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Seine Präsenz im Haus hatte eine gravierende Auswirkung auf die dort vorherrschende Atmosphäre.
Auch wenn sich ein heiteres Lächeln auf seinem faltigen Gesicht ausgebreitet hatte, wirkte der Stadtpräsident alles andere als freundlich.
Er wirkte eher einschüchternd.
Zumindest machten Jisung und Chan den Eindruck, als gäbe es einen Grund zur Einschüchterung, denn sie verneigten sich tief vor ihm, als wären sie ihm unterlegen.

„Willkommen in Paradisia, Minho. Ich bin der Präsident dieser wundervollen Stadt.", sagte er mit ruhiger Stimme: „Bist du gut hier angekommen?"

Minho betrachtete ihn mit einem skeptischen Blick, der fast schon etwas abwertendes hatte. Stadtpräsident hin oder her, er hatte nicht vor, sich diesem Mann zu unterwerfen.
„Abgesehen davon, dass ich von meinen Mitbewohnern vergiftet, beklaut und körperlich verletzt wurde, war meine Ankunft an diesem Ort hier eigentlich ganz angenehm."

Chan verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke, als er zu hören bekam, was Minho gerade zu dem Stadtpräsidenten sagte, und obendrauf auch noch in welchem Ton er es zu ihm sagte.
„Bitte verzeihen sie seine Wortwahl, Herr Han. Wir hatten bis jetzt noch keine Zeit gehabt, ihm das Regelwerk der Stadt näher zu bringen." sein Kopf war zu Boden gesenkt, während er sich in Minhos Namen bei dem Stadtpräsidenten entschuldigte.

„Das macht nichts." sagte dieser nur und holte ein dickes Buch aus dem Regal im Wohnzimmer. „Das ist das Bürgerliche Gesetzbuch Paradisias. Du hast 48 Stunden Zeit um es durchzuarbeiten und auswendig zu lernen. Ich werde den Schuldirektor darüber informieren, dass du am Montag, deinem ersten Schultag hier, einen Aufsatz darüber abzugeben hast." Er überreichte Minho das Buch, welcher ihn fassungslos ansah.

Er wollte gerade den Mund aufmachen um sich zu beschweren, doch bevor er irgendeinen frechen Spruch drücken konnte, meldete Jisung sich zu Wort: „I-Ist das denn wirklich nötig? Wir können auch einfach ein ernstes Gespräch mit ihm über die Regeln führen..." versuchte er Herr Han zu überzeugen, doch dieser ließ nicht locker: „Ich halte es für eine bessere Idee, wenn Minho sich das Wissen selber aneignen würde. Dann lernt er, sich erstmal ausgiebig über eine Sache zu informieren, bevor er über sie urteilt."

Es traute sich keiner mehr zu widersprechen, und nach einer kurzen angespannten Stille, fragte Herr Han scharf nach: „Und was genau meintest du damit, als du behauptet hast, deine Mitbewohner hätten dich körperlich verletzt?"

Minho verschränkte die Arme vor der Brust. „Nunja, als ich heute Mittag wieder zu Bewusstsein kam, waren meine Haare plötzlich braun gefärbt. Ich weiß nicht wie sie die Lage sehen, aber ich würde ja sagen, Jemandem gegen seinen Willen die Haare zu färben, fällt eindeutig unter Körperverletzung."

Der Stadtpräsident schnaubte und entgegnete: „Deine Mitbewohner haben nur die Regeln dieser Stadt befolgt und deinen Haaren wieder ihre natürliche Farbe verleiht. Du solltest ihnen dankbar sein, sie haben dir damit einen großen Gefallen getan."

„Einen Gefallen?!", Minhos Stimme wurde lauter und das pure Entsetzen in seinen Augen wurde größer: „In welcher Hinsicht sollte das bitteschön ein Gefallen sein? Das ist mein Körper!" Die Betonung fiel vor allem auf das Wort 'mein', während er den Stadtpräsidenten fast schon anschrie.

Jisung und Chan bissen sich verängstigt auf die Lippen, während sie versuchten mit der Szene klar zu kommen, die sich gerade vor ihren Augen abspielte. Minho war zwar neu und wusste dementsprechend nicht, wie gefährlich es war den Stadtpräsidenten zu provozieren, doch trotzdem hatten sie mit solch einem Aufstand nicht gerechnet.

„Ja, es ist dein Körper, aber sieh doch mal ein, wie schrecklich du ihn in letzter Zeit behandelt hast.", meinte der Stadtpräsident und zählte dann auf: „Eine Haar Blondierung, Zerstochene Ohrläppchen... meine Güte, sogar deine armen Fingernägel waren lackiert, als du hier angekommen bist."

𝐏𝐚𝐫𝐚𝐝𝐢𝐬𝐢𝐚 ; Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt