9. Chapter

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~ JAY ~

Mittlerweile war die Wüste in ein dunkles Rot getaucht und auch die letzten Menschen waren in ihren Zelten. Für mich wurde es wohl auch langsam Zeit zu gehen, sonst dürfte ich mir eine ordentliche Predigt von Lennox anhören.

Meine Füße sanken immer wieder leicht im Sand ein und ich war einfach nur froh, die Hitze nicht mehr zu spüren. Der Wind strich mir sanft durch mein Gesicht und wenn meine Haare nicht so kurz wären, hätte er es wohl nach hinten geweht. Aber auch wenn sich das so gut anfühlte und alles so friedlich aussah, so hatte ich ein ganz mieses Bauchgefühl. Irgendetwas würde passieren, da war ich mir sicher.

Misstrauisch sah ich mich um, doch konnte nichts erkennen. Vielleicht war es nur Einbildung oder aber ich hatte Recht und wir würden noch heute Nacht angegriffen werden.

Bei dem Zelt angekommen, wo wir untergebracht waren, wurde ich auch sogleich an der Schulter hineingezogen. Instinktiv nahm ich meine Verteidigungshaltung an und befreite mich aus dem festen Griff. Nur um kurze Zeit später in Lennox wütende Augen zu schauen. 

„Wo warst du?!", wollte er mit befehlshaberischem Ton wissen und sein Blick duldete keine Ausreden.

Irgendwie war ich froh über die Tatsache, dass er mich beim Vornamen angesprochen hatte. „Ich war nur ne Runden laufen, war auch nicht weit weg", antwortete ich und sah auf den Boden, da ich seinem Blick nicht standhalten konnte. 

Er seufzte und seine Schultern sackten nach unten, so als hätte er sich Sorgen gemacht. „Parker, wir befinden uns in einem fremden Land und sie sind über das Verhalten und die Vorgehensweisen aufgeklärt. Sollten sie also noch mal die Befehle und Vorschriften missachten, wird das Konsequenzen haben", sagte er mit fester und autoritärer Stimme. Ich nickte, doch damit gab er sich nicht zufrieden. „Haben sie verstanden?!"

„Ja, Sir!", entgegnete ich. Jetzt waren wir also wieder beim sie, na toll! Er wollte gerade gehen, vermutlich um sich hinzulegen. Doch ich stoppte ihn. „Warten sie Sergeant!"

Genervt drehte er sich um. „Was gibt es noch, Parker?", fragte er und ich konnte deutlich sehen, dass er keine Lust auf das Gespräch hatte, doch ich musste es ihm sagen. 

„Es wäre unklug, die Nacht vollkommen unbewacht durchzuschlafen, Sir!", erklärte ich meine Vermutung. 

Doch er tat sie nur mit einer Handbewegung und einem missbilligenden Blick ab. „Es gibt keinen Grund zur Sorge, überlassen sie es einfach mir. Und sie sollten jetzt wirklich schlafen. Morgen wird abgerechnet." 

Damit verschwand er und auch ich legte mich hin. Der Schlaf war jedoch sehr unruhig, ich hatte Atemprobleme wegen der Hitze und Alpträume quälten mich. Dennoch wachte ich nicht auf, sondern spürte nur das kalte Metall meiner Waffe, die ich fest an mich drückte.

Dann plötzlich spürte ich ein starkes Rütteln an meiner Schulter und jemand rief meinen Namen.

„Parker?" 

Doch aus irgendeinem Grunde, konnte ich meine Augen nicht öffnen. 

„Jay?! Komm schon, du musst aufwachen!" 

Da war wieder diese Stimme, jedoch deutlicher und näher dran. Dieses Mal schaffte ich es meine Augen zu öffnen. Doch irgendwie fühlte ich mich schwer und bekam kaum Luft. Als wäre ein Gewicht auf meiner Brust. Vor mir tauchte das verschwommene Gesicht von Lennox auf. Es war dreckig und Schweißperlen liefen ihm über die Stirn. Als er bemerkte das ich wach war, trat Erleichterung in seine Augen.

„Endlich, komm wir müssen hier raus."

Verwirrt sah ich ihn an. Warum musste er mich mitten in der Nacht wecken? „Was ist denn los?", fragte ich noch im Halbschlaf, doch mein Blick ging an ihm vorbei und dort sah ich das helle Feuer und den dicken Rauch. Das Knistern wurde immer lauter und von weiter weg drangen verzweifelte Schreie ins Zelt. Jetzt wusste ich auch was los war. Das ganze Zelt brannte!

„Wir müssen sofort hier raus!", schrie er mich noch an, ehe er mich auf die Beine zog und mich am Arm herauszerrte. 

Schnell griff ich noch nach meiner Waffe und dabei sah ich unbewusst in den hinteren Teil des Zeltes. Unsere anderen Kameraden lagen dort, von Dreck und Ruß übersäht und das Feuer leckte bereits an ihren Klamotten und ihrer Ausrüstung. Mit einem kräftigen Ruck zog ich an Lennox Arm und zwang ihn so dazu stehen zu bleiben. 

„Wir können sie nicht einfach so liegen lassen!", schrie ich ihn fassungslos an, doch er verzog keine Miene. Erst als er mich wieder nach draußen ziehen wollte und ich ihn gewaltsam zu mir umdrehte, gab er mir eine Antwort.

„Sie sind tot, Jay", erklärte er mir und nickte in ihre Richtung. 

Ich folgte seinem Blick und starrte auf die langsam verbrennenden Soldaten. Doch auch, wenn es klar war, dass von ihnen keiner mehr lebte, so wollte ich es nicht wahrhaben und versuchte mich von ihm loszureißen. Er verstärkte seinen Griff nur und zog mich schlussendlich gewaltsam aus dem Zelt und dann noch einige Meter weiter weg.

Ich bemerkte nur noch, wie ich auf meine Knie sackte und Lennox sich neben mich kniete. Vereinzelte Schreie erfüllten die Nacht, doch auch sie wurden vom knisternden Feuer übertönt und verklungen mit der Zeit.

Froh wieder frischen Sauerstoff zu haben, atmete ich tief ein. Es dauerte eine kleine Weile, ehe sich meine Atmung normalisiert hatte und ich meine Umgebung wieder richtig wahrnahm. Nur wenige hatten es geschafft dem Brand zu entkommen. Darunter wir und ein paar weitere Leute, die zu der Karawane gehört hatten. Also eindeutig zu wenige. Aber das Schlimmste war, Alim und Caleb waren nicht unter ihnen.

A Soldier's LegacyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt