Kapitel 4

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Plötzlich ertönt ein lautes Räuspern hinter mir. Als ich mich umdrehe sehe ich ein Mädchen mit dunkelblonden, schulterlangen Wellen, neben einem rothaarigen Mädchen mit langen, seidenglatten Haar.

Das Mädchen mit der blonden Mähne kommt auf mich zu und stellt sich vor mich hin.

"Hey, ich bin Kira und du bist etwas Besonderes." Sie streckt mir lächelnd die Hand entgegen. Dann macht sie eine Handbewegung zu dem anderen Mädchen. "Und diese Süße dort drüben ist Aideen. Wir freuen uns dich kennen zu lernen! Wo wirst du wohnen? Kaya? Kann sie bei uns einziehen? Das wird sicher so lustig!" Ihr Redeschwall hört gar nicht mehr auf.

"Kira, ob sie bei uns wohnen will muss sie selbst entscheiden!" Sagt Ayra mit einem festen Unterton. Sofort ruhen alle Augen auf mir. Irgendwie weiß ich jetzt nicht was ich tun soll, doch als ich die Mädchen nach der Reihe ansehe, wird es mir klar. Cade und Kira lassen beide einen Freudenquietscher los, als ich leise zustimme. Dann sehe ich zu Kaya, die mir lächelnd zunickt.

"Kleine Schwester, sei Vorsichtig. Ich habe jetzt ein Treffen mit Sibyl und Conroy, aber danach werde ich dich suchen." Verspricht sie mir, bevor sie Geneviene und Jada aus dem Raum folgt. Ayra schnappt sich meine Hand und zieht mich in die entgegengesetzte Richtung. Stolpernd versuche ich ihr zu folgen.

"Komm, wir zeigen dir alles. Awenasa ist so etwas wie ein Zufluchtsort für uns, aber eigentlich ist es ein Ort an dem nur die begabtesten Feen unterrichtet werden." Ruft Kira mir begeistert zu. "Und heute Abend machen wir eine Pyjamaparty!" Fügt Cade hinzu, sie klingt nicht weniger begeistert.

Nach einer detaillierten Führung durch Awenasa, was übrigens übersetzt so viel heißt wie 'mein Zuhause' und einem Gespräch mit Kaya, in dem sie mir von meinen Eltern erzählt hat, die ich bald treffen werde, laufe ich allein durch den wunderschönen Park vor dem Haus. Dort bewundere ich die mir fremden Blumen. Die Pflanzen sind einfach umwerfend. Als ich gerade einen ziemlich versteckten Teil des Gartens ansteuere um in Ruhe nachzudenken, stoße ich in jemanden hinein.

Ich will mich noch abfangen, aber ich bin zu langsam und lande total auf meinem Allerwertesten. Eines der Mädchen wird mir gefolgt sein um sicherzugehen, dass ich nicht in Schwierigkeiten komme. Verlegen sehe ich auf, aber die Person die vor mir steht habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.

Ich blicke in wache, grüne Augen, die vor Schreck weit aufgerissen sind.

"Sorry, es tut mir so leid. Ich hab dich nicht gesehen.", erklingt die Stimme des Jungen. Er ist vielleicht ein bisschen älter als ich selber. Als ich den Blick von seinen Augen losreißen kann, sehe ich, dass er mir seine Hand entgegen streckt. Dankbar ergreife ich sie, als ich wieder auf den Beinen stehe, bringe ich endlich auch was über die Lippen.

"Nicht so schlimm. Ich hätte auch besser aufpassen können." Sage ich und lächle ihm zu.

Als ich bemerke, dass ich immer noch seine Hand in meiner Halte versuche ich mich zu lösen, während mir die Röte ins Gesicht steigt, aber er nutzt die Chance und stellt sich vor:

"Hey, mein Name ist Nikolas. Schön dich zu treffen."

"Ich heiße Zahra.", erwidere ich immer noch mit hochrotem Kopf. Ich vermeide es ihm ins Gesicht zu sehen, deswegen wende ich meinen Blick Richtung Boden. Muss ja nicht gleich jeder wissen, dass ich gerade drauf und dran bin mich in eine Tomate zu verwandeln.

"Bist du neu hier? Ich hab dich nämlich noch nie gesehen." Fragt er mich, ich weiche immer noch seinem Blick aus.

"Ahm... ja. Ich lebte in der Welt der Menschen, bis jetzt jedenfalls." Ich versuche erneut meine Hand seiner zu entziehen, diesmal lässt er es zu. Erstaunt sieht er mich an.

"Eine von den fünf." Murmelt er und kratzt sich am Hinterkopf „Ich bin ein Alai. Ich bin so was wie ein Krieger, wenn man so will. Jedoch bin ich nur zu Besuch hier." Sagt er freundlich. "Und woher kommst du? Wenn ich fragen darf?"

