Taehyung
Ich weiß nicht wann genau es angefangen hat, aber es dürfte irgendwann, nachdem ich das mit der Mund-zu-mund Beatmung gesagt habe sein, dass Jungkook und ich einen regelrechten Tunk-krieg gestartet haben.
Anfangs war ich noch ziemlich siegessicher, aber schon nach den ersten Angriffen meinerseits habe ich gemerkt, dass ich mich wohl sehr geirrt habe. Vor allem sein Klammergriff, das heißt, wenn er seine Beine um meine Taille schlingt und seine Oberschenkelmuskeln anspannt, bedeutet jedesmal die Niederlage für mich.
"Gnade", winsele ich deswegen jetzt auch, da er mir gerade regelrecht alle inneren Organe zerquetscht und das ist definitiv nicht angenehm.
Doch er wiederholt nur zum gefühlt tausendsten mal die selben Wörter. "Beuge das knie."
"Das kann ich nicht...Ich wurde zum König des Tunkens erwählt und es wäre eine Schande mich jetzt zu unterwerfen", versuche ich ihm zu erklären, doch da sehe ich schon wie ein Grinsen seine Lippen umspielt und ehe ich mich versehe wird mein Kopf erneut unter Wasser gedrückt.
Ja, irgendwann haben wir gemerkt, dass wir beide wohl ziemliche Game of Thrones fans sind.
Als ich wieder auftauche, beschließe ich mit der letzten Kraft die ich noch aufbringen kann einen Gegenangriff zu starten. Also packe ich ihn an den Schultern und probiere so ihn nach hinten umzuschmeißen.
Fast wäre dieses Wagnis in die Hose gegangen, aber eben nur fast. Denn jetzt bin ich es ausnahmsweise mal nicht, welcher keine Luft mehr bekommt.Am Ende jedoch, knie trotzdem ich auf dem nassen Sand im seichten Wasser, was Jungkook hämisch grinsen lässt. Vor allem als eine Welle mich aufeinmal überrascht und ich wie ein nasser Sack umfalle.
"Keine Sorge, es wird eine Revanche geben, Kleiner. Und dann wirst du meine Kenntnisse im Beatmen brauchen, so oft, wie ich dich tunken werde.", drohe ich ihm, während wir vor Kälte zitternd zu unserem Platz unter dem kleinen Bäumchen laufen.
"Mal sehen", zuckt er mit den Schultern, lässt sich auf seiner Jacke nieder und umschlingt mit seinen Armen seine nahe an den Körper gezogenen Beine.
Kurz überlege ich, nehme aber dann mein Shirt und strecke es Jungkook hin. "Hier, nimm und trockne dich damit ab."
Zwar zögert er kurz, nimmt das Angebot aber schließlich doch dankend an, worauf sich ein Lächeln auf meine Lippen legt.
In den nächsten Minuten beobachte ich ihn verstohlen, wie er sich gründlich damit trocken rubbelt, sodass auch gleichzeitig kein Salz später an seiner Haut hängen bleibt.Als er mir mein Kleidungsstück wieder zurückgibt, mache ich es ihm gleich und ziehe mir dannach meine Jacke an.
Auch Jungkook hat sich sein Shirt übergezogen, was ich bemerke, nachdem ich mich auf meinem völlig durchnässten oberteil niedergelassen habe und ihm meinen Blick zuwende.Still schweigend sitzt er da und schaut aufs Meer, ein zufriedenes Lächeln ziert sein ohnehin schon unfassbar hübsches Gesicht, was es aber doch nochmal einen Ticken schöner aussehen lässt und mir nebenbei eine angenehme Wärme in der Brust beschert.
Erst als er seinen Kopf langsam zu mir dreht und fragend eine Augenbrauen hochzieht, wende ich meinen Blick schnell ab.
"Ist was, Taehyung?"
"Ehm...Nein, nein.", antworte ich schnell ohne ihn anzusehen. "Ich hab nur nachgedacht."
"Aha....darf ich wissen über was?"
