Da ist es doch normal und außerdem ist es ja nicht so, dass er gezwungen wurde hier zu sein. Er stand alleine vor der Tür, also muss auch er geklopft haben."
Ich merke wie die Wut über diese Frau in mir hochkommt. Eigentlich ist Liz vernünftig und nett. Man kann gut mit ihr reden, lachen oder auch einfach nur schweigen und ihre Gesellschaft genießen. Doch wenn es um Kunden und somit um Geld geht, kann sie regelrecht zu einer gefühllosen Furie werden.
"Hey, wenn du das nicht willst, dann sag es, okay? Ich möchte nicht, dass du verletzt wirst", wende ich mich nun direkt an den Jungen und schenke ihm ein warmes Lächeln.
Liz dagegen wird immer ungeduldiger und ich sehe, wie sie versucht, den Schwarzhaarigen näher zu sich zu ziehen.
Er zögert und blickt zwischen mir und Liz kurz hin und her, ehe er doch den Mut zu fassen scheint und die Hand von ihr abschüttelt. "Bitte geh, ich möchte das nicht und diesen Gutschein lasse ich gerne verfallen."Ungläubig schaut diese ihn an, lässt ihren Blick dann aber zu mir wandern und ich sehe die blanke Wut in ihren Augen.
"Vielen Dank, Kim Taehyung", faucht sie, wirbelt herum und verschwindet in den Gang."Alles okay?" frage ich und verfolge, wie der Junge sich wieder auf seinem Barhocker niederlässt.
Wie so oft ist nur ein Nicken seine Antwort, doch damit gebe ich mich schon zufrieden."Danke", ergreift er aber dann überraschenderweise doch das Wort und ich verfolge, wie sich zaghaft ein kleines Lächeln auf seinen Lippen breit macht. In meinen Vorstellungen sah er lächelnd schon so wunderschön aus, doch es jetzt wirklich zu sehen lässt das Bild in meinem Kopf vollkommen verzerrt aussehen und ich bekomme plötzlich das Verlangen ihm so oft es geht ein solches Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
"Kannst du mir nochmal was zum Trinken machen", reißt diesmal er mich aus meinen Träumereien. Entschlossen schüttle ich aber den Kopf. "Ich glaube es wäre besser wenn du nach Hause gehst."
Sofort fällt sein Lächeln und kurz huschen seine Augen in die Richtung, in der der Ausgang liegt.
"Mein Vater steht auf dem Parkplatz", murmelt er dann und macht eine kurze Pause bevor er weiter redet. "Komme ich jetzt zurück, merkt er, dass nichts gelaufen ist.""Bis wann steht dein Dad da?", meine ich nach einem kurzen Moment der Stille.
Er zuckt kurz mit den schultern und überlegt einen Moment. "Wenn's nötig ist bis zum nächsten Morgen."
"Ich hab in etwa einer Stunde Feierabend", sage ich mit einem Blick auf die Uhr, fixiere dann jedoch wieder mein Gegenüber. "Was hältst du davon, wenn ich dich pünktlich zum Sonnenaufgang zurückbringe?"
Verwirrung macht sich in seinem Gesicht breit und er runzelt seine Stirn etwas. "Von was zurückbringen?"
"Überraschung", grinse ich geheimnisvoll und sehe ihn abwartend an, bis nach einigen Momenten ein 'okay' seine Antwort ist. Zufrieden wird mein Grinsen breiter und vorfreudig mache ich mich daran die nächsten Bestellungen aufzunehmen
•{thanks for reading}•
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𝙊𝙣𝙚 𝙣𝙞𝙜𝙝𝙩 𝙬𝙞𝙩𝙝 𝙮𝙤𝙪 || ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ
Fiksi Penggemar"Meine mum meinte einmal zu mir, dass die Sachen, auf die man eigentlich überhaupt keine Lust hat, oftmals gar nicht so scheiße werden wie man Anfangs denkt. Nunja mir ist das in den gesamten 18 Jahren, die ich mittlerweile hier auf der Erde verweil...