"Floris." Murmele ich verlegen. Ich wette jeder weiß, dass ich die reine Macht besitze und das macht mir Angst. Es macht mir Angst, dass jeder meine Lebensgeschichte kennt, wobei ich sie selber nicht verstehe.

"Also, hast du die reine Macht!" Stellt er fest, seine Augen und sein Mund stehen weit offen. Genau wie ich es befürchtet hatte.

"Ja, aber ich bin neu bei dem Ganzen. Ich wüsste nicht wie ich helfen könnte." Sage ich, in meiner Stimme schwingt sowohl Verzweiflung als auch Misstrauen mit.

"Keine Sorge. 'Eine Fee ist immer hilfsbereit und stark. Sie helfen anderen und finden immer eine Lösung für jedes Problem.' Wenn das auf jede Fee zutrifft, dann stell dir vor was für die stärkste Fee gelten muss. Keine Sorge du schaffst das bestimmt. Ich glaube an dich Zahra von Floris." Er nickt mir zu und verbeugt sich kurz.

"Danke, du hast mir wirklich geholfen.", denn seine Worte haben mich komischerweise beruhigt. „Du hast vorher gesagt, dass du nur auf Besuch hier bist. Wie meintest du das?" frage ich, meine Stimme jetzt entspannt, weil ich über etwas Anderes sprechen kann.

„Ich bin gerade im Letzten Jahr meiner Ausbildung und muss für meine Abschlussprüfungen ein Schuljahr meinem Heimatplaneten dienen. Also bin ich dort als Wache und Kämpfer, falls etwas passieren sollte. Ich bin ebenfalls von Floris und wurde geschickt, weil ihr alle in diesen Wochen eintreffen solltet und Conroy die Hilfe aller Alai hier haben wollte. Aber nächste Woche reise ich schon wieder ab um meine Pflichten in Floris weiterzuführen." Sagt er und klingt so unerschrocken und gefährlich, dass ich ihn ein bisschen beneide. 

„Wie gerne wäre ich so mutig." Murmele ich und reibe meine Stirn. Bevor er noch etwas sagen kann, kommt ein zweiter Junge angerannt.

"Conroy braucht alle Alai im Hof. Wir werden angegriffen."

"Ich komme schon, Felix. Ist es das Duo?"

Als dieser zustimmend nickt, stößt Nikolas einen gestressten Seufzer aus. "Das ist Zahra. Sie stammt vom Floris." Als würde das alles erklären nickt der Junge der offensichtlich Felix heißt und fährt fort: "Ich sage Conroy, dass du bei ihr bleibst.", und läuft zurück in die Richtung aus der er gekommen ist

"Sie sind wegen dir hier. Komm! Ich bringe dich in Sicherheit." Damit nimmt er meine Hand und zieht mich mit sich.

Vor mir schleicht Nikolas durch den hinteren Teil des Gartens und ich versuche ihm so leise und unauffällig wie möglich zu folgen. Dabei komme ich mir vor wie in einem schlechten Agentenfilm, aber was soll's. Ich will schließlich nicht Mahina und Rhiamon über den Weg laufen.

Endlich sind wir bei einer Tür angelangt, aber diese lässt sich nicht öffnen. Egal wie verzweifelt Nikolas daran zieht. Er murmelt irgendwas das verdächtig nach 'Vollidiot' klingt.

"Was machen wir jetzt?", frage ich ihn, wenig sinnvoll. Toll Zahra, super clevere Frage! Rüge ich mich in meinen Gedanken.

"Wir müssen irgendwie da rein. Ich spaziere nicht mit dir über den Hof, das ist mal klar."

"Lass mich mal versuchen." Sage ich und gehe an ihm vorbei. Unsicher sehe ich die Holztür an, die fest verschlossen vor mir steht. Angestrengt konzentriere ich mich auf das dunkle Holz das vor mir liegt und ich mustere die Rillen und Maserungen so genau, dass ich sie vermutlich nachher malen könnte, ohne einen Fehler zu machen.

Auf einmal beginnt sie zu wackeln und zu ächzen.

"Zahra. Was tust du da?" Fragt mich Nikolas ein wenig außer sich.

"Ich versuche die Tür zu öffnen. Nach was sieht es aus?", frage ich ihn mit zusammengebissenen Zähnen.

Plötzlich steht vor mir keine Tür mehr sondern, ein Regen aus rosafarbenen Blüten ergießt sich über mich und Nikolas.

Sprachlos sieht Nikolas von mir zu den rosaroten Blüten vor sich, als er sich schließlich meine Hand schnappt und mich durch die Tür zieht.

„Komm schnell, wir müssen hi..." weiter kommt er nicht, da wir vor einem riesigen Loch in der Wand stehen. Kurz lasse ich meinen Blick über das Loch schweifen, als mir auffällt, was uns auf der anderen Seite erwartet.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 31, 2021 ⏰

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