"Ich weiß nicht", sage ich unsicher und fange an Muster in den Sand zu zeichnen. "Es hat was mit dir zu tun."
Er räuspert sich. "Und was ist es, das dich beschäftigt?"
"Warum schenkt dir dein Vater so ein Geschenk?", Frage ich schließlich, nach kurzem Zögern und drehe meinen Kopf zu Jungkook, woraufhin meine Augen sofort seine suchen.
"Ich....Ich möchte nicht, dass du ihn oder mich dafür verurteilst, weswegen ich glaube, dass es das beste ist, wenn ich es dir nicht erzähle. Außerdem ist das eine ziemlich lange Geschichte."
"Ich würde dich nicht verurteilen. Und außerdem haben wir doch genügend Zeit."
"Erstens woher willst du wissen, dass du mich nicht verurteilen wirst und zweitens warst du nicht immer der, der gesagt habe, dass die Sonne schneller aufgeht, als man denkt?"
"Das weiß ich einfach", antworte ich und fahre nach einer kurzen Pause fort zu sprechen. "Eine Kurzfassung würde mir ja auch schon reichen. Ich frag mich das einfach seitdem du an meine Bar gekommen bist."
"Du bist nicht nur redselig sondern auch verdammt neugierig, weißt du das?", seufzt er und blickt wieder auf das rauschende Meer, sodass ich nur noch seine Silhouette sehen kann.
Dennoch fängt er leise an zu sprechen.
"Du weißt ja mittlerweile, dass meine Mum gestorben ist. Zu diesem Zeitpunkt war ich knapp neun Jahre alt. Mein Dad war schon immer ziemlich streng, doch nach ihrem Tod ist es schlimmer geworden. Aber er war ja mein einziges Elternteil, weswegen ich alles daran gesetzt habe seinen Vorstellungen von einem schier perfekten Sohn gerecht zu werden. Ich wollte ihn nicht enttäuschen und so sozusagen auch verlieren. Bis ich mit 14 angefangen habe zu rebellieren, indem ich mich bis spät Nachts irgendwo mit meinen 'Freunden' rumgetrieben habe und die Schule komplett vernachlässigt habe. Es wurde immer eisiger zwischen uns und mit meinem Outing ein Jahr später habe ich das Fass schließlich zum Überlaufen gebracht. Trotzdem habe ich meinen damaligen Freund nach Hause mitgebracht und als er davon Wind bekam, befand ich mich drei Monate später auf einem Internat über 100 Kilometer weit entfernt.
Er hat damit den gewünschten Effekt erzielt, denn nach nichtmal einer Woche, in der ich dort war, machte mein Freund Schluss und mein Vater hat es geschafft mich damit regelrecht zu zerstören, denn ich war zu dieser Zeit wirklich unfassbar verliebt. Er hat mir damals geholfen, als ich komplett am Boden war und hat mir wieder einen Grund zum lachen gegeben...Ich dachte, er wäre die Liebe meines Lebens.
Auf jeden Fall habe wieder angefangen nach der Pfeife meines dads zu tanzen und mich in seine Formen von einem perfekten Sohn zu zwängen. Ich wollte einfach nur wieder nach Hause, so komisch es klingt, denn eigentlich hätte ich froh sein müssen, endlich von diesem Mann weg zu sein. Tja und an meinem achtzehnten Geburtstag hat er mich auf diesem Parkplatz abgesetzt, in der Hoffnung so nun auch meinen letzten und seiner Meinung nach auch schlimmsten Makel auszuradieren."•{thanks for reading}•
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𝙊𝙣𝙚 𝙣𝙞𝙜𝙝𝙩 𝙬𝙞𝙩𝙝 𝙮𝙤𝙪 || ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ
Fanfiction"Meine mum meinte einmal zu mir, dass die Sachen, auf die man eigentlich überhaupt keine Lust hat, oftmals gar nicht so scheiße werden wie man Anfangs denkt. Nunja mir ist das in den gesamten 18 Jahren, die ich mittlerweile hier auf der Erde verweil...