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Als Minho am nächsten Morgen aufwachte, tastete er erstmal vorsichtig den Boden mit seinem Fuß ab, bevor er aus dem Bett stieg. Zu seiner Erleichterung, befand sich dort diesmal kein schlafender Jisung und auch in seinem Bett war glücklicherweise keine Spur von ihm zu finden. Er hatte nach dem merkwürdigen Vorfall Gestern ehrlich gesagt versucht, seinem Mitbewohner den ganzen Tag lang aus dem Weg zu gehen und plante, dies auch weiterhin zu tun.

Doch dieser Plan schien Heute wohl nicht ganz so erfolgreich aufgehen zu wollen wie gestern, denn bevor er es überhaupt geschafft hatte munter auf beiden Beinen zu stehen, wurde seine Zimmertür aufgerissen und ein schwer atmender Jisung kam herein gestürmt.

„Ich hätte dich fast vergessen!" keuchte er atemlos, bevor sein Blick auf Minhos Körper fiel und an seinem Schlafanzug hängen blieb. Seine Augen weiteten sich und in ihnen spiegelte sich für den Bruchteil einer Sekunde der blanke Horror wieder.

„Bist du einen Marathon gelauf—" wollte Minho sarkastisch fragen, weil sein gegenüber enorm am hecheln war, doch er wurde von Jisungs panischer Stimme unterbrochen: „Ach du scheiße, du bist ja noch gar nicht fertig!"

Minho drehte sich, die Arme schützend um die Brust geschlungen, von ihm weg. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich total angreifbar durch Jisungs Blick auf seinem Körper; als wäre er ihm hilflos ausgeliefert.

„Ja, ich bin gerade erst aus dem Bett gestiegen." murrte er und wollte sich am liebsten sofort wieder darin zurücklegen und sich unter der Bettdecke verkriechen, wo keiner ihn weder sehen, noch nerven konnte. Er hoffte einfach nur, dass dieser Nervtöter von Jisung endlich wieder verschwinden würde, doch dieser machte keine Anstalten zu gehen. „Das sehe ich." kam es stattdessen nur von ihm, während er dabei Minhos Kleiderschrank aufriss.

„Außerdem... fertig für was?" fragte Minho und machte dabei das Desinteresse in seiner Stimmlage deutlich hörbar.
„Für die Schule!", Jisung warf ihm die Schuluniform entgegen: „Zieh das an! Sofort! Und komm dann runter, wir haben nicht viel Zeit, also beeil dich." mit diesen Worten war er auch schon wieder aus dem Zimmer verschwunden.

Minho verdrehte die Augen und schlüpfte widerwillig in seine Schuluniform. Sie bestand, so wie auch die Alltagsuniform dieser Stadt, aus einer beigefarbenen Hose und einem weißen Hemd. Der einzige Unterschied den Minho ausmachen konnte, lag darin, dass zu dem Hemd der Schuluniform noch eine beigefarbene Krawatte gehörte und es insgesamt einen vornehmeren Schnitt hatte.

„Spießigere Klamotten hätte diese Stadt nicht zur Verfügung stellen können, oder?!" beschwerte Minho sich, während er die Treppen im Flur herunterlief. Seine Krawatte hatte er in der Hand, statt um den Hals. Er hatte nie gelernt, wie man eine bindet, da er vorher nie Interesse daran gezeigt hatte, eine zu tragen und es in seinem Leben auch nie wirklich einen Anlass dafür gegeben hatte.

„Du bist ja immer noch nicht ganz fertig!", rief Jisung entsetzt und schaute ungeduldig zwischen Minho und der leise tickenden Wanduhr hin und her: „Worauf wartest du denn noch?!"

Minho stand wie Betreten vor ihm und ließ sich schnell etwas einfallen: „Ich mag Krawatten nicht." Er versuchte dabei Ernst auszusehen, doch das sorgte bei Jisung nur noch für mehr Aufregung.
„Denkst du immer noch, du hättest hier eine Wahl?!" er nahm sie ihm furios aus der Hand und zog Minho an den Schultern näher an sich heran.

Ihre Gesichter waren sich wieder so unfassbar nah, dass Minho erneut Jisungs Atem an seinem Schlüsselbein spüren konnte. Es ließ ein angenehmes Kitzeln über seine Haut huschen.

So gern Jisung eigentlich noch ein Weilchen länger in dieser Position verharrt geblieben wäre, wusste er doch, dass sie es eilig hatten. In solchen Momenten war er sich selber dankbar dafür, dass in seinem Kopf, die Stimme der Vernunft lauter, als die Stimme seiner Gefühle sprach; oder zumindest besaß er ein recht gutes Gespür dafür, seine Gefühle in den richtigen Momenten taub zu stellen.

𝐏𝐚𝐫𝐚𝐝𝐢𝐬𝐢𝐚 ; Